Städtebauförderung bisher sehr wirksam
Markt Schierling widmet sich als eine der ersten Gemeinden in Deutschland der „kommunalen Selbstreflexion“
SCHIERLING, 27.12.2013. Mit einer „kommunalen Selbstreflexion“ hat der Markt Schierling auf die Wirksamkeit der Investitionen im Rahmen des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ geschaut. Diese ist Teil einer Evaluierung – also einer sach- und fachgerechten Bewertung – die sowohl der Bund als auch der Freistaat Bayern fordern. Sie wollen damit sicherstellen, dass ihre Zuschüsse auch das auslösen, was sie sich zum Ziel gesetzt haben.
Der Ortskern Schierling steht im Mittelpunkt der „Kommunalen Selbstreflexion“, die im Rahmen der Städtebauförderung erstellt worden ist |
Schierling ist bundesweit eine der ersten Gemeinden die sich dieser Arbeit gewidmet haben, bestätigte inzwischen die in Berlin beheimatete Bundestransferstelle für die Abwicklung des Programms. Auch die Oberste Baubehörde beim bayerischen Innenministerium begrüßte es sehr, dass der Markt diese Arbeit gemacht hat.
Die Ergebnisse wurden jüngst der Lenkungsgruppe für die Erarbeitung des gesamtörtlichen Entwicklungskonzepts vorgestellt. Bürgermeister Christian Kiendl erinnerte an die umfangreiche Bürgerbeteiligung vor über drei Jahren. Immer noch interessiere sich die Bevölkerung nach seiner Beobachtung sehr stark dafür, was aus den Konzepten wird. Viele Projekte konnten nach Kiendl bereits umgesetzt oder gestartet werden. Jetzt sei es an der Zeit sich selbst zu prüfen, ob die Strategie stimmt und wie die Zukunft aussieht. Bund und Land haben nach Kiendl eine gemeinsame Arbeitshilfe zur Evaluierung und Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ herausgegeben, als Grundlage für die Umsetzung in den Gemeinden.
Oberziele als Orientierung
Die Selbstreflexion der Lenkungsgruppe orientierte sich konsequent an den Oberzielen des Entwicklungskonzeptes, nämlich den Markt Schierling immer noch mehr zu einem Mehrgenerationenort, Wirtschaftsort, Kultur- und Kommunikationsort zu gestalten. Die zu beantwortenden Fragen hießen „was wurde erreicht/läuft gut?“ und „was wurde bisher nicht erreicht?“ Es ging außerdem um festzustellende Fortschritte, Veränderungen und das Bürgerinteresse sowie um die Bewusstseinsbildung für die bestehenden Probleme, Herausforderungen und Hemmnisse.
Positive Momentaufnahme
„Es handelt sich um eine Momentaufnahme, die sehr positiv ausfällt!“, stellte der Bürgermeister fest. In allen vier Bereichen seien herausragende Ergebnisse erzielt worden, insbesondere auch durch die Sanierung des ältesten Schulhauses Deutschlands. Die Aufwertung der Ortsmitte durch einen Lebensmittelmarkt, die Gemeindebücherei und den Familienstützpunkt in einem neuen Gebäude zeichne sich ab. Auch dem Ziel aus dem Entwicklungskonzept, mehr Wohnungen im Zentrum zu schaffen, sei man sehr nahe. Denn auf dem ehemaligen Nock-Grundstück sollen schon im nächsten Jahr über 20 neue Wohnungen entstehen und außerdem sei der Weiterbau am betreuten Wohnen durch einen Investor geplant.
Weiterer Handlungsbedarf
Das Werk listet aber auch auf, was noch nicht gelungen ist, nämlich zum Beispiel die Sanierung von Schloss und Dorfmühle, die beide in Privatbesitz sind. Es bestand Einigkeit in der Lenkungsgruppe, dass gerade diese Gebäude einen wichtigen Teil der städtebaulichen Identität von Schierling ausmachen. Offen seien auch noch die Nachnutzung der ehemaligen Muna sowie die Einstellung eines Klimaschutzmanagers. Beim letzten Punkt warte der Markt noch auf die Bewilligung der Zuschüsse.
Die Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm habe bewirkt, dass im Marktgemeinderat und bei der Bürgerschaft das Bewusstsein für die Stärkung des Zentrums enorm gewachsen ist, heißt es in der Dokumentation. Diese Stärkung sei gerade auch durch die Filialen von Facharztpraxen auf einem sehr guten Weg.
Besondere Herausforderungen
Als eine besondere Herausforderung stellt sich immer wieder neu die Lage des Ortskerns Schierling dar. Der Ort und insbesondere der Ortskern Schierling wird durch den Fluss „Große Laber“ geteilt und gleichzeitig in seiner Nutzung begrenzt. Dadurch seien nur sehr eingeschränkt Entwicklungsflächen vorhanden und es sei ein besonderes Augenmerk auf den Hochwasserschutz zu legen. In Zusammenhang mit der Ansiedelung des Lebensmittelmarktes sei deutlich geworden, dass sich die An-forderungen an die Ausgestaltung von Parkplätzen wesentlich geändert haben. Sie müssen zur besseren Nutzbarkeit breiter und tiefer sein als sie bisher gebaut wurden. Deshalb ist der Umbau des Parkplatzes beim Rathaus unabdingbar. Die Finanzierung der Umsiedelung des Feuerwehrgerätehauses aus dem Ortskern heraus sei ein finanzieller Kraftakt. Deshalb sei es umso wichtiger, dass diese Umsiedelung über die staatliche Städtebauförderung als Maßnahme von entscheidender Bedeutung unterstützt wird.
Renaturierung als Ausgleichsmaßnahme
Es wird in der Dokumentation auch darauf hingewiesen, dass die Ausgleichsflächenakquirierung für die neuen Wohnbaugebiete und die Ortskernentwicklung ein immer größeres Problem darstellt. Vom Markt Schierling wird darauf gedrängt, dass ein Ausgleich – über die Bildung eines Fonds – auch über Maßnahmen im Ortskern erfolgen kann, die dem Natur- und Umweltschutz dienen, wie etwa die Renaturierung des Allersdorfer Baches. Dieses Vorhaben stellt auch ein Ziel der Ortskernentwicklung dar.
Die gesamte Dokumentation kann hier geöffnet werden:
Gesamte Dokumentation (PDF-Datei, 4,7 MB)
Text: Fritz Wallner
Foto: Luftbild Huber (mit allen Rechten beim Markt Schierling)