Berlin besichtigt Schierlings Ortskern-Entwicklung

Bundestransferstelle interessierte sich für Bürgerbeteiligung und Bürgerinformation sowie abgewickelte und geplante Maßnahmen

SCHIERLING, 22.08.2010. „Der frühe Beginn mit einem Stadtmarketing-Prozess vor über zehn Jahren trägt heute bei der Ortsentwicklung reiche Früchte!“, stellte Christoph Haller von der in Berlin ansässigen Bundestransferstelle für das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ nach einer Besichtigung des Ortskerns fest. Haller war besonders beeindruckt von der konsequenten, vielfältigen und ideenreichen Bürgerbeteiligung sowie der Bürgerinformation, die der Markt Schierling auch jetzt bei der Erarbeitung eines gesamtörtlichen Entwicklungskonzepts praktiziert.

Christoph Haller (Bildmitte) von der Berliner Bundestransferstelle für das Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ wurde von Bürgermeister Christian Kiendl (links) und Bauoberrat Ferdinand Ketterl sowie Bauamtsleiter Manuel Kammermeier (rechts) über die Bürgerbeteiligung, Bürgerinformation und die Umsetzung von Maßnahmen informiert

Die Bundestransferstelle ist vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung beauftragt, das Städtebauförderungsprogramm zu begleiten und den Erfahrungsaustausch zu fördern, informierte Haller. Es werden dabei bundesweite Tagungen angeboten, an denen auch Vertreter des Marktes Schierling teilgenommen haben. Die Bundestransferstelle baut derzeit sukzessive eine Projektdatenbank mit guten Beispielen aus der Umsetzung des Programms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ auf. Damit soll der Schatz an Erfahrungen mit der Vielfalt unterschiedlicher Herangehensweisen, Beteiligungsformen und Umsetzungsstrategien allen Programmgemeinden und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Bürgermeister Christian Kiendl freute sich, dass gerade die Aktivitäten von Schierling auf das Interesse des Bundes an gestoßen sind und er machte bewusst, dass zwar bei der Ortsentwicklung schon sehr viel erreicht aber auch noch sehr viel zu machen sei. Dies bestätigte auch Bauoberrat Ferdinand Ketterl von der Regierung der Oberpfalz, der den Gast aus der Hauptstadt begleitete. „Schierling hat bereits eine weite Wegstrecke bei der Ortsentwicklung zurückgelegt“, so Ketterl. Das Entwicklungskonzept werde zeigen, dass aber noch wichtige Entscheidungen anstehen. Haller und Ketterl bescheinigten dem Markt Schierling, dass er schon außergewöhnlich frühzeitig mit einer Gemeindeentwicklung im Dialog mit den Bürgern begonnen hat. Das zahle sich jetzt aus. Die Einbeziehung der jungen Menschen, die vor allem beim „DemoCrazy“-Jugendtag angestrebt wurde, war für den Bürgermeister sehr wichtig.

Im Anschluss an den Rundgang durch den Ort war für Haller ablesbar, dass hinter all den Maßnahmen der letzten Jahre bei Straßen und Plätzen eine Gesamtidee steht. Geschäftsleiter Fritz Wallner erläuterte die bisherigen Prozesse im Detail und hob besonders auch den Architektenwettbewerb hervor, bei dem sich 39 namhafte Architekturbüros aus Bayern qualifizierte Gedanken über den Ortskern Schierling und dessen Entwicklung gemacht hatten. „Das alles geschah auf der Grundlage der von Bürgern erarbeiteten Vorgaben“, so Wallner. Vieles sei erreicht worden, manches musste verworfen werden und einiges stehe noch zur Realisierung an. Wallner machte anhand von Beispielen bewusst, dass schon ín den letzten Jahren auch viele Grundstückseigentümer im Ortskern im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft mit der Verschönerung ihrer Gebäude zur Verbesserung des Ortsbildes beigetragen haben. Der Bürgermeister wies den Gast auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer umfassenden Bürgerinformation hin. Mit dem „Schierling-Echo“ habe sich der Markt ein Organ geschaffen, das einerseits wie eine Bilanz ist und andererseits die umfassenden Aktivitäten für die Bürgerschaft dokumentiert.

„Bürgerbeteiligung und Bürgerinformation bedingen sich!“, so der Bürgermeister. Das Konzept „Jesuitenmeile“, die Umgestaltung der Brauerei zu einem Besuchermagnet, die Schaffung eines Hauses der Begegnung, die Begehung auch aller kleineren Gemeindeteile sowie das Engagement von privaten Akteuren bei der Finanzierung des „Quartiersfonds“ waren weitere Themen des Informationsgesprächs. Auf besonderes Interesse stießen bei Haller die zweitägige „Zukunftswerkstatt“ und die Planungswerkstatt der Bürger. Denn dabei handelte es sich um Instrumente, mit denen die Bürgerschaft auch unmittelbar Einfluss nehmen konnte. „Derzeit werden viele der Bürgervorschläge auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und Ende September im Rahmen von Expertenrunden diskutiert“, so Bürgermeister Kiendl. Für den Spätherbst stellte er in Aussicht, dass der Lenkungsgruppe und den Mitgliedern der Zukunftskonferenz der Entwurf des integrierten Gemeindekonzepts vorgestellt werden kann. „Ihre Vorgehensweise und ihre Erfolge sind sehr beeindruckend“, stellte Christoph Haller anerkennend fest. Da stecke bei den Akteuren Herzblut dahinter, das sei an jeder Stelle zu spüren, ergänzte er.

Besichtigung der Ortsdurchfahrt
Auch die Gestaltung eines großes Teiles der Ortsdurchfahrt wurde als sehr gelungen angesehen

Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“

Ziel. Das Programm „Leben findet Innenstadt – Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ zielt auf ein verstärktes privates Engagement und eine erhöhte Investitionstätigkeit in bayerischen Stadt-, Orts- und Stadtteilzentren.

Gemeinden. In ganz Deutschland wurden im Programmjahr 2008 146 Kommunen mit 155 Fördergebieten in das Zentrenprogramm aufgenommen, davon Hemau und Schierling aus dem Landkreis Regensburg. Im Programmjahr 2009 erhöhte sich die Zahl auf deutschlandweit 211 Kommunen. Aus dem Landkreis Regensburg kamen Neutraubling und Wörth a.D. dazu, sowie Barbing im Jahre 2010.

Transferstelle. Die Bundestransferstelle wurde als programmspezifisches Kompetenzzentrum eingerichtet, dessen Angebote einer breiten Fachöffentlichkeit zur Verfügung stehen. Die Tätigkeit konzentriert sich vor allem auf die Gewährleistung eines kontinuierlichen und schnellen Informationsflusses und Wissenstransfers zwischen den unterschiedlichen Akteuren, die an der Entwicklung der Stadt- und Ortsteilzentren in den Programmkommunen (und ggf. darüber hinaus) beteiligt sind. Sie trägt mit ihren Erkenntnissen zur Weiterentwicklung des Programms bei und arbeitet eng mit der Uni Kassel zusammen.

Maßnahmen. Die Sanierung des Denkmals „ältestes Schulhaus Deutschlands“, das gleichzeitig das älteste Wohnhaus Schierlings ist, wird über das Zentrenprogramm gefördert.

Text und Foto: Fritz Wallner