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Großes Hochwasser durchzog Schierling

Maßnahmen der letzten Jahre verhinderten größere Schäden

Schierling, 14.01.2011. Das stark anschwellende Hochwasser hat die Anwohner, die Bauhofleute, die Gemeindeverantwortlichen und die Feuerwehrmänner am Donnerstagnachmittag (13. Januar) und in der Nacht auf Freitag in Atem gehalten. Zuerst überflutete der Allersdorfer Bach die Bachstraße, später kam enorm viel Wasser vom Oberlauf der Großen Laber. Hunderte Sandsäcke waren vorbereitet und an die Bevölkerung ausgegeben sowie an eine Nachbargemeinde geliefert worden.

Abfüllen der Sandsäcke
Auch in Schierling wurde versucht mit Sandsäcken der Hochwasserflut Herr zu werden, die von Bauhof und Feuerwehr befüllt wurden. Links Bürgermeister Christian Kiendl, der die Lage in der Gemeinde jederzeit selbst im Blick hatte.

Bürgermeister Christian Kiendl war viele Stunden im gesamten Gemeindegebiet unterwegs, um sich an den Brennpunkten an Ort und Stelle ein Bild zu machen. Schnell waren die Sportplätze in Eggmühl überschwemmt. Das war zu erwarten gewesen und löste keine große Besorgnis aus. In Pinkofen gab es ein großes Erfolgserlebnis für das Gemeindeoberhaupt. Denn da waren im letzten Jahr für knapp 50000 Euro in einen verbreiterten Graben Kaskaden zur Wasserrückhaltung eingebaut worden. „Das hat sich schon jetzt voll bewährt und die Pinkofener vom Wasser verschont!“, freute sich Kiendl.

Der Ortskern unter Wasser
Auf breiter Front wälzte sich das Hochwasser durch den Ortskern Schierling

Die Bachstraße war bald nicht mehr passierbar und auch die verlängerte Loiblstraße stand unter Wasser. Eine Situation, die es schon sehr lange nicht mehr gegeben hatte. Der gemeindliche Bauhof musste immer mehr Straßen sperren. Sepp Hirthammer sicherte mit Unterstützung von Landwirtskollegen vorsorglich sein Anwesen mit Sandsäcken, die von Bauhofmitarbeitern gefüllt wurden. An dieser Front konnte am frühen Abend Beruhigung gemeldet werden. Nicht dagegen an der Großen Laber. Sepp Diermeier von der Dorfmühle zeigte dem Bürgermeister die Marke, bei der es kritisch werden würde. Diese war kurz nach Mitternacht fast erreicht. Mit großer Sorge beobachteten Roland Marklstorfer und Walter Rasp die Entwicklung an der Grabenstraße und am Schererbach. Beide waren sich einig, dass zuletzt Anfang der neunziger Jahre ein so hoher Wasserstand erreicht worden war. Sie waren froh, dass der Bürgermeister mit Hermann Diermeier vom Rathaus-Bauamt Stunden aushielt, um selbst mitzubekommen, wie sich der Fluss entwickelt. Gegen ein Uhr am Freitagmorgen hielt sich der Pegelstand – auf hohem Niveau – sehr stabil. Am Freitagvormittag wälzte sich das Wasser immer noch auf breiter Front durch den Ort Schierling, ohne aber dabei unübliche Schäden zu verursachen. Was an Straßen und öffentlichen Flächen angerichtet wurde, wird nach den Worten des Bürgermeisters erst abzusehen sein, wenn sich das Hochwasser in Richtung Donau und von dort ins Schwarze Meer verzogen hat. Der Bürgermeister dankte allen Helfern vom Bauhof und der Feuerwehr für ihren großen Einsatz.

Die Kaskaden bei Pinkofen
In Pinkofen haben die vorbeugenden Baumaßnahmen des letzten Jahres bereits gegriffen

Interview mit Bürgermeister Christian Kiendl

Schierling hat aufgrund der Schneeschmelze und des Regens ein sehr starkes Hochwasser erlebt und blieb doch weitgehend verschont. Wir sprachen mit Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl nach den Gründen.

Warum blieb der Ortskern Schierling bei dem großen Hochwasser vom Schlimmsten verschont?
Kiendl:
Ein Grund ist sicher, dass wir in den letzten zehn Jahren den Hochwasserschutz im Ort Schierling konsequent verbessert haben. Barrieren, wie die Gewächshäuser der Gärtnerei, wurden beseitigt, das Land davor abgegraben und damit mehr Retentionsraum geschaffen. Auf der „Viehmarktwiese“ westlich der Brücke hat der Freistaat Bayern durch das Wasserwirtschaftsamt Regensburg ebenfalls Abgrabungen vorgenommen, die dazu führten, dass dem Hochwasser jetzt im Ortskern mehr Platz zur Verfügung steht. Außerdem sind in der Umgebung des Sportplatzgeländes Verbesserungen gemacht wurden und es hat sich die Flutmulde als intakt herausgestellt.

Sind weitere Maßnahmen geplant?
Kiendl: Ja, wir haben noch mehr vor. Der Gemeindentwicklungsprozess des letzten Jahres hat ergeben, dass wir im Westen des Ortes – in der Nähe der Mitter- und Dorfmühle – mit einem großflächigen Naturteich noch mehr Kapazitäten schaffen könnten. Dies würde sowohl dem Hochwasserschutz als auch der Naherholung dienen. Wie und wann das finanzierbar ist kann heute nicht gesagt werden.

Wie geht die Bevölkerung mit dem Hochwasser um?
Kiendl: Es gibt eine sehr hohe Sensibilität bei der Bürgerschaft. Das Bewusstsein ist enorm gestiegen, dass nicht nur die öffentliche Hand Maßnahmen ergreifen kann und muss, sondern auch die Anlieger an einem Gewässer genau überlegen müssen, was sie bauen und wie sie damit in den normalen Kreislauf eingreifen.

Ortskern West
Ortskern Ost
Bachstraße
Sportplatz
Ortskern bei Nacht
Grabenstraße
Weitere Ansicht des Ortskerns

Text und Fotos: Fritz Wallner