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Gewerbegebiet an B 15neu geplant

Marktgemeinderat beschließt den Beginn des förmlichen Verfahrens zur Fortentwicklung des Flächennutzungsplanes

SCHIERLING, 03.11.2010. Der Marktgemeinderat hat den Startschuss für die Planung eines Gewerbegebietes an der Anschlussstelle Schierling-Süd der B 15neu gegeben. Das Gebiet liegt deutlich entfernt von der nächsten Wohnbebauung und grenzt an die „Muna“ an. Bürgermeister Christian Kiendl zeigte die enormen Chancen auf, die mit der Entwicklung des rund 25 Hektar großen Areals verbunden sind. Gleichzeitig wird ein bisher im Süden – südlich der neuen Südumgehung in Richtung „Hart“ – in Aussicht genommene Fläche für ein Industriegebiet aus dem Flächennutzungsplan herausgenommen.

Bürgermeister Kiendl erinnerte an die seit Jahrzehnten bestehende Grundidee, dass man in Schierling – aufgrund seiner Lage im Raum – gute leben kann aber auch Arbeit zu finden ist. Mit der vorgeschlagenen Planung haben nach Kiendl auch die Kinder und Kindeskinder eine begründete Hoffnung auf wohnortnahe Arbeit. Die Umweltbelastung würde abnehmen, und zwar wegen des abnehmenden Pendlerverkehrs sowie durch die Herausnahme des bisher geplanten Industriegebietes aus dem Flächennutzungsplan. „Bei mir steht ein klares Ja für eine weitere gewerbliche Entwicklung!“, so der Bürgermeister. Mit dem Startschuss für die Planung sei außerdem ein wichtiges Signal für Interessenten verbunden. Und da gebe es von einem Betrieb eine sehr konkrete Planung. Ausdrücklich stellte Kiendl klar, dass mit dem vorgeschlagenen Beschluss „weder eine Entscheidung für noch gegen eine Biogasanlage“ verbunden ist. Für diese wäre ohnehin planungsrechtlich ein „Sondergebiet“ nötig, das jetzt aber nicht Bestandteil der Vorschlussvorlage sei. Nach Geschäftsleiter Fritz Wallner handelt es sich beim Flächennutzungsplan um eine vorbereitende Bauleitplanung, die noch kein Baurecht schafft. Dieses komme erst über einen Bebauungsplan. Dessen Ausdehnung müsse später beraten werden. Für den Markt sei klar, dass die Bevölkerung nicht beeinträchtigt werden soll. „Wir wollen keinen Autohof auf unserem Gemeindegebiet!“, nannte er als ein Beispiel für die interne Diskussion in der Gemeindeverwaltung. Die Beibehaltung des Gebietes in Richtung „Hart“ – das ist eine Flurbezeichnung südlich von Schierling - würde für die Bürger im Süden des Ortes deutlich mehr Belastung bringen, weil der gesamte Schwerlastverkehr den Berg in Richtung Buchhausen bewältigen müsste.

Landschaftsarchitekt Bernhard Bartsch erklärte den Markträten gegenüber, dass die Realisierung des Gewerbegebietes allein durch diesen Beschluss noch nicht gesichert sei. „Jetzt beginnt erst das förmliche Verfahren, in dessen Verlauf noch viele Stellen und auch die Bürger beteiligt werden“, so Bartsch. Für die Ausweisung des Gebietes seien die naturräumlichen Voraussetzungen gegeben und es ließe sich „vernünftig in die Landschaft integrieren“. Außerdem sei eine abschnittsweise bedarfsgerechte Erschließung gewährleistet. Die Zurücknahme des Industriegebietes sei „hinsichtlich des Schutzes der Menschen Schritt nach Vorne“, so Bartsch.

Idee besteht seit eineinhalb Jahrzehnten

Für den Bürgermeister ging es besonders auch um die Bestandssicherung für kleine und mittlere Unternehmen sowie die damit zusammenhängenden Arbeitsplätze.

Maria Feigl erinnerte daran, dass die CSU den Antrag für die Untersuchung dieses Gebietes gestellt hatte. Nachdem es sich als geeignet herausgestellt hat könne damit eine Belebung Schierlings verbunden sein. Armin Buchner wollte jetzt keine Entscheidung treffen, sondern diese mit einem Gesamtkonzept für die Muna verknüpfen. Dazu sagte Fritz Wallner, dass auf dem Gelände der Muna wohl nur Gewerbeflächen zu pachten sein werden, denn die Klausurtagung zur Zukunft der Muna habe ergeben, dass kein Käufer innerhalb von zehn Jahren etwas verkaufen würde. Beim Gebiet des Marktes gehe es um Interessenten, die Grundstücke kaufen wollen. „Damit hat das eine mit dem anderen nichts zu tun“, so Wallner. Rudolf Eisenhut sah einerseits das Interesse eines konkret vorhandenen Investors, andererseits war ihm eine Absichtserklärung zu wenig. Man dürfe nicht den Ort mit Gewerbegebieten „vollpflastern“, so Eisenhut. Demgegenüber hielt Elfriede Treppesch das Gewerbegebiet für unbedingt erforderlich, damit der Markt konkurrenzfähig bleibt. „So eine Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen!“, sagte sie. Werner Braun erinnerte daran, dass schon vor rund 15 Jahren mit der Forderung nach der zweiten Anschlussstelle an die B 15neu die Absicht verbunden war, dort eine Gewerbeansiedelung zu tätigen. Auch Helmut Specht, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Webasto, stimmte der Planung zu, weil damit Arbeits- und Ausbildungsplätze gesichert werden können. Gegen die Stimmen von SPD und Bürgerliste wurde der Einleitung des Verfahrens für die Änderung des Flächenutzungsplanes mit 16:4 Stimmen zugestimmt.

Alternative Gewerbegebiete um Schierling

An der Fruehaufstraße. In dem seit fast 30 Jahren bestehenden Gebiet gibt es nur noch Restflächen. Erst jüngst konnte der Natursteinbetrieb Joachimsthaler mit 6.000 Quadratmeter in Schierling gehalten werden.
Esper Au. Dieses Gebiet zwischen dem Ort Schierling und der Anschlussstelle Schierling-Nord ist nach den Worten des Bürgermeisters für Handwerksbetriebe und Dienstleister sowie für nicht zentrumsrelevanten Handel gedacht. „Es kann unsere mittelfristigen Ziele für produzierendes Gewerbe nicht befriedigen“, so Kiendl. Als erster Betrieb hat Satz.Druck.Werbetechnik Bauer dort 2.750 Quadratmeter gekauft. Außerdem liegt von McDonalds eine Bauvoranfrage für ein Systemrestaurant vor.
Hart. Das Industriegebiet wird nicht weiter verfolgt, weil es näher an der Wohnbebauung liegt als die Anschlussstelle Süd und auch nicht durch einen zusätzlichen Lärmschutz – wie bei der B 15neu – gesichert ist.

Lageplan des Gewerbegebiets
PDF-DateiPDF-Datei mit vergrößerbarem Plan (1,2 MB)

Weitere Themen der Sitzung des Marktgemeiderates

Freiflächenphotovoltaik
Die bei Lindach geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage wird – wenigstens vorerst – nicht gebaut. Der Investor hat seinen Antrag zurückgezogen, nach dem Stellungnahmen der Behörden für die in Aussicht genommene Fläche durchwegs negativ ausfielen. Daraufhin wurde das Aufstellungsverfahren für einen Bebauungsplan vom Marktgemeinderat gestoppt. Bürgermeister Christian Kiendl informierte, dass damit derzeit kein weiterer Antrag mehr vorliegt.

Ursprünglich hatten fünf Anträge für Freiflächenphotovoltaikanlagen vorgelegen. Damit nicht jeder einzelne Antragsteller prüfen musste, ob es nicht außer seinem Standort in der Gemeinde noch besser geeignetere geben würde, hat der Marktgemeinderat ein Rahmenkonzept in Auftrag gegeben. Dieses sah für die Fläche bei Lindach durchaus Realisierungschancen. Doch die Fachstellen beurteilten das anders. Sie wollten eine Rangfolge für die Standorte festlegen und diejenigen näher an den Orten bevorzugen. Das aber war nicht im Interesse des Marktes. Landschaftsarchitekt Bernhard Bartsch erinnerte daran, dass dieser Standort von Anfang an problematisch war. Bei der Diskussion im Marktrat ging es um die Frage, welche rechtliche Bindung die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange haben. „Sie sind die Grundlage für die Abwägung, ob eine Angelegenheit machbar ist oder nicht“, so Bauamtsleiter Manuel Kammermeier. Für den Investor war klar, dass die Chancen sehr gering sind und deshalb zog er den Antrag zurück.

Kernkraftwerk Isar 1 abschalten
Der Marktgemeinderat hat sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass das Kernkraftwerk Isar 1 in der Nähe von Landshut möglichst bald abgeschaltet wird. Einer von der Bürgerliste beantragten Resolution gegen die Atomkraftwerke generell fand dagegen keine Zustimmung. Umstritten war, ob es sich überhaupt um ein Thema handelt, das vom Marktgemeinderat aufgegriffen werden soll. Rudolf Eisenhut verlas den Entwurf einer Resolution, mit der der „schnellstmögliche Ausstieg aus der Atomenergie“ sowie eine Energiepolitik, die auf den drei Säulen Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien beruht. Weil er ahnte, „dass das schwierig ist für die CSU“, brachte er gleich eine Zweiteilung des Beschlusses ins Gespräch. Das griff zweiter Bürgermeister Werner Braun auf und stellte eine Resolution des Stadtrates Landshut vor, die sich nur mit dem Kernkraftwerk Isar 1 beschäftigt. Maria Feigl meinte, dass sich der Marktgemeinderat bisher nur um das gekümmert hat, für was er zuständig ist. Für Elfriede Treppesch ist der Markt bei der Atompolitik „eindeutig unzuständig“, was nach Armin Buchner die Bürger nicht interessiert. Die von der Bürgerliste eingebrachte Resolution wurde mit 14:6 abgelehnt. Der Appell an Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bayerische Staatsregierung, das Kernkraftwerk Isar 1, das nur 30 Kilometer von Schierling entfernt ist und nicht mehr den aktuellen Standards entspricht, „schnellstmöglich stillzulegen“ wurde mit 18:2 beschlossen.

Ortsrecht
Bürgermeister Christian Kiendl informierte, dass jetzt alle Satzungen, Verordnungen und Benutzungsordnungen auf der Homepage des Marktes abgerufen werden können.

Spende
Zweiter Bürgermeister Werner Braun informierte über den Beschluss des „Info-Kreises Energie 2000“ der Erdgas Südbayern GmbH, wonach der Markt für die Sanierung des ältesten Schulhauses Deutschlands 2500 Euro Zuschuss bekommt.

Text und Foto: Fritz Wallner