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Musik und Malerei im alten Stall-Gewölbe

Matinee mit Vernissage im ARTO∩ICO∩ – weitere Veranstaltungen geplant

UNTERLAICHLING/SCHIERLING, 29.05.2011. Im ehemaligen Kälber- und Jungrinderstall in einem Gewölbe im südlichen Ökonomietrakt des alten Pfarrhofes Unterlaichling erklangen am Sonntag Klänge von Antonio Vivaldi und Robert Schumann. Eigentümer und Multitalent Hannes Langrieger war in seiner neuen Heimat zusammen mit der Geigerin Margarita Goldberg zum ersten Mal als Pianist zu hören, was auch die Einheimischen begeisterte. Die Matinee im „Artonicon“ war mit einer Vernissage des Würzburger Fotokünstlers Christoph K. Schwarz verbunden, der noch bis 19. Juni authentische Schwarzweiß-Fotografien mit dem Titel „Monochrone Landschaften“ ausstellt.

Hannes Langrieger und Margarita Goldberg im Konzert
Im Gewölbe des alten Unterlaichlinger Pfarrhofes gab das Kammerduo Hannes Langrieger (links) und Margarita Goldberg ein viel beachtetes Konzert

Sascha Borchers-Langrieger nannte es einen komplizierten Weg, in den alten Mauern auf dem Dorf kulturelles Leben erblühen zu lassen. Dass es zum zweiten Mal gelungen ist, sei der Unterstützung von vielen zu verdanken, denn nur durch diese Hilfe sei es möglich, Ideen und Projekte zu verwirklichen.

Musikalisch konnten die rund 60 Besuchern den Winter hinter sich lassen. Denn Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ holten den Aufbruch des Frühlings, den Sturm des Sommers und die herbstliche Jagd gleichermaßen in den ehrwürdigen Raum. Schon seit 2003 bilden Margarita Goldberg und Hannes Langrieger ein Kammerduo. Die Harmonie ihres Vortrags deutete auf fast blindes Verstehen hin, und dieser Einklang wurde beim Adagio ebenso unter Beweis gestellt wie beim Presto des Sturmes.

Beim Vortrag von Teilen aus Robert Schumanns „Waldszenen“ konnte sich Langrieger sichtbar ausleben. Der Architekt, Mediziner, Wissenschaftlicher und Künstler verschmolz durch seinen emotionalen Vortrag mit der Sensibilität des Werkes und nahm die Besucher mit in die Natur hinein, die der Komponist in Töne umsetzte.

Langrieger selbst führte auch in die Ausstellung ein und erklärte, dass die Fotografien von Christoph K. Schwarz sowohl in ihrer Bildsprache als auch in der handwerklichen Ausrichtung in der Tradition der amerikanisch geprägten klassischen Landschaftsfotografie und hierbei insbesondere ihres bekanntesten Vertreters, des Amerikaners Anselm Adams. Die Motive von Schwarz stammen meistens aus seiner unterfränkischen Heimat. „Die ruhigen Landschaftsübersichten gewinnen durch die Abbildung in Schwarzweiß eine ganz andere Bedeutung und Dimension. Pflanzen und florale Details – formal eher unbedeutende Motive – entfalten durch ihre monochrome Darstellung eine unvermutete darstellerische Kraft“, so Langrieger. Die Menschengestalt wird ausgeblendet und jede Fotografie ist ohne jede Manipulation. Langrieger erinnerte dabei an die „Camera obscura“, die schon Aristoteles kannte und in welcher im 14. Jahrhundert die Lochblende durch eine einfache Linse ersetzt wurde. Die Besucher waren sehr beeindruckt vom Laichlinger Angebot am Sonntagmittag und die Schierlingerin Irmgard Herzog-Deutscher lobte, dass der Raum sehr schön geworden ist. Sie hielt es für besonders gut, dass er jetzt auch für kulturelle Angebote genutzt wird.

Kunst und Kultur im „Artonicon“ Unterlaichling

Ausstellung. „Monochrone Landschaften“ von Christoph Schwarz sind bis 19. Juni an Freitag und Samstagen von 16 bis 19 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 13 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung zu sehen.

Programm. Schon am 2. Juni gibt es um 11 Uhr ein Musizieren von Kindern für Kinder. Am Sonntag, 19. Juni wird ein Benefizkonzert für Japan veranstaltet mit einem Pianisten aus Tokio und dessen Tochter, einer Sängerin aus Wien. Geplant sind außerdem Flügelversteigerung und ein internationales Buffett.

Interview

Christoph K. Schwarz
Der Fotograf Christoph K. Schwarz

Der Fotograf Christoph K. Schwarz wurde 1962 in Hassfurt geboren, studierte Germanistik und katholische Theologie, war mehrere Jahre in der Werbefotografie tätig und war 1997 Preisträger des Wettbewerbs „Architektur schwarzweiß“ sowie 2001 des Wettbewerbs „Europäische Großbildfotografie“. Die MZ sprach mit ihm über Technik und Motive.

Was ist das Besondere an ihren Fotografien?

Schwarz: Es handelt sich um traditionell vergrößerte Bilder von Schwarzweiß-Negativen, bei denen die gesamte Verarbeitungskette rein analog und manuell ist. Jeder einzelne Abzug eines Negativs ist individuell erstellt und in genau der gleichen Form nicht wiederholbar.

Warum haben sie sich bewusst für die analoge Fotografie entschieden?

Schwarz: Es geht einerseits um den Umgang mit dem Material und andererseits um die tiefe Magie der Fotografie trotz aller Technik. Die heute aufgenommenen digitalen Bilder haben den Zweifel in sich, ob das Motiv wirklich der Realität entspricht. Es besteht bei der Analog-Fotografie eine andere Beziehung zwischen dem aufgenommenen Objekt und seinem Abbild.

Was meinen sie mit „authentischer Schwarzweiß-Fotografie“?

Schwarz: Meine Fotos sind authentisch im Sinne von direkt, unmittelbar und unmanipuliert. Schwarzweiß, weil es zeitlos, traditionell, abstrahierend und doch realistisch ist. Ansel Adams hat das Negativ mit der Partitur und das fertige Bild mit der Aufführung verglichen, deswegen war diese Veranstaltung mit der Verbindung von Bild und Musik so spannend.

 
Text und Fotos: Fritz Wallner