Pfarrer Hans Bock, Sonntag, 13. Juli 2003, Pfarrkirche Schierling
Predigt beim Fest- und Dankgottesdienst
zur ersten urkundlichen Erwähnung Schierlings vor 1050 Jahren
Festgottesdienst zur ersten urkundlichen Erwähnung Schierlings
Liebe Schwestern und liebe Brüder im Herrn!
Wir Menschen sind unterwegs zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese Tatsache wird uns besonders bewusst, wenn wir uns die Geschichte anschauen, vor allem, wenn wir uns die Geschichte unseres Marktes in den vergangenen 1050 Jahren vor Augen halten. Vieles hat sich in diesen 1000 Jahren ereignet und verändert. Es gab damals viel weniger Menschen in unserem Ort Schierling und
- die meisten lebten von der Landwirtschaft,
- die Lebensweise und auch die Wohnverhältnisse waren im Vergleich zur heutigen Zeit viel einfacher, alles war noch Handarbeit, ob im Haushalt, auf dem Feld, ob im Stall oder in einem Handwerksbetrieb.
- Wirtschaftlich und politisch war das eine ganz andere Zeit. Es gab einen ständigen Wechsel von Aufbau und Niederreißen, von Wiederaufbau und Wiederniederreißen.
Aus dieser Erfahrung spüren wir, alles Menschliche ist vergänglich:
- menschliche Bauwerke vergehen,
- menschliche Wirtschafsformen vergehen,
- menschliche Gesellschaftsformen vergehen
- und auch die Menschen selbst vergehen.
- Menschengruppen, die vor 1050 Jahren hier gelebt haben, gibt es nicht mehr. Grafen, Fürsten, Landesherren und Richter mit ihren Dienstboten gehören längst der vergangenen Zeit an.
Segen für die ganze
Gemeinde |
Diese Vergänglichkeit menschlicher Werke und menschlicher Werte und
der Menschen selber sind in der alten Schrift des Propheten Kohelet ausgedrückt,
wie wir das gerade in der Lesung gehört haben: Windhauch, Windhauch,
alles ist Windhauch. Was hat der Mensch von all seinem Besitz, für den
er sich abgemüht hat?
Wenn uns die Vergänglichkeit der Menschen so stark bewusst wird, drängt
sich uns die Frage auf: Gibt es dann etwas Bleibendes im menschlichen Leben?
Hier müssen wir antworten: Nichts!. Hier greifen wir zu unserem christlichen
Glauben. Er allein schenkt uns bleibende Werte. Christus hat uns vor 2000
Jahren Werte aufgezeigt, die heute noch gelten und für die es sich lohnt
seine Kraft und seine Ideen einzusetzen. Werte, die von Bestand sind.
Wir haben gerade Worte aus der Bergpredigt gehört, die Jesus zu den Menschen
gesagt hat, mit denen er uns mahnt bzw. etwas aufzeigt.
"IHR SEID DAS LICHT DER WELT"
Das besagt: Wir, die wir uns Christen nennen, wir sind für die Welt ein
leuchtendes Beispiel; zumindest sollen wir es sein.
- Ein leuchtendes Beispiel für religiöse Werte,
- ein Beispiel für die geistigen Werte,
- ein Beispiel für soziale Werte.
Wir sollen die aber auch der Welt zeigen durch unser überzeugtes Christsein:
- Ideologien wie das 1000-jährige Reich des Nationalsozialismus oder das frühere Regime der DDR vergehen. Der Glaube an Gott aber bleibt bestehen.
- Materielle Werte wie Geld, Beruf, Reichtum vergehen. Aber geistige Werte des Wahren, des Schöneren und des Guten bleiben.
- Die egoistischen Werte von Macht und Ansehen vergehen. Aber die sozialen Werte der Nächstenleibe, der Mitmenschlichkeit, der Solidarität bleiben bestehen.
Weiter heißt es in der Bergpredigt:
"EINE STADT, DIE AUF EINEM BERG LIEGT, KANN NICHT VERBORGEN BLEIBEN".
In Anspielung auf die Stadt können wir sagen: Eine Kirche, die auf dem
Berg liegt wie unsere Kirche, kann nicht verborgen bleiben. Wir Christen sollen
eine starke, weithin sichtbare und lebendige Kirche sein. Auf dem unerschütterlichen
Grund Gottes stehend sollen wir in der Kraft Gottes die bleibenden Werte verwirklichen
und so für die Menschen aller Jahrhunderte ein sichtbares Zeichen der
Güte und der Liebe Gottes sein. Unser Glaube müsste bei uns allen
wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Gott müsste bei uns allen wieder mehr
an Bedeutung gewinnen. Gott müsste in unserer Zeit wieder einen anderen
Stellenwert bekommen.
Ein drittes Bild ist noch in der Bergpredigt angesprochen:
"IHR SEID DAS SALZ DER ERDE"
Das Salz hat eine bewahrende, konservierende Kraft, die auch schon vor 1050
Jahren bei uns zur Würze und zur Konservierung der Speisen verwendet
wurde. Wir Christen müssen eine bewahrende Aufgabe erfüllen. Wir
müssen heute mehr denn je für die Erhaltung des Lebens eintreten:
- gegen Hunger,
- gegen die Umweltverseuchung,
- gegen den Rüstungswettlauf, der auf Kosten der Armen geht,
- und für den Frieden.
Wir Christen sind als das Salz der Erde für eine lebenswerte Zukunft der nachfolgenden Generation verantwortlich. Keinem Volk auf der Erde geht es so gut wie uns.
- Wir haben genug zum Essen,
- wir haben Wohnungen und Häuser,
- wir haben eine gute soziale Versorgung,
- wir haben einigermaßen Arbeit, fast jede Familie hat ein Auto und oft zwei,
- die Welt ist für alle sichtbar geworden durch den Fernseher,
- Kinder tragen schon Telefone (Handy) mit sich.
- Wir können uns eine Urlaub leisten und auch manchen Luxus,
- wir leben in einem Land, in dem Frieden ist.
Was wollen wir denn noch mehr? Warum gibt es bei uns so viele unzufriedene Menschen? Unser Herr Bürgermeister hat beim gestrigen Festabend gesagt, wir leben wie im Schlaraffenland. Wir haben für unseren Wohlstand viel getan, aber auch Gott hat schon auch das "Seine" dazu getan. "Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit" beten wir jeden Tag in der heiligen Messe.
Geliebte im Herrn!
Wir stehen als Menschen im Fluss der Zeit von Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft. Vieles haben wir unseren Vorfahren zu verdanken, insbesondere, dass
wir heute so gut leben können und dass sie uns die Schöpfung bewahrt
haben.
- Erhalten auch wir den Menschen der nachfolgenden Generation die Natur als wertvollen Lebensraum.
- Halten wir fest an unserem christlichen Glauben, den wir von unseren Vorfahren ererbt haben und geben wir ihn glaubwürdig weiter.
- Bemühen wir uns um den Frieden und die Liebe wie Jesus es uns gezeigt hat, damit die Menschen wieder froher, glücklicher, zufriedener und glaubwürdiger werden.
- Vertrauen wir auf Gott, er ist der, der in Ewigkeit bleibt und gehen wir den Weg auf ihn hin, den Weg, den Jesus uns gezeigt hat, dann kommen wir sicher an das Ziel, denn alles andere in der Welt ist Windhauch.
Amen!