30. Schierlinger G’stanzlsängertreffen

Einzug der Künstler
Gemeinsam zogen die Künstler in den Saal ein

Schierling, 01.04.2006. G’stanzl, Schnaderhüpfl und Wirtshausmusi beherrschten zum 30. Mal den Aumeier Saal in Schierling. Hochzeitslader, Sänger und Musikanten unterhielten über fünf Stunden, im seit Monaten ausverkauften Saal mehr als dreihundert Besucher. Die Organisation und Leitung lag, wie schon in den 29 Jahren zuvor, in den Händen des ehemaligen Bezirksheimatpflegers der Oberpfalz, Dr. Adolf Eichenseer. Neben dem Fernsehen wurde die Veranstaltung auch wieder vom bayerischen Rundfunk aufgezeichnet. Die Leiterin der Abteilung Volksmusik beim BR, Evi Strehl stellte die erste Ausgabe der Jubiläums-CD „30 Jahre Schierlinger G’stanzlsingen” vor.

Evi Strehl, Adolf und Erika Eichenseer, Otto Gascher
Evi Strehl überreicht die ersten CDs an Erika und Adolf Eichenseer
Nikoklas von den 'Auer Buam'
Mit Besenstiel und Klöppel musizierte Nikolas von den "Auer Buam"

Sänger und Musikanten, angeführt vom Organisator, zogen unter tosendem Beifall des Publikums im Aumeier-Saal zum 30. Schierlinger G’stanzlsängertreffen ein. Musikalisch begleitet wurde der Einzug mit dem „Blechhubermarsch” von der Kapelle Tanngrindler unter Leitung von Dr. Rosskopf, die ihr Debüt in Schierling feierten. Dr. Adolf Eichenseer widmete dieses Jubiläumssingen dem unvergessenen Roider Jackl der heuer im Juni hundert Jahre alt geworden wäre. In einem kurzen Resümee der letzten 30 Jahre Schierlinger G’sanzlsingen betonte der Organisator, dass es auch immer Ziel war mit dieser Veranstaltung die Nachwuchsmusiker zu fördern, was nach seinen Worten sehr gut gelang.

Hermann Fleischmann
Mit farbenprächtig geschmückten Hochzeitsladerstock trat Hermann Fleischmann auf

Mit jungen Musikern, den „Auer Buam” begann auch das Programm. Mit ihren klaren Stimmen scheuten sie auch nicht zurück bei den G’stanzln Bürgermeister Otto Gascher aufs Korn zu nehmen. Das 11 und 14 jährige Duo, das von ihrer Mutter auf dem Akkordeon begleitet wurde wusste aber auch mit ungewöhnlichen Instrumenten wie Löffel und Besenstiel zu überzeugen. Ein Zeugnis dafür, dass die Volksmusik lebt lieferten die Geschwister Laschinger, sie interpretieren ausschließlich Lieder mit eigenen Texten und gaben drei beeindruckende Beispiele dafür ab.

Reine Familiensache ist das Musizieren bei der sechsköpfigen „Familienmusik Lichtenwald” aus Sachsdorf bei Nittendorf die bei ihren Auftritten manch ungewöhnliche Töne wie Hundegebell in ihre Lieder mit eingebaut hatten. Stammgäste in Schierling sind die Geschwister Reisinger die ihre Texte im Stile der alten Volkssänger vortragen. „Und im Schierlinger Rathaus benutzt koana a Papiertaschentücherl weil da ja ‚Tempo’ draufsteht...”, mit G’stanzln dieser Art nahmen beide das politische und gesellschaftliche Leben in Schierling aufs Korn. Mit der „Schnuckiputzihasimausi-Litanei”, einem Lied über die Entwicklung der Kosenamensgebung unter Liebenden im Laufe der Jahre, das mit wahren Zungenbrecherpassagen versehen ist, hatten sie die Lacher auf ihrer Seite.

Karin und Lugge
Karin und Lugge hatten im Aumeiersaal ein Heimspiel

Ein Heimspiel hatte das Schierlinger Musikerurgestein Ludwig Islinger der diesmal mit Partnerin im Duett „Karin und Lugge” auftrat. Mit den Couplets „D’Sonntagsruah” und „Bier en Fassl hamma net” ernteten beide großen Applaus. Am Ende des zweiten Auftritts animierte Ludwig Islinger das Publikum erfolgreich mit ihm eine Dankeshymne für Dr. Eichenseer als Anerkennung seiner erfolgreichen Arbeit um das Schierlinger G’stanzlsängertreffen anzustimmen. Mit einer ungewöhnlichen Instrumentenzusammenstellung traten die „Streichhölzer” aus Ingolstadt erstmals in Schierling auf. Die fünfköpfige, jugendliche Crew stellte mit drei Geigen und zwei Bassinstrumenten eindrucksvoll unter Beweis dass bei guter Volksmusik nicht unbedingt Blasinstrumente dazugehören.

Tubaspieler
Tubaspielen macht dicke Backe

„D’Raith-Schwestern und da Blaimer” traten erstmals im Viererpack in Schierling auf. Sie kann man getrost als Musikkabarettisten bezeichnen. Besonders Andi Blaimer überzeugte als Komiker, dem der Mann an der Tuba nicht viel nachstand und die kräftigen Stimmen der Schwestern Susanne und Tanja Raith taten ihr übriges für Entertainmentgenuss der besonderen Art. Ihr Programm begannen das Quartett mit kurzen G’stanzln und dem etwas anzüglicen Lied „Der schiache Bua” und mit „I biag di scho hi” rissen sie das Publikum zu wahren Beifallsstürmen hin. Eine weitere Premiere in Schierling feierte Hans Reiger aus Wackersdorf. Er gehört auf jeden Fall in die Sparte „Volksmusik-Comedy” eingestuft. Schon sein Einmarsch ließ Besonderes erwarten als er über einen Besuchertisch spazierte und sich dabei flüssige Nahrung in seinen Schuh schütten lies um sich daran zu laben. Er absolvierte seinen Auftritt auch nicht von der Bühne, sondern blieb kurzerhand am Prominententisch stehen. Mit Witzen, Gsangln und dem „Steckenlied” strapazierte er die Lachmuskeln des Publikums bis aufs Äußerste.

Gruppenbild der Akteure
Diesmal hatten nicht alle Akteure auf der Bühne Platz
 

Hochzeitslader präsentieren G’stanzl in Reinkultur

Beim gegenseitigen Aussingen, ein alljährliches Highlight, zeigten die Hochzeitslader was sie aus dem Stehgreif alles zusammenreimen können. Hierbei bekamen die Zuhörer in den vorderen Reihen immer wieder mal „ihr Fett weg”.

Heiner Weigl
Von Anfang an dabei in Schierling ist der Weigl Heiner

Reine G’stanzlsänger sind die Hochzeitslader von denen heuer gleich fünf in Schierling vertreten waren. Heiner Weigl war mit 76 Jahren ältester Akteur der Veranstaltung. Seine spitzen Zweizeiler erzählten vom Werben um ein „Schäferstündchen” und nahmen den Bauernstand aufs Korn. Hermann Fleischmann suchte sich seine potentiellen Opfer mehr im Publikum. Neben dem schon traditionellen erbetteln von einer „Gurgelschmiere” für sich in Form einer Maß Bier sorgte er für eine Premiere.

Otto Gascher
Bürgermeister Otto Gascher versuchte sich als G'stanzlsänger

Ihm gelang es Bürgermeister Gascher auf die Bühne zu locken und ihn solange zu triezen bis dieser eine gesangliche Kostprobe in Form eines G’stanzls von sich gibt. Der Bürgermeister zog sich dabei mit einem „Derbleckvers” gegen Fleischmann achtbar aus der Affäre.

Hochzeitslader Hans Schwarzensteiner nutzte eine Regieanweisung des Fernsehens, wobei er seinen Standort auf der Bühne wechseln sollte zu einem heißen musikalischen Flirt mit der Klarinettistin der Kapelle. Er schaffte es relativ schnell, dass ihm die junge Dame ein dickes Bussi aufdrückte. Auch in Sachen Verpflegung machte er einen besseren Schnitt, ihm wurden aus den Zuschauerreihen vier Maß Bier gereicht mit denen er auf der Bühne mit den Spendern anstieß.

Vier Akteure stoßen an
Gleich vier Maß Bier ersang sich Hans Schwarzensteiner
Josef Danner mit BR-Redakteurin
Josef Danner mit BR-Redakteurin

Der Dauerbrenner in Schierling ist „Ferkelbaron” Josef Danner aus Oberharthausen, ein Stehgreifsänger mit Leib und Seele. Kaum auf der Bühne begann er auch schon die Anwesenden an den ersten Tischen auszusingen. Mit einem Wechsel von klassischen und abgesetzten G’stanzln ging er Reih um und wusste von jedem Weiblein und Männlein, zum Amüsement des Publikums, was zu berichten. Er holte sich die Aufnahmeleiterin des bayrischen Fernsehens auf die Bühne und beanstandete ihre, seiner Meinung nach, zu zarte Figur und empfahl ihr Frecherweise eine „Silikonspritze”. Das Vorhaben sich von ihr ein Busserl zu ersingen gestaltete sich für ihn äußerst schwierig, aber was lange währt wurde auch für ihn gut.

Die Dame in der Runde der Hochzeitslader, Renate Maier aus der Nähe von Pfarrkirchen, stand in keinster Weise ihren männlichen Kollegen nach. Mit gewaltigen Kugeln schoß sie gegen die Privatsphäre hochrangiger Politiker. Um ihre Schlagfertigkeit zu beweisen forderte sie das Publikum auf ihr Worte zuzurufen zu denen sie spontan klassische G’stanzl formte.

Sepp Danner und Renate Maier
Besangen ihre beleibten Körper - Sepp Danner und Renate Maier

Als Highlight des Sänger und Musikantentreffens gilt alljährlich das gegenseitige Aussingen der Hochzeitslader. Heuer kam es zu den Paarungen Hermann Fleischmann gegen Hans Schwarzensteiner und Josef Danner gegen Renate Meier. Dr. Eichenseer bat bei der Moderation in weiser Voraussicht die Akteure, sich bei diesen Duellen an einen annehmbaren Zeitrahmen zu halten. In der ersten Paarung trafen zwei "Waidler" aufeinander und sie waren sich einig nicht gegeneinander zu schießen sondern sich ihre Opfer im Publikum zu suchen. So mußten wieder einmal die Bürgermeister und die Moderatorin des bayerischen Fernsehens, Traudi Siferlinger herhalten. Etwas anders sah es zwischen Josef Danner und Renate Maier aus. Ihr musikalischer Spott richtete sich hauptsächlich gegen den auf beiden Seiten vorhandenen gewichtigen Körperbau, wobei ihre Texte des öfteren in die nicht ganz jugendfreie Zone schweiften.

Dr. Eichenseer mit Akkordeon Dr. Eichenseer mit Akkordeon Dr. Eichenseer mit Akkordeon
Organisator Dr. Eichenseer griff selbst zum Akkordeon um gemeinsam mit dem Publikum zu singen Die "Auer Buam" beim Musizieren Hans Reiger unterhielt mit „Volksmusik-Comedy”
Blick ins Publikum
Fünf Stunden lang wurde das Publikum bestens unterhalten

Text: Robert Beck
Fotos: Robert Beck, Fritz Wallner