Ortskern Schierling grundsätzlich „vital und stark“

Bei Privatgebäuden gibt es aber Nachholbedarf

SCHIERLING, 21.07.2010. „Das Wohnen, die wirtschaftliche Entwicklung und die Infrastruktur sind die drei entscheidenden Säulen des Ortskerns; wenn eine davon schwächelt, fängt alles zu schwanken an“, erklärte Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch bei der Bürgerversammlung zu den vorbereitenden städtebaulichen Untersuchungen im Rahmen der Städtebauförderung. Grundsätzlich sei der Ortskern Schierling „vital und stark“, doch bei den privaten Gebäuden habe Schierling in der Ortsmitte „einen höheren Nachholbedarf“.

Bürgerversammlung
Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch stellte den Bürgern die ersten Ergebnisse seiner vorbereitenden Untersuchungen vor

Bürgermeister Christian Kiendl betonte, dass der Prozess zur Erarbeitung eines gesamtörtlichen Entwicklungskonzepts rasant in Fahrt sei. Die bei der Auftaktveranstaltung, der Zukunftskonferenz und Planungswerkstatt geäußerten Vorschläge und Wünsche der Bürger würden derzeit untersucht. Auch wenn derzeit das Geld nicht sehr viel sei, so dürfe sich die Gemeinde das Denken nicht verbieten lassen. „Jede Generation ist aufgefordert, ihre Visionen zu erforschen und die Chancen auszuloten, ihre Heimatgemeinde fortzuentwickeln. Wir auch!“, so Kiendl. Diese geschehe nicht, weil die Verantwortlichen ein persönlicher Ehrgeiz zerfrisst und auch nicht, um vielleicht Denkmäler zu hinterlassen. „Nein! Wir tun das, weil es unserer Verantwortung entspricht, unseren Kindern und Kindeskindern eine Grundlage zu hinterlassen, auf der sie die Geschichte unserer Heimatgemeinde ‚Markt Schierling’ qualifiziert weiterbauen können“, so der Bürgermeister. Er wünschte sich, dass die Bürgerschaft weiterhin sehr interessiert bleibt und sich einbringt.

Dr. Dürsch hatte in den letzten Monaten den Bauzustand und die Bevölkerungsstruktur im Ortskern untersucht. „Sie haben noch einen stark bewohnten Ortskern“, machte er deutlich, doch sei die Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zur Gesamtgemeinde im Untersuchungsgebiet überproportional rückläufig. Die Abwanderung sei noch nicht dramatisch. „Aber es lohnt sich, etwas zu tun!“, fasste der Architekt zusammen. Entscheidend sei, dass das Wohnumfeld gut ist und es auch im Innern Naherholungsmöglichkeiten gibt. Denn sonst würden die jungen Leute gehen. Wichtig sei es, dass die neue Bücherei in die Ortsmitte komme. Auch das Image bedeute viel. Er sprach sich ausdrücklich dafür aus, den Prozess „Vorsprung zieht an“ weiterzuführen, denn damit habe sich Schierling ein unverwechselbares Bild und Zeichen gegeben, über das die Gemeinde identifiziert wird.

Dr. Dürsch informierte über vorbereitende Gespräche mit dem Wasserwirtschafts- und dem Straßenbauamt, um zu ermitteln, wie die Behörden zu den städtebaulichen Bürgervorschlägen aus der Auftaktveranstaltung, der Zukunftskonferenz und der Planungswerkstatt stehen. Der Gedanke, die Große Laber noch mehr in das Leben der Menschen einzubeziehen, sei positiv aufgenommen worden. Denn damit könnte gleichzeitig ein Beitrag für den Hochwasserschutz geleistet werden. „Was sich die Bürger in ihren kühnsten Träumen nicht denken trauten, kann vielleicht Wirklichkeit werden“, sagte der Architekt.

Maria Auer fragte nach künftigen Realisierungschancen, wenn die Städtebauförderungsmittel vom Staat um fünfzig Prozent gesenkt werden. Der Bürgermeister informierte über Schriftverkehr mit dem Bundeswohnungsbauminister und dem bayerischen Innenminister, um die Kürzung in diesem Bereich nicht stärker werden zu lassen als im Durchschnitt der anderen Kürzungen. Ausdrücklich stellte Kiendl fest, dass die Förderung für das älteste Schulhaus Deutschlands nicht betroffen ist. „Diese Mittel sind bewilligt und beim Staat eingeplant!“, so Kiendl. Gerade bei der Städtebauförderung sei es so, dass durch einen Euro öffentliches Geld im Durchschnitt acht Euro zurückkommen.

Empfang im Garten
Empfang im Garten
Der Markt Schierling will das Wohnen, die wirtschaftliche Entwicklung und die Infrastruktur in der Ortsmitte besonders im Auge behalten

Städtebauliche Voruntersuchung für Schierling

Altersstruktur. Der untersuchte Ortskern umfasst etwa 1500 Einwohner. Der Anteil der über 65-jährigen in diesem Zentrum ist um 16 Prozent höher als in der Gesamtgemeinde. Der Anteil der Neugeborenen bis 6-jährigen um 35 Prozent geringer, der der 7- bis 18-jährigen um 14 Prozent geringer. „Diesen Trend muss man sehr genau anschauen!“, so Dr. Dürsch.

Geschwindigkeit. Die Bürger klagen, dass durch Schierling zu schnell gefahren wird. Eine Tempo 30-Zone entlang der Staatsstraße ist nicht möglich. Sehr kontrovers wurde diskutiert, ob mit noch mehr Verkehrszeichen wirklich etwas erreicht werden kann. „Allein die Vernunft der Autofahrer ist gefragt“, hieß es. Die Vorstellungen der Marktverwaltung zur geplanten Aktion „Runter vom Gas“ werden nach Bürgermeister Kiendl der Verkehrsschau vorgelegt.

Text und Fotos: Fritz Wallner