Digitalisierung
Wir veröffentlichen zu diesem Thema ein Interview mit Bürgermeister Christian Kiendl, das in der Frühjahrsausgabe 2019 von SCHIERLING EXKLUSIV erschienen ist.
Schierlings digitale Welt
Was der Markt alles macht – Interview mit dem Bürgermeister
SCHIERLING, 07.04.2019. Der Begriff „Digitalisierung“ ist in aller Munde. Im Kern bedeutet er, dass Informationen oder Abläufe in eine digitale Form gebracht werden, also am Computer oder Handy abgerufen, angeschaut oder bearbeitet werden können. Dank Digitalisierung können heute Navigationsgeräte statt gewichtiger Straßenatlanten, Online-Fahrpläne statt gedruckter Fahrplantabellen, Online-Wörterbücher statt teurer Lexika genutzt werden. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Grundsätzlich ist - neben vielen anderen Dingen - alles, was früher nur gedruckt erhältlich war, und nun im Internet abgefragt werden kann, ein Ergebnis der Digitalisierung. Das gilt auch für die Suche nach Hotels, Gesundheitsinformationen, Bücher, Fotos oder Musikstücke, die bislang auf Kassetten gespeichert waren. Wir sprachen mit Bürgermeister Christian Kiendl über die Herausforderungen der Digitalisierung für den Markt Schierling.
Herr Bürgermeister, was macht der Markt Schierling konkret bei der Digitalisierung?
Kiendl: Es geht da um zwei große Themenfelder. Einerseits um den optimalen Ausbau der Breitbandversorgung, damit man sich mit großer Geschwindigkeit Informationen aus dem Internet holen oder auch dort einstellen bzw. hochladen kann. Da sind wir gemeinsam mit der Deutschen Telekom bereits sehr weit fortgeschritten und teilweise mit bis zu 200 Megabit pro Sekunde rasant auf der Datenautobahn unterwegs. In den nächsten Monaten werden weitere Verbesserungen in Betrieb gehen können.
… und andererseits?
Kiendl: Andererseits geht es darum, dass die Bürger möglichst viele Angelegenheiten über den Computer regeln können, für die sie bis jetzt ins Rathaus kommen mussten. Und schließlich stellen wir bereits jetzt viel mehr an Informationen ins digitale Netz, als das noch vor Jahren denkbar gewesen wäre.
Was meinen sie konkret?
Kiendl: Über unsere Homepage www.schierling.de ist das Bürger-Service-Portal mit speziellen Angeboten erreichbar. Außerdem haben wir in den letzten Wochen Monaten viele Dokumente ins Netz gestellt, die bisher für die Bürger entweder nicht oder nur schwer zugänglich waren, oder für die wir jetzt unter einem Stichwort die Zusammenfassung bieten.
Sind da auch spannende Sachen dabei?
Kiendl: Das denke ich schon. Nehmen wir nur die Chronik der Muna. Mit Zustimmung des Verfassers ist jetzt der erste Teil im Netz, in dem zum Beispiel haarklein steht, was die Amerikaner mit den über 6.000 Tonnen Giftkampfstoffen gemacht haben, die zum Ende des Krieges in der Muna gelagert waren. Oder auch die beiden Chroniken von Josef Mundigl aus dem Jahr 1953 sowie die von Hans Straßer aus 2003. Beide sind als Druckexemplare vergriffen, doch jetzt über das Internet wieder verfügbar. Es lohnt sich also, immer wieder einmal in der Rubrik „A-Z“ zu stöbern.
Was machen Sie mit Bürgern, die nicht so fit sind am Computer?
Kiendl: Uns ist bewusst, dass wir weiterhin rücksichtsvoll sein und zweigleisig bleiben müssen. Denn bei einem Großteil der Bevölkerung geht die Umstellung entweder nicht so schnell oder – gerade bei älteren Mitbürgern – auch gar nicht mehr. Für sie bleibt das Rathaus weiterhin Servicestelle wie bisher auch. Vielleicht haben sie aber auch Familienangehörige oder Freunde, die ihnen manches am Computer zeigen können.
Es wird viel über die Digitalisierung an Schulen geschrieben. Was macht da Schierling?
Kiendl: Wir haben an unseren Schulen bereits zum Teil „Whiteboards“ im Einsatz. Das sind „Schultafeln“, die sich auch Informationen aus dem Internet holen können. In diesem Jahr werden wir einen Klassensatz Tablets-Computer für rund 10.500 Euro beschaffen. Der staatliche Zuschuss dafür beläuft sich auf 90 Prozent. Wir fördern die zeitaktuelle Art des Lernens sehr stark.
Noch eine abschließende Frage: Warum sind nicht alle Sitzungsprotokolle des Marktrates im Internet?
Kiendl: Da setzt uns der Datenschutz enge Grenzen. Bei der Klausurtagung des Marktgemeinderates haben wir uns dazu ausführlich beraten lassen. Wir wurden ermahnt, den Datenschutz sehr ernst zu nehmen, um nicht in irgendeine Haftung zu geraten. Leider ist nicht von der Hand zu weisen, dass manche Menschen von anderen alles wissen wollen, während über sie selbst nichts veröffentlicht werden darf.