Zur Startseite Archiv 2010

Pinkofen: Dorfplatzplanung mit den Bürgern

Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch legte erste Skizzen vor

SCHIERLING, 11.11.2010. Bei den gut 20 Bürgerinnen und Bürgern von Pinkofen war im ehemaligen Schulsaal eine gewisse Sehnsucht nach einem schöneren Dorfplatz unverkennbar. Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch hatte jetzt im Anschluss an das Bürgergespräch „Bürgermeister vor Ort“ vom Sommer drei verschiedene Alternativen vorgelegt, von denen die mit einem Dorfbrunnen am besten gefiel. Bürgermeister Christian Kiendl sicherte die Fortsetzung der Planung zu, weil die Bürger dies ausdrücklich wünschten. Der Anstoß war bei der Auftaktveranstaltung zur Erarbeitung eines gesamtörtlichen Entwicklungskonzepts im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ gekommen.

Bgm. Kiendl und Architekt Dr. Dürsch bei der Präsentation
Der Markt Schierling will in Pinkofen die mögliche zukünftige Gestaltung des Dorfplatzes mit den Bürgern machen. V.l. Bürgermeister Christian Kiendl und Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch

Der Bürgermeister machte deutlich, dass im Rahmen des gesamtörtlichen Entwicklungskonzepts auch die kleinen Gemeindeteile beleuchtet werden. Er hielt ein „gemeinsames Nachdenken über das eigene Dorf“ für den entscheidenden Punkt. Niemand wolle den Bürgern etwas aufdrängen oder diese gar bevormunden. „Wir machen nur Vorschläge“, fasste Kiendl zusammen.

Dr. Dürsch bezeichnete die Form des Leichenhauses mitten im Ort als ungewöhnlich. Seine Nachforschungen haben ergeben, dass bis vor rund 115 Jahren just an dieser Stelle eine Kirche gestanden hat. Das Leichenhaus sei der letzte Rest des Turms von damals. Dr. Dürsch hatte eine hand gemalte Flurkarte aus der Zeit um 1800 ermittelt, auf der auch noch eine kleine Kapelle in der Nähe der alten Kirche zu sehen ist. Diese ehemalige Kirche nahm Dr. Dürsch als Gestaltungsmotiv für seine Überlegungen auf, denn „von einhundert Orten gibt es das nur einmal“. Seine erste Variante sah einen „Kirch-Garten“ vor, der in zwei Teile zerfällt. In einen ruhigen Bereich, auf der Basis eines sakralen Vorraums, auf dem mit Pflanzen der alte Kirchengrundriss aufgenommen wird. Der lebendigere Bereich würde sich zur Straße hin bewegen. Er sieht einen Dorfbrunnen und weitere Bäume vor. Diese Fläche würde sich besonders für Gemeinschaftsveranstaltungen eignen. Die Alternativen waren ein grüner Anger oder ein kleiner Weiher anstelle des Bereichs mit dem Brunnen.

Willi Berger bestätigte die Forschungsergebnisse von Dr. Dürsch, denn sein Großvater habe ihm noch von der alten Kirche erzählt. Von einer kleinen Kapelle wusste er allerdings nichts. Der Rest des Turms sei aber nach dem Abriss der Kirche als Kapelle genutzt worden und diene erst seit rund 50 Jahren als Leichenhaus. Von der Variante drei – die Lösung mit dem Weiher – gefiel den Bürgern der Anbau an das alte Schulhaus. „Den sollten wir nicht vergessen“, so Ortssprecher Hans Bachmeier, und die jungen Mütter stimmten ihm zu. Sollte es zur Realisierung der Dorfplatzneugestaltung kommen, müssten erst Gespräche mit der Kirchenverwaltung geführt werden, denn ein großer Teil des Grundstücks gehört der Kirche, sagte der Bürgermeister. „So einen Platz mitten im Dorf gibt es in keinem unserer Orte“, stellte er fest. Und er fragte ganz konkret: „Gibt es den Wunsch, dass sich etwas bewegt?“. „Auf jeden Fall!“, schallte ihm von den Bürgern entgegen.

Dr. Dürsch schlug für das weitere Verfahren das Planen gemeinsam mit den Bürgern und der Kirchenstiftung vor. Bei einem weiteren Treffen würden die Anforderungen präzisiert und die Bürger wurden aufgefordert, in der Geschichte ihres Ortes zu forschen, über berühmte Persönlichkeiten der Geschichte und auch über mögliche Themen für einen Brunnen nachzudenken. „Schauen sie in ganz alte Familienalben“, bat der Architekt, denn auch Fotos könnten als Gestaltungselemente hergenommen werden. Dass die Bushaltestelle auf alle Fälle intakt bleiben muss, das wurde dem Architekten mitgegeben. Und sofern der Kinderspielplatz an die Ostseite des alten Schulhauses verlegt wird, so sollen nach Bachmeier die jungen Eltern ihre Anregungen einbringen.

Gruppenbild der Verantwortlichen
Die Variante 1 gefiel den Bürgern spontan am besten

Pinkofen mit langer Tradition

Gräberfeld. Vor gut zehn Jahren wurde in der Nähe von Pinkofen ein urnenfeldzeitliches Gräberfeld gefunden. Die Besiedelung in diesem Bereich geht auf die späte Bronzezeit zurück, also auf 1300 bis 800 vor Christus.

Kirche. Auch die spätgotische Pfarrkirche, von der noch der Rest des Turmes übrig ist, war dem heiligen Nikolaus geweiht. 1896 wurde am Ortsrand eine neue Kirche errichtet. 1904 der Turmrest umgebaut, so berichtet das Matrikel des Bistums Regensburg.

Pfarrei. Schon 1145 ist Pinkofen als Pfarrei benannt. Erster namentlich bekannter Pfarrer ist der 1342 urkundlich belegte „her Chunrat der techant zu Pünnchofen“. Um 1850 kamen zur Pfarrei Pinkofen die Filialen Ober- und Unterdeggenbach von der Pfarrei Pfakofen, an die gleichzeitig Pfellkofen abgetreten werden musste. Zaitzkofen kam 1853 von Pfakofen nach Pinkofen.

Alte Karte von Pinkofen
In einer ganz alten hand gemalten Urkarte ist die alte Kirche zu erkennen

Text und Fotos: Fritz Wallner