SCHIERLING, 02.02.2010. Der Abensberger Bräu Leonhard Salleck hat vor gut zwölf Jahren die Schierlinger Brauerei gekauft und sie mit dem „Schierlinger Pils“ als erfolgreicher Marke im harten Wettbewerb erstaunlich gut platziert. Jetzt strebt er – nach der Fertigstellung des Abensberger Hundertwasser-Turms - den Umbau des Schierlinger Komplexes zur „Besucher-Brauerei“ an und will dabei ebenfalls architektonische Besonderheiten schaffen.
Die Schierlinger Brauerei soll im „Hundertwasser-Stil“ umgebaut werden. Zu einem ersten Ideenaustausch traf sich Bräu Leonhard Salleck (Bildmitte) mit v.l. Brauereiverwalter Rupert Winkler, Schierlings Bauamtsleiter Manuel Kammemeier und Bürgermeister Christian Kiendl sowie, v.r. den Architekten Peter Pelikan und Dr. Hans-Peter Dürsch |
Bei der „Zukunftskonferenz“ im Rahmen des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ war klar geworden, dass sich die Ziele Sallecks mit den Wünschen der Bürgerschaft decken. Die Brauerei als massivster Baukörper im Ortskern soll auch in Zukunft eine außerordentliche Bedeutung behalten, so die einhellige Meinung.
Salleck stellte bei einer Besprechung mit Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl und Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch, der den Markt Schierling beim Entwicklungsprozess fachlich begleitet, seine Grundgedanken vor. Sein „Hundertwasser“-Architekt Peter Pelikan aus Wien hatte dazu bereits Skizzen mitgebracht. Der Bräu erklärte den großen Erfolg des „Schierlinger Pils“ – mit Steigerungsraten auch im Jahre 2009 – damit, dass es in Bayern keinen weiteren Pils-Spezialisten gibt. Dies hielt er für eine gute Voraussetzung, um den Bekanntheitsgrad von Schierling an den Hundertwasser-Turm in Abensberg hinzuhängen. Dort erwartet er jährlich über 50000 Besucher. Ein Teil davon könnte nach Schierling weiterziehen, sofern die Brauerei ein ähnlich attraktives Architekturprogramm biete und sich Schierling mit seiner Geschichte und seinen Sehenswürdigkeiten präsentiert. „Mein Ziel in Schierling ist, eine schöne Sache zu machen und einen wichtigen Beitrag für Schierling zu leisten!“, so Salleck.
Architekt Dr. Dürsch bestätigte, dass die Grundhaltung Sallecks genau in das Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ passt. Denn die meisten Zentren würden darunter leiden, dass sie entleert werden. Dr. Dürsch hatte die Schierlinger Brauerei bereits intensiv besichtigt und erkannte einige „sehr interessante Ansätze“. Es gehe darum, richtiges, vernünftiges, ortstypisch-bodenständiges Leben hineinzutragen.
Bürgermeister Christian Kiendl freute sich über die Ideen und das Engagement Sallecks. Er verwies auf die bereits vor einigen Jahren erstellte städtebauliche Verträglichkeitsstudie, in der auch beachtenswerte Ansätze enthalten sind. Und er versicherte, dass der Markt Schierling in den nächsten Jahren einen besonderen Schwerpunkt auf die weitere Steigerung der Attraktivität des Ortskerns legen wird. Kiendl sah erheblich steigende Chancen durch die Fertigstellung der B 15neu und mit der Inangriffnahme der Sanierung des ältesten Schulhauses Deutschlands einen ersten wichtigen Schritt, um die historisch wertvollen Hochbauten zu sanieren und mit Leben zu erfüllen.
Es ging auch um Finanzierungshilfen der öffentlichen Hand für die Sanierung der Brauerei. Dr. Dürsch erklärt, dass in der Praxis der sanierungsbedingte Mehraufwand – als Beispiel nannte er die Erneuerung der Fassaden – grundsätzlich förderfähig ist. Es gebe allerdings einen Zuschuss nur für die „unrentierlichen“ Kosten. Es wurde eine weitere enge Zusammenarbeit vereinbart.
Der Brauereikomplex ist die massivste Bausubstanz im Schierlinger Ortskern |
Geschichte. Die Gründung der Brauerei geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Von 1680 bis 1773 wurde sie von den Jesuiten betrieben, von denen sie 1733 bis 1735 neu gebaut wurde. Später kam sie in das Eigentum des Fürsten von Thurn und Taxis, bis sie 1997 von Leonhard Salleck übernommen wurde.
Pils-Karriere. Das „Schierlinger Pils“ erzielte 1997 einen Jahresausstoß von 3000 Hektoliter, zwei Jahre später 6000 Hektoliter und für 2010 wird ein erneuter Zuwachs auf 12000 Hektoliter erwartet.
Architekt. Leonhard Salleck hat die architektonische Umgestaltung den Wiener Architekt Peter Pelikan engagiert, der rund 80 Prozent der Hundertwasser-Architekturprojekte geplant und die Bauten ausgeführt hat.
Tourismus. Bei einer harmonischen synergetischen Zusammenarbeit der Brauereien in Abensberg und Schierling könnte der Grundstein für die touristische Entwicklung Schierlings gelegt werden. Salleck schwebt auf dem Brauerei-Hauptgebäude ein in Zimmermann-Kunsthandwerk gefertigter Aussichtsturm vor. Außerdem soll ein Besucherzentrum mit einem „Jesuiten-Zimmer“ mit hochwertiger Wandvertäfelung entstehen.
Text und Foto: Fritz Wallner
Luftaufnahme: Leikam