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Bereits vor 12000 Jahren war Leben bei Unterlaichling

Archäologische Ausgrabungen zur neuen Kreisstraße brachten Funde aus dem „Jungpaläolythikum“

SCHIERLING, 10.11.2010. Vor einigen Wochen wurde mit dem Neubau der Kreisstraße zwischen Schierling und Unterlaichling begonnen. Beim Humusabtrag für die neue Kurve in der Nähe des uralten Dorfes sind die Archäologen auf die ersten Funde aus dem „Jungpaläolythikum“ gestoßen. So wird die Zeit bezeichnet, als der „moderne Mensche“ nach Europa einwanderte. Außerdem gab es Funde aus der späten Bronzezeit sowie der „Schlacht bei Eggmühl“ vom 22. April 1809. Als die Archäologen ihre Schätze vorstellten, war gerade eine Schulklasse aus Eggmühl im Rathaus zu Besuch.

Schulklasse bei der Führung
Ganz aktuellen Heimatkunde- und Geschichtsunterricht gab es im Schierlinger Rathaus von Alexander Niederfeilner und Robert Pleyer (v.r.) aufgrund der jüngsten archäologischen Funde bei Unterlaichling für Eggmühler Schüler sowie v.l. Lehrerin Andrea Bernhardt, Kämmerer Adolf Wallner, Bürgermeister Christian Kiendl

Die Kinder staunten nicht schlecht und waren begeistert, dass sie jetzt hautnah erleben konnten, was sich alles im Boden rund um Schierling verbirgt. Zuvor hatten sie bereits Bürgermeister Kiendl mit vielen Fragen zur Geschichte des Marktes Schierling gelöchert. Referatsleiter Dr. Bernd Engelhardt vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege hatte schon einige Tage vorher an Ort und Stelle auf interessante Funde aufmerksam gemacht. Verfärbungen in der Erde deuteten darauf hin, dass an dieser Stelle einmal ein Dorf gestanden hat und Gräben gewesen sind, die mit Palisaden bestückt waren. Diese haben wahrscheinlich einer Befestigung gedient. Auch verziegelter Lehm und Scherben kamen zutage, dazu kalzinierte Knochen. Außerdem wurden kümmerliche Reste einer Materialentnahmegrube entdeckt. Die genaue Zeitbestimmung ist nach Dr. Engelhardt nicht leicht möglich. Er vermutete die Besiedelung in der Urnenfeldgräberzeit, so um 1000 vor Christus.

Im Rathaus stellte Robert Pleyer, der Grabungstechniker beim Landesamt, zusammen mit Grabungsleiter Alexander Niederfeilner von der Firma Arcton die Funde vor. Sie berichteten vom Fund eines römischen Gefäßes mit einem Durchmesser von etwa 15 Zentimeter. Sie hatten auch eine Münze von 1807 gefunden, die das bayerische Wappen zeigt Max II. von Bayern nennt. Daneben war ein Knopf zu finden. Diesen identifizierte Schierlings Ortsheimatpfleger Georg Schindlbeck als Knopf einer Tracht, also eines Zivilisten. „Das ist kein Knopf eines Soldaten“, so Schindlbeck. Diese kennt er alle ganz genau. Auch Kanonenkugeln aus der Schlacht bei Eggmühl hatten die Archäologen dabei. Eine davon ausgeliehen vom Landwirt Josef Aumeier. Früher, als der Pflug immer tiefer seine Furchen zog, waren solche Funde häufiger, so Pleyer.

Die größte Freude machte Pleyer aber der Fund eines Feuersteins und eines großen Messers. „Das sind die ersten Funde aus dieser Zeit in dieser Gegend!“, so Pleyer. Er rechnete damit, dass die Utensilien rund 12000 Jahre alt sind und von altsteinzeitlichen Jägern stammen, die hinter dem Wild her waren und bei Unterlaichling Station machten. Es könnte sich um einen Rastplatz gehandelt haben. Es gäbe hier noch vieles zu erforschen, so Pleyer. Denn seine Funde habe er „nebenbei bei einer Begehung“ gemacht. Durch die Erosion auf den Hügeln würden noch mehr solche Sachen zu erwarten sein. „Ganz große Sprünge“ sah Niederfeilner bei den Funden, und das mache die Sache erst richtig interessant.

Bürgermeister Christian Kiendl war ebenso begeistert wie die Kinder, weil mit diesen Grabungen ein weiterer wichtiger Blick in die Geschichte der Heimat möglich wird. Die Denkmalpfleger bedauert zwar einerseits, dass wieder Land verloren geht, andererseits sehen sie die sich damit auftuende Chance für die Forschung. „Der Pflug dürfte keine 15 Zentimeter tiefer in die Erde gehen und wir hätten nichts mehr“, so Pleyer. Deshalb würden solche Situationen oft die letzte Chance für die Funde bedeuten.

Text und Fotos: Fritz Wallner