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Schierling ist stolz auf Fußballer

Nur knappe 1:2-Niederlagen gegen Profi-Team vom SV Wacker Burghausen aus der 3. Liga

SCHIERLING, 20.09.2010. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“, skandierten die 25 Buben des TV-Fanclubs rund eine Stunde lang an der Südwestecke des Schierlinger Fußballplatzes. Denn die Sensation eines Sieges in der 2. DFB-Pokal-Hauptrunde gegen den SV Wacker Burghausen mit Trainer „Super-Maria“ Basler lag am Dienstagabend förmlich in der Luft. Am Ende ging die Partie zwar knapp mit 1:2 verloren, aber die 912 Schierlinger Fußballfans feierten ein Riesenfest und waren stolz und voll des Lobes auf ihre „Erste“: Im ersten Pflichtspiel einer Schierlinger Mannschaft in der 99-jährigen Geschichte des Vereins gegen einen Profi-Club zeigten die Amateure Einsatz- und Spielfreude sowie eine bewundernswerte Moral.

Der junge Fanclub mit Fahnen
Beim Fußball-Schlager in Schierling gegen den Proficlub von Wacker Burghausen heizte der junge Fanclub kräftig ein
Klaus Melzer lachend
Klaus Melzer sollte Recht behalten: Die Burschen setzten ungeahnte Kräfte frei

Die Fanclub-Burschen mit Fahnen, Trompeten, Trommeln und einem Megafon gaben von Anfang an bei den Zuschauern den Takt an. „Heiz a bisschen auf!“, forderte ihr Anführer und schon sangen sie von „Super Schierling“ bis „wir woll’n euch kämpfen sehn’n“. Beim „Spiel des Jahres“ gab es am Anfang schon Aufregung bei den siebenjährigen Buben und Mädchen der F-Jugend. Sie hatten das Privileg – ganz nach dem Vorbild der Großen – als Eskorte an der Hand der Kicker in die Fußballarena einziehen und den Applaus genießen zu dürfen.

Unter den Zuschauern waren alle Generationen vertreten. Auch Sepp Strohmeier, Abwehrlegende in den sechziger Jahren und treuer Fan, war zu diesem „Großkampftag“ gekommen. Klaus Melzer wünschte sich, dass der TV „hoffentlich nicht zweistellig verliert“. Ihm machte es Sorgen, dass die Einheimischen in den letzten Wochen eine „englische Woche“ nach der anderen hatten, und zwar in der Bezirksoberliga ebenso wie durch den Pokal. „Ich muss unsere Leute bewundern!“, fasste er zusammen und wollte nicht ausschließen, dass die jungen Burschen ungeahnte Kräfte frei setzen können. Und wie er Recht behalten sollte!

Begeisterte Zuschauer auf der Tribühne
Begeisterung herrschte bei den über 900 Zuschauern als das 1:0 für Schierling fiel

Die knapp der Teenager-Ära entwachsenen Simone Bartel und Daniela Langenmantel sprachen von einem „Highlight“, wenn Mario Basler nach Schierling kommt und auch ein Bekannter sei „voll im Stress gewesen“, um rechtzeitig heimzukommen.

Das Spiel war spannend, die Zuschauer rochen die Sensation. „Des is a ganz a anders Ambiente, wenn a bisserl a Nam’ da is!“, beschrieb ein Pfaffenberger die Stimmung. Immer wieder richtete er den Blick zur TVA-Kamera, denn es könnte ja sein, dass man am nächsten Tag im Fernsehen zu sehen ist. Dieter Holzer blickte zurück auf seine aktive Zeit und erinnerte sich gut an ein Freundschaftsspiel gegen den damaligen Zweitligisten SSV Jahn Regensburg. „Do laufst du und bist scho nach kurzer Zeit kaputt“, erinnerte er sich. Horst Birner machte seine bekannten Späße nach Willi-Astor-Art: „Da Zittler baslert scho!“, rief er kurz vor der Halbzeit in die Menge und hatte die Lacher auf seiner Seite. Nach 45 Minuten freuten sich die Menschen, dass die Spannung geblieben war. Darüber, dass es am Ende nicht reichte, war niemand traurig. Auch wenn zwischendurch – während der Schierlinger 1:0-Führung – die nicht ganz ernst gemeinte Hoffnung aufkam, „und nächste Woche kommt Bayern München!“.

Spannende Szene vor dem Tor
Große Kulisse beim „Spiel des Jahres“ – dem ersten Zusammentreffen einer Schierlinger Amateurmannschaft mit einem Profi-Club bei einem Pflichtspiel

Die Mannschaft, die Vereinsführung und Bürgermeister Christian Kiendl feierten noch bis in die Nacht hinein kräftig nach. Abteilungsleiter Martin Huber sprach von einer sensationellen Leistung seiner Burschen. Der Bürgermeister war froh und dankbar, dass die Polizei gemeinsam mit den vielen Ordnungskräften des Vereins die Sicherheit optimal gewährleisten konnte. „Wir haben ein wunderbares Fußballfest erlebt und können stolz sein auf unsere Mannschaft!“, so Kiendl.

Text und Fotos: Fritz Wallner