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Zur 1050-Jahr-Feier: 700 Besucher bei Festakt

SCHIERLING, 12. Juli 2003.Der Markt Schierling blickt auf 1050 Jahre urkundlich bezeugte Vergangenheit zurück. Beim Festakt in der Mehrzweckhalle feierten die Schierlinger "ihren" hohen Geburtstag und ernannten den ehemaligen Studiendirektor Hans Straßer zum neuen Ehrenbürger. Straßer verfasste in mühseliger Kleinarbeit eine wissenschaftlich fundierte Chronik des Marktes.

Gäste beim Festakt
700 Besucher nahmen am Festakt in der Mehrzweckhalle teil

  Barbara Gallmeier
   Barbara Gallmeier beim Vortrag des Gedichtes
 

Bürgermeister Otto Gascher legte besonderes Augenmerk auf den Begriff der Heimat, die dem Menschen Geborgenheit gebe. Das Marktoberhaupt blickte zurück auf das Jahr 1953, als Schierling zum Markt erhoben wurde. Damals wie heute sei in Schierling Aufbruchstimmung zu spüren gewesen. Mut zu neuen Ideen seien auch heute immer wieder nötig, mahnte er an. Die Arbeit im Marktrat sei "wie ein Staffellauf" und das Aufeinanderzugehen ein wichtiger Bestandteil in der kommunalen Arbeit. "Weiter so", rief der Bürgermeister den Schierlingern zu. Und dass Gascher selbst ein zutiefst heimatverbundener Mensch ist, zeigte sich am Ende seiner Rede, als dem Kommunalpolitiker bei der Laudatio auf "sein" Schierling die Stimme brach. (Die Rede kann Pfeilhier abgerufen werden.)

Geschäftsleiter Fritz Wallner konnte den Bürgern in der dicht gefüllten Mehrzweckhalle ein besonderes Schmankerl anbieten konnte: Ein Plakat war gedruckt worden, auf dem alle Vornamen und alle Nachnamen der jetzt in Schierling lebenden Bürger abgedruckt sind. Jeder könne sich, so Wallner, sein ganz persönliches Plakat zur Erinnerung an diesen Anlass gestalten, indem er den eigenen Vornamen und den Nachnamen markiere (das Plakat ist im Rathaus erhältlich, mehr zum Plakat Pfeilhier).

Eintragung ins Goldene Buch  
Hans Straßer bei der Eintragung ins Goldene Buch
 
  

Die Highlights des Abends jedoch waren ein Buch und dessen Autor: Hans Straßer, so berichtete Wallner dem Publikum, habe in sechsjähriger, akribischer Archivarbeit ein wissenschaftlich fundiertes Werk geschrieben, das auf 630 Seiten die Geschichte Schierlings in historischer, gesellschaftlicher, topografischer und kirchlicher Hinsicht beleuchte. Rechtzeitig zum Jubiläum war diese Chronik mit dem Titel "Schirelinga" (so die erste urkundlich belegte Erwähnung des Marktes im Jahre 953) erschienen und ist zum Preis von 10 Euro erhältlich (Einführung in die Chronik Pfeilhier). Hans Straßer stellte "seine" Chronik in kurzen Abschnitten vor und zeigte sich als profunder Kenner der Materie. Um dieses ungewöhnlich große, ehrenamtliche Engagement zu würdigen, verlieh Bürgermeister Otto Gascher dem einstigen Studiendirektor die Ehrenbürgerwürde (mehr dazu Pfeilhier). Hans Straßer trug sich daraufhin ins Goldene Buch des Marktes ein.

Anerkennung und Gratulation aus Anlass des 1050-jährigen Jubiläums gab es auch von Seiten der Prominenz: Bezirkstagspräsident Rupert Schmid lobte Schierling als "gesunde Gemeinde. Sie sind auf dem richtigen Weg!" Domkapitular Dr. Max Hopfner entsprach dem Wunsch des Marktes und ging auf den 25. Bischof von Regensburg, Conrad III. von Laichling, der von 1186 bis 1204 wirkte, ein. Landrat Herbert Mirbeth betonte: "Heimat ist, wo man verstanden wird. In Schierling haben sich viele Menschen verstanden gefühlt", stellte Mirbeth fest.

Blechbläserensemble der Berufsfachschule für Musik
Das Blechbläserensemble der Berufsfachschule für Musik

Mit feierlicher Musik verliehen das Blechbläserensemble der Berufsfachschule für Musik des Bezirks Oberpfalz (Leitung Norbert Lodes), der Kammerchor der katholischen Hochschule für Kirchenmusik Regensburg (Leitung Professor Kunibert Schäfer) mit Brahms' "Liebeslieder-Walzer, op 52" sowie ein Gedicht, vorgetragen von Barbara Gallmeier, dem Festakt den künstlerischen Touch, ehe in einem "Massenevent" alle 700 Anwesenden mit Bürgermeister Gascher auf eine gute Zukunft des Marktes anstießen.

Kammerchor bei der Darbietung
Kammerchor der Kath. Hochschule für Kirchenmusik

Gottesdienst und Biergarten

  Pfarrer Bock und Pfarrer Prpic
   Pfarrer H. Bock und Pfarrer A. Prpic beim Festgottesdienst
 

Auch der Sonntag mit dem Fest- und Dankgottesdienst sowie dem anschließenden Biergartenbetrieb am Rathausplatz wurde von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Pfarrer Hans Bock machte in einer historischen Predigt (PfeilPredigt im Wortlaut) die Dimensionen deutlich, welche die Menschen über die Jahrhundert hinweg aufgrund ihres christlichen Glaubens in sich tragen: "Ihr seid das Licht der Welt", "Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben!" und "Ihr seid das Salz der Erde". Die Geschichte zeige, dass religiösen, die geistigen und sozialen Werte bestehen blieben, Ideologien aber wie das "Tausendjährige Reich" keinen Bestand hätten. Der Glaube an Gott bleibe bestehen, materielle Werte, wie Geld, Beruf und Reichtum vergingen - ganz im Gegensatz zu den geistigen Werten des Wahren, Schönen und Guten, die alles überdauern würden. Auch die sozialen Werte der Nächstenliebe, der Mitmenschlichkeit und der Solidarität blieben, während die egoistischen Werte von Macht und Ansehen vergingen. "Windhauch, alles nur Windhauch", zitierte er aus dem Buch Kohelet. Der Dekan forderte dazu auf, den Menschen der nachfolgenden Generationen die Natur als wertvollen Lebensraum zu erhalten und das Bemühen um Frieden und Liebe nach dem Vorbild Christi weiter zu tragen. Der Kirchenchor unter Leitung von Prof. Kunibert Schäfer gestaltete den Gottesdienst mit Unterstützung von Streichern mit. Am Altar stand auch der kroatische Pfarrer Antun Prpic.

Oktoberfestkapelle Edelweiss
Auftritt der "Original Oktoberfestkapelle Edelweiß" auf dem Rathausplatz

Anschließend spielte die "Original Oktoberfestkapelle Edelweiß" von Joe Watzke am Rathausplatz auf. Bürgemeister Otto Gascher erklärte, dass dies ein Vorgeschmack auf den gerade an dieser zentralen Stelle im Ort geplanten Biergarten sei. Er wünschte sich, dass die Bürgerschaft auch in Zukunft gut miteinander feiern kann.
Unterdessen bleiben die Souvenirs rund um das Jubiläumsjahr begehrt. Das Erinnerungsglas und das Namensplakat mit den 1049 Vornamen und 1572 Nachnamen aller derzeit lebenden Schierlinger gibt es auch weiterhin im Bürgerbüro des Rathauses. Geschäftsleiter Fritz Wallner hatte bei der Vorstellung erklärt, dass es alle Menschen als große Ehre und Anerkennung empfinden würden, wenn sich jemand an sie erinnert und sie beim Namen nennt. Damit komme zum Ausdruck, dass der andere wichtig sei, und ernst genommen werde. "Aus diesem Gefühl heraus ist die Idee entstanden, ein Plakat zu machen und der Bürgerschaft zu schenken, auf dem alle Frauen und Männer, Kinder und Greise verzeichnet sind, die jetzt - in der Mitte unseres Jubiläumsjahres - in Schierling mit all seinen Gemeindeteilen leben.Alle sind wichtig - wir können auf niemanden verzichten - das ist die Botschaft des Plakats!", so Wallner.

Besucher auf dem Rathausplatz
Stimmung bei den Besuchern

Weitere Veranstaltungen
Die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr gehen nach der Sommerpause weiter: Am 5. Oktober ist mit der Aufführung der "Jahreszeiten" von Joseph Haydn durch den Kirchenchor St. Peter und Paul ein großes Konzert in der Mehrzweckhalle geplant und am 19. Dezember gibt es in der Mehrzweckhalle ein Weihnachtskonzert der Regensburger Domspatzen.

Brunnen
Gännshänger-Brunnen

 

Text: Angelika Lukesch/Fritz Wallner
Fotos: Angelika Lukesch/Christian Brandt/Fritz Wallner