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Markt Schierling ist „gentechnikfreie Gemeinde“

Staatsminister Dr. Markus Söder übergab das Logo an Bürgermeister Kiendl

SCHIERLING, 05.05.2011. Der Markt Schierling ist die einzige Gemeinde im Landkreis Regensburg und neben Kümmersbruck bei Amberg die einzige kreisangehörige Gemeinde in der Oberpfalz, die beim bayerischen Umweltministerium offiziell als gentechnikanbaufreie Gemeinde registriert ist. Der bayerische Umweltminister Dr. Markus Söder übergab das Logo – in Gestalt eines Emailschildes – und eine Urkunde an Bürgermeister Christian Kiendl und der Minister betonte, dass es sich bei der Entscheidung einer Gemeinde für den Einsatz bei diesem Thema um ein „hoch politisches Statement“ handelt, das die begründete Skepsis gegen „grüne Gentechnik“ zum Ausdruck bringt.

Gruppenbild der beteiligten Landräte und Bürgermeister
Bürgermeister Christian Kiendl erhielt bei einer Feierstunde in Nürnberg vom bayerischen Umweltminister Dr. Markus Söder das Logo „Gentechnikanbaufreie Gemeinde“, weil der Marktgemeinderat schon Anfang 2009 einen entsprechenden Beschluss gefasst hat

Der Schierlinger Marktrat hatte schon im Februar 2009 auf Antrag der Bürgerliste einstimmig beschlossen, dass auf seinen eigenen Grundstücken auf die grüne Gentechnik vollständig verzichtet wird. Staatsminister Söder führte die große Skepsis der bayerischen Staatsregierung gegen gentechnisch veränderte Pflanzen auf „handfeste rationale Gründe“ – sowohl ökologisch-ethische als auch solche der Bodenökologie sowie Auswirkungen auf Flora und Fauna – zurück. Ein Stopp der einmal begonnen Auskreuzung sei nicht mehr möglich und diese Art der Gentechnik hielt Söder für einen ersten Schritt, um weitere Versuche auf Leben-Patente starten zu können.

Bayern fahre eine „Null-Toleranz-Linie“ und habe alle Versuchsforschungen im Freiland beendet. Als einziges Bundesland habe Bayern im Naturschutzrecht die Schutzzone um FFH-Flächen auf eintausend Meter vergrößert. Söder wünschte sich gerade bei der grünen Gentechnik noch mehr Regionalisierung. „Was auf bayerischen Äckern angebaut wird, wollen wir selber entscheiden und uns nicht von Brüssel diktieren lassen!“, so der Minister. Wegen der Futtermittelproduktion über gentechnisch verändertes Soja sei niemand wirklich gentechnikfrei. Deshalb beginne Bayern mit einer eigenen Futtermittel- und Proteinstrategie als einen Beitrag zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft. Deshalb seien die Anstrengungen der bayerischen Staatsregierung „nicht nur ethische Notwendigkeit, sondern auch eine ökonomische Chance“. Dazu müsse das Fördersystem so umgestellt werden, dass nicht nur die Agrarfabriken im Norden und Osten öffentliches Geld bekommen, sondern auch die kleinen Haupt- und Nebenerwerbslandwirte.

Am Rande der Übergabe von Logo und Urkunde erzählte der Minister Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl, dass für ihn Schierling sehr wohl ein Begriff sei, weil er als Wehrpflichtiger mit dem Lastwagen aus der damaligen Muna Munition geholt hat. Er zollte den bereits aktiven Gemeinden Dank und Respekt, sah in der Auszeichnung eine Motivation für andere und er bat, auch in Zukunft nicht nachzulassen. Die Stärkung des ethischen Empfindens für eine saubere Nahrungsmittelproduktion sei auch im besonderen Interesse der Kinder, sagte der vierfache Vater.

Bürgermeister Kiendl freute sich, dass Schierling auf diesem Gebiet im Landkreis Regensburg und in der Oberpfalz eine Vorreiterrolle einnimmt, weil damit deutlich wird, dass auch beim Marktgemeinderat der Schutz der Lebensgrundlagen und die Stärkung der kleinteiligen Landwirtschaft sowie der Naturschutz einen sehr hohen Stellenwert haben.

Gentechnikanbaufreier Markt Schierling

Gruppenbild der beteiligten Landräte und Bürgermeister
Insgesamt 32 Landräte, Bürgermeister und Umweltreferenten aus Nordbayern, wozu auch die Oberpfalz gerechnet wurde, erhielten die Auszeichnung im Schauspielhaus Nürnberg

Beschluss. Am 3. Februar 2009 beschloss der Marktgemeinderat, „dass der Markt Schierling auf eigenen Flächen auf den Einsatz der „grünen Gentechnik“ vollständig verzichtet, künftig bei der Verpachtung von Flächen den Verzicht auf Gentechnik als Bestandteil des Pachtvertrages aufnimmt, bei Grundstückseigentümern und bei Einzelhändlern aktiv dafür geworben wird, ebenfalls auf den Einsatz von Gentechnik zu verzichten, in öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Kindergärten, …) nur Lebensmittel zu vertreiben, die nachweislich aus gentechnikfreier Produktion stammen.“

Register. Das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit – das „Lebensministerium“ - führt ein Register mit den gentechnikanbaufreien Kommunen, das unter www.lebensministerium.bayern.de eingesehen werden kann.

Überraschung. Bei der Übergabe erzählte der Minister Dr. Söder Bürgermeister Christian Kiendl, dass für ihn Schierling sehr wohl ein Begriff sei, weil er als Wehrpflichtiger mit dem Lastwagen aus der damaligen Muna Munition geholt hat.

Weitere Informationen

Mehr Informationen über „grüne Gentechnik“ gibt es im Internet u.a. auf Wikipedia unter PDFhttp://de.wikipedia.org/wiki/Grüne_Gentechnik.

Text und Fotos: Fritz Wallner