Öffentlich-private Kooperation bei Städtebauförderung

„Ortsmitte mit seiner Versorgungsfunktion dauerhaft und bedarfsgerecht sichern“

SCHIERLING, 259.06.2010. Der Markt Schierling verfolgt mit der Städtebauförderung insbesondere auch die Erhaltung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und die Stärkung des sozialen Zusammenhalts im Ortskern. Das erklärte Bürgermeister Christian Kiendl bei der Versammlung der Grundstückseigentümer im Sanierungsgebiet. Die Erhaltung dieser Lebensqualität sei nur gemeinsam mit den Bürgern zu bewerkstelligen. Er bat deshalb um eine verstärkte öffentlich-private Kooperation.

Der Ortskern Schierling in der Dämmerung
In Schierling wurden Hauseigentümer dafür sensibilisiert, dass vor allem die Fassaden ihrer Gebäude für die Attraktivität des Ortskerns mitentscheidend sind 

Der Bürgermeister freute sich sehr, dass 55 Eigentümer ins Gasthaus Aumeier gekommen waren. Die Verstärkung der öffentlich-privaten Kooperation nannte er als eine wichtige Grundvoraussetzung für das Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“, in das der Markt Schierling im Jahre 2008 aufgenommen worden ist. Der Ortskern Schierling stehe besonders im Focus, weil gerade dieser Teil der Gemeinde eine wichtige Versorgungsfunktion hat. „Diese gilt es dauerhaft und bedarfsgerecht zu sichern!“, so Kiendl. Wie sehr die Bevölkerung auf ihren Ortskern schaut, sei schon beim Stadtmarketing-Prozess vor zehn Jahren deutlich geworden. Er sollte attraktiver und schöner werden, mehr Geschäfte wurden gewünscht und eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität. „Wir haben in der Zwischenzeit sehr gute Ergebnisse erzielt!“, so der Bürgermeister. Es gebe einen Buchladen sowie Biergarten und weitere Freisitze am Rathausplatz. Konzerte würden veranstaltet und die Jahrmärkte seien ein Magnet. Er lobte, dass manche Grundstückseigentümer auch ihre Fassaden bereits deutlich verbessert haben.

Gerade um die Verbesserung der privaten Bausubstanz gehe es jetzt, so Kiendl. „Die Qualität der einzelnen Gebäude ist entscheidend für das Erscheinungsbild eines Straßenzuges“, fuhr er fort. Dabei komme es gerade auf die Detail und die gewählten Materialien an. Kiendl fasste zusammen: „Wenn Bürger oder Gäste die Frage zu beantworten haben, ob es in Schierling schön ist, dann beantworten sie diese vor allem danach, wie sich die Ortsmitte präsentiert. Das ist unsere gemeinsame Verantwortung!“. Es gehe nicht darum, dem einen oder anderen Bürger einfach Geld zuzuschieben und es geht nicht um das Schüren von Neid, so Keindl. „Sondern es geht um die Sicherung der Zukunft für unseren Ort und unsere Gemeinde!“, stellte er fest. Der Abend sollte nach Kiendl die Grundstückseigentümer zum Mitmachen motivieren und animieren.

Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch nannte als Förderschwerpunkte der Städtebauförderung den öffentlichen Raum, die gezielte Förderung der Einzelhändler und Maßnahmen der privaten Eigentümer. Nur wenn in einen guten Zustand der Gebäude investiert wird seien ordentliche Mieter zu bekommen und damit auch Mieteinnahmen gesichert, so Dürsch. Anhand von konkreten Beispielen zeigte er, wie Fassaden umgestaltet werden können, wie Häuser mit Fensterläden „angezogen aussehen“ und wie durch Sprossenfenster Häuser optisch größer werden. Er warb für eine abgestimmte Farbgestaltung der Fassaden. Dr. Dürsch stellte heraus, dass die Städtebauförderungsrichtlinien eine finanzielle Unterstützung für alle „Anstrengungen und Maßnahmen“ vorsieht, die eine wirkliche Verbesserung herbeiführen, und die im Hinblick auf die Wirkung für das gesamte Straßenbild wichtig ist. Die Förderung ist für Fassaden auf 15000 Euro im Einzelfall begrenzt. Bürgermeister Kiendl bat abschließend, dass sich Interessenten im Rathaus melden sollen.

Eigentümer und Architekt H.-P. Dürsch
Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch (rechts) stellte bei einer Eigentümerversammlung gelungene Beispiele und auch finanzielle Fördermöglichkeiten vor

Wichtige Details

Sanierungsgebiet. Der Marktgemeinderat hat vor etwa acht Jahren ein förmliches Gebiet festgelegt, innerhalb dessen besondere Vorteile und Verpflichtungen nach dem Baugesetzbuch gelten. Als ein Ergebnis des derzeit laufenden Entwicklungsprozesses soll eine Ausweitung des Gebietes erreicht werden.

Gestaltungsfibel. Bürgermeister Kiendl wies darauf hin, dass es bereits eine Gestaltungsfibel gibt, die wichtige Beispiele für eine Verschönung und Verbesserung von Gebäuden beinhaltet. Er warb sehr dafür, dass bei der Farbgebung der Fassaden die darin dargestellte Farbpalette beachtet wird. Die Fibel gibt es kostenlos im Rathaus.

Energieberatung. Dr. Stefan Murza von der Energieagentur des Landkreises und der Stadt Regensburg stellte vor, dass auch durch energetische Maßnahmen eine Aufwertung des Ortskerns möglich ist. Er bot für die Grundstückseigentümer die konkrete Beratung an. Bürgermeister Kiendl wird dem Marktgemeinderat vorschlagen, dass sich der Markt der Aktion „Energie-Beratungsgutschein“ anschließt. Dr. Murza kündigte an, dass dann für jeden Einzelfall auch die technisch und finanziell beste Lösung durchgerechnet werden kann.

Fördermöglichkeiten. Für Sanierungsmaßnahmen an privaten Gebäuden innerhalb eines förmlich festgesetzten Sanierungsgebietes vornimmt, kann dafür auch zinsgünstige Kredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erhalten und außerdem steuerliche Vorteile nutzen. Es wurde empfohlen, mit der Hausbank und dem Steuerberater in Kontakt zu treten.

Text und Fotos: Fritz Wallner