Gemeindeentwicklungskonzept im Entwurf vorgestellt

Leitbild mit Aktionsplan als Richtschnur für das kommunale Handeln bis zum Jahr 2025

Schierling, 26.01.2011. Was mit dem DemoCrazy-Jugendtag und der Auftaktveranstaltung im Jahre 2009 begonnen hat, wurde jetzt bei einer Bürgerinformation im Saal des „topfour“ mit der Vorstellung des Entwurfs des integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts zu einem vorläufigen Ende gebracht. Das Konzept kann die Richtschnur für das kommunale Handeln bis zum Jahre 2025 sein. Weil es im Rahmen des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ erarbeitet wurde, geht es sehr stark um den Ortskern Schierling, aber auch die künftige gewerbliche Entwicklung sowie um kulturelle und soziale Aspekt. Basis war eine ausgeklügelte Bürgerbeteiligung nach neuesten Erkenntnissen und Bürgermeister Christian Kiendl freute sich, dass wieder 130 Bürger und Bürgerinnen gekommen waren.

Bgm. Christian Kiendl mit Akteuren und Experten
Bürgermeister Christian Kiendl mit den Akteuren und Experten des Schierlinger Gemeinde-Entwicklungsprozesses, v.l. Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch, Dr. Volker Salm und Wolfgang Grubwinkler

„Jeder Bürger der sich ansprechen ließ und mitgemacht hat, war ein kleiner Unternehmensberater!“, stellte der Bürgermeister fest. Die 18 Monate seit der Eröffnung des Prozesses mit dem DemoCrazy-Jugendtag seien sehr spannungs- und ereignisreich gewesen. Die sehr rege Teilnahme der Bürgerschaft habe den Prozess bereichert und unterstützt. Dabei sei sehr deutlich geworden, dass Schierling zielstrebig voran gehe.

Wolfgang Grubwinkler von Identität&Image bescheinigte dem Markt Schierling, dass dazu bearbeitende Spektrum in Schierling sehr breit gewesen sei. Dass mit der Jugend begonnen wurde, stellt für derartige Prozesse etwas ganz Neues dar, so der erfahrende Stadtentwickler. Doch dies sei der richtige Ansatz gewesen, weil gerade die jungen Leute mit den Ergebnissen und deren Auswirkungen leben werden. Die im Prozess erarbeiteten Visionen seien „vorweggenommene Zukunft“, so Grubwinkler. Mit acht Handlungsfeldern sei der gesamte Organismus von Schierling im Focus gewesen. Grubwinkler stellte fest: „Jede Idee, die aus dem bürgerschaftlichen Prozess entstanden ist wurde sehr intensiv besprochen!“. Das Ergebnis sei ein Aktionsplan, der eine Fülle von Maßnahmen beinhalte, und zwar große mit einem ambitionierten Investitionsbedarf und kleine, die schnell realisiert werden können. Ganz oben auf der Liste der Wünsche und Erwartungen der Bürger stehe das „Haus der Begegnung“, so Grubwinkler. Er listete auf, dass bei allen Beteiligungsprozessen insgesamt rund 2000 Stunden Bürgerengagement für die Zukunftsentwicklung Schierlings investiert worden sind. Das sei eine „bemerkenswerte Bilanz“ und sie zeige, dass der Prozess Bodenhaftung ebenso wie die fachliche Qualifizierung habe.

Blick in den Saal mit fast voll besetzten Tischen
Wie bereits während des gesamten Prozesses herrschte auch für der Vorstellung der Ergebnisse ein großes Bürgerinteresse

Einzelhandelsentwickler Dr. Volker Salm erinnerte daran, dass Vieles in Schierling beim Einzelhandel bereits sehr gut sei, aber es gebe auch Dinge, die verbessert werden können. Das wichtigste Thema in seinem Fach sei der Lebensmitteleinzelhandel im Ortskern gewesen. Denn dabei gehe es wirklich um Ortskernentwicklung. Ein solcher Markt spiele auch als sozialer Treffpunkt eine ganz wichtige Rolle. Jetzt bestehe die Kunst darin es zu schaffen, dass Eigentümer und Betreiber Maßnahmen zur Standortsicherung ergreifen. „Das ist eine Situation, für die es sich lohnt zu kämpfen!“, so Dr. Salm. Er hielt es für sehr wichtig, dass der Marktgemeinderat die Veränderungssperre erlassen hat, so dass derzeit im Westen kein weiterer Lebensmitteleinkaufsmarkt gebaut werden kann. Dass dieses Thema in Schierling zur Chefsache gemacht wurde und ein intensiver Kontakt zu Eigentümer und Betreiber besteht, das sei genau der richtige Weg. Dr. Salm mahnte allerdings auch die Bevölkerung. „Sie bestimmen mit ihrem Einkaufsverhalten die Struktur des Lebensmitteleinzelhandels von morgen mit“, sagte er und bat jeden einzelnen sich die Frage zu stellen, was er mit seinem Einkaufsverhalten auslöse. In der Diskussion wurde gewünscht, dass auch im Süden des Ortes wieder ein Lebensmittelgeschäft kommt. Dr. Salm hielt das für aussichtslos, weil kein Betreiber dorthin geht, wo nicht genügend potenzielle Kunden vorhanden sind.

Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch stellte fest, dass das Bild des Ortes Schierling nach Außen hin noch nicht passt. „Die Auswärtigen sollen in Zukunft noch besser spüren, welche Qualitäten in diesem Ort bestehen“, so seine Bitte. Eine große Stärke sei die Lage Schierlings mit einer exzellenten Verkehrsanbindung, schönen Landschaft, sehr guter Infrastruktur, hohem Engagement der Bürger und einen baugeschichtlichen Potenzial. Trotzdem sei der Ortskern noch zu wenig attraktiv. Und außerdem hielt er es für richtig, dass der Markt an der B 15 neu ein neues Gewerbegebiet plant. Im Innerort ist nach Dr. Dürsch „der Landschaftsraum das größte Entwicklungspotenzial“. Ein Weiher zwischen der Mitter- und Dorfmühle könnte Leben – besonders auch für junge Familien – bieten. Ein wichtiges Ziel sei auch der Erhalt von Schloss und Dorfmühle als eines der wichtigsten Ensembles im Ort. Bürgermeister Christian Kiendl kündigte an, dass der offizielle Teil des Konzepts, nämlich die „städtebauliche Voruntersuchung“ nach dem Baugesetzbuch in eine weitere Bürgerbeteiligung geht. Der Marktgemeinderat wird das Konzept im Februar beraten und wahrscheinlich Beschluss fassen. Dann erfolgt die Umsetzung Zug um Zug je nach Prioritäten und den finanziellen Möglichkeiten des Marktes.

Schierlinger Leitbild mit Aktionsplan

Städtebau und Verkehr: Attraktivitätssteigerung im Ortskern, Umgestaltung der Brauerei, Erhaltung der historisch wertvollen Bausubstanz, Schaffung von Freiräumen für Kinder, Fassadensanierung, verstärkte Nutzung des Landschaftsraums Große Laber.

Einkaufen: Attraktive Einkaufsmöglichkeiten im Ortskern erhalten.

Gewerbliche Wirtschaft: Erweiterung bestehender Gewerbegebiete und Neuentwicklung.

Bildung und Kultur: Gründung einer Außenstelle der Volkshochschule Regensburg.

Umwelt, Energie und Landwirtschaft: Erarbeitung eines Klimaschutzkonzepts unter Beteiligung der Bürger.

Soziales und Generationen: Schaffung eines „Hauses der Begegnung“ mit vielfältigen Nutzungen.

Freizeit und Sport: Naturbad, Naturteich, weitere Skaterbahn-Elemente und Nachnutzungskonzept der Muna.

Tourismus: Schaffung von Erlebnisgastronomie, Bau eines Hotels, Präsentation der touristischen Ziele und geschichtlichen Besonderheiten.

Text und Fotos: Fritz Wallner