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Schwerstes Unwetter seit Menschengedenken

Rathausplatz stand am Montagabend völlig unter Wasser

SCHIERLING, 08.06.2011. Am frühen Montagabend ging über Schierling, Unterlaichling und benachbarte Orte ein so schweres Unwetter nieder, dass sich selbst die ältesten Bürger nicht an etwas Ähnliches erinnern konnten. Der Gärtner Franz Dantscher hat gemessen, dass innerhalb von 20 Minuten 45 Liter Regen und Hagel niedergeprasselt sind. Der gesamte Rathausplatz war überflutet und war für den Verkehr unpassierbar. Auch der Biergarten und Freisitze von Cafes waren überschwemmt.

Der überschwemmte Rathausplatz
Der überschwemmte Rathausplatz

Das Unheil kam vom Ort selbst, besonders aber von den Fluren des nördlichen Hügellandes - vom Kolbinger Berg und Mainberg - Schierling. Der "Katzengraben" - ein uralter Flurgraben zur Entwässerung dieser Gegend - konnte die Wassermassen nicht mehr fassen und entwickelte sich im Ortskern gegenüber der Brauerei zum reißenden Fluss, der sich entlang und durch das Anwesen Amann zur Brauerei wälzte und sich dort an einem geschlossenen Tor aufstaute. Was weiter konnte schoss zum über das "Katzengassl" zum Rathausplatz. Schon vorher war die Placidus-Heinrich-Schule ein "Opfer" der Wassermassen, die mit brachialer Naturgewalt ein Fenster im Keller über einen Schacht eindrückten und so in das Gebäude gelangten. Rektorin Gudrun Honke musste mit ansehen, wie das alte Fotolabor, das Archiv und andere Räume im Untergeschoß zum Teil türhoch unter Wasser standen. Die Aufräumungsarbeiten dauerten den ganzen Dienstag und waren noch nicht abgeschlossen. Denn auch der Schutzraum der Mehrzweckhalle, der Übungsraum des TV-Musikzuges und viele Utensilien der Schule wurden in Mitleidenschaft gezogen und vieles musste entsorgt werden.

Überschwemmter Keller
Anstemmen gegen das Hochwasser

Der über 80-jährige Michael Amann staunte ebenso wie Ludwig Dengler über das Ausmaß der Überschwemmungen und Verwüstungen durch das Unwetter. "So etwas haben wir noch nie erlebt!", waren sich beide unabhängig voneinander einig. Beide haben Zeit ihres Lebens im Zentrum gewohnt und können deshalb die Situation abschätzen. Insbesondere, dass sich der Rathausplatz als See präsentierte, war für die beiden Ur-Schierlinger neu.

Bürgermeister Christian Kiendl war nach der Mitteilung über das Unwetter eilends von einer Versammlung aus Barbing zurückgekehrt. Er verfolgte besorgt die Entwicklung im Zentrum. Das Wasser reichte bis zu den Rathausstufen und ergoss sich von der Carl-Perzel-Straße bis zum Nock-Grundstück, wo das neue Altenheim entsteht. Nachdem bereits im Bekleidungshaus Herrmann, in der Druckerei Kössinger und in der Sparkasse Wasser eingedrungen war, drohte auch das "Centro" zu überfluten. Jede Welle konnte ein Überschwappen auslösen, solange der Verkehr durch die Fluten rollte.

Waten durch das Hochwasser
Waten durch das Hochwasser

Die Mitarbeiter des Rathauses regelten anfangs den Verkehr und leiteten über die Dorfmühlstraße um. Manche Autofahrer waren nicht sehr einsichtig und wollten unbedingt durch den Rathaus-See fahren. Der gemeindliche Bauhof trat in Windeseile fast vollzählig in Aktion, baute Straßensperren, schnitt ein Eisengitter am Katzengraben auf, das sich mit vielen Ästen und Gestrüpp als Barriere erwiesen hatte und half in der Schule sowie beim Säubern der Straßen mit. Die Feuerwehren aus der Großgemeinde Schierling, dazu Pfakofen, Aufhausen und Köfering pumpten Keller leer und halfen überall dort, wo gerade Not am Mann war. "Ich bin begeistert von der Leistung dieser Männer!", sagte Sparkassen-Hausmeister Hans Fleischmann kurz vor Mitternacht und der Bürgermeister dankte allen Helfern für ihren selbstlosen Einsatz. Er war froh, dass die betroffene Bevölkerung das Unheil mit großer Gelassenheit hingenommen hat. Die Einsicht hatte sich breit gemacht, dass gegen ein solches Unwetter keine noch so guten Vorkehrungen helfen. Erstaunlich allerdings war, dass es immer noch Grundstücke und Häuser an der Mischwasserkanalisation gibt, die nicht durch ein Rückstauventil oder eine Hebeanlage gesichert sind, wo seit vielen Jahren permanent darauf hingewiesen wird, dass dies unbedingt Stand der Technik ist. Denn durch das Fehlen werden regelmäßige Keller-Überflutungen geradezu herausgefordert. Geärgert haben sich die Feuerwehrleute über einen besonders unvernünftigen Autofahrer, der durch seine Raserei Helfer in Gefahr brachte. Gegen ihn wird es eine Anzeige geben.

Insgesamt hatte es rund 65 Millimeter in zwei Stunden geregnet. Das sind etwa 8 Prozent der gesamten Jahres-Niederschlagsmenge. In Unterlaichling wurden 60 Liter gemessen. Dort war einmal mehr die Schreinerei Barth betroffen. Bürgermeister Kiendl besichtigte die Situation und machte deutlich, dass der Markt seit geraumer Zeit eine hilfreiche Lösung in Aussicht hat, die bisher aber nicht realisiert werden konnte. Er hoffte aufgrund der jüngsten Katastrophe auf eine erhöhte Kooperationsbereitschaft.

Bgm. Christian Kiendl im Gespräch mit Feuerwehrleuten
Bgm. Christian Kiendl im Gespräch mit Feuerwehrleuten

Bis nach Mitternacht haben die Feuerwehrmänner die Straßen wieder gesäubert. Die Bauhofleute haben Unrat weg geräumt und für die nötige Ordnung gesorgt. Auch am Dienstag waren sie vollauf beschäftigt. Es gilt etwa die Straßensinkkästen wieder zur säubern, damit ein weiterer großer Regen wenigstens am Anfang schnell abfließen kann. Der Bürgermeister war sehr froh und dankbar, dass auch Bürger tatkräftig angepackt und zum Teil zur Selbsthilfe gegriffen haben. In der großen Not entstand im Ortskern eine beachtenswerte Solidarität.

Das Unwetter in Bildern

Gute Stimmung auf dem Festival
 
Das Eich Die Raith-Schwestern sorgten für Stimmung
Wasser in den Kellern Rektorin Honke
Das Unwetter in Bildern
Schulbücher unter Wasser
Das Unwetter in Bildern
 
Das Unwetter in Bildern
 
Das Unwetter in Bildern
Das Unwetter in Bildern
Das Unwetter in Bildern
Das Unwetter in Bildern
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Das Unwetter in Bildern
Das Unwetter in Bildern
Das Unwetter in Bildern
Das Unwetter in Bildern
Das Unwetter in Bildern
Am Morgen danach war alles wieder sauber

 
Text und Fotos: Fritz Wallner