Chronik des Munitionshauptdepots jetzt vollständig

Oberstabsfeldwebel Mathias Voigt übergab die Bände 7 und 8 an Bürgermeister Christian Kiendl

SCHIERLING, 10.08.2010. Oberstabsfeldwebel Mathias Voigt hat an Bürgermeister Christian Kiendl die Bände 7 und 8 der Chronik des ehemaligen Munitionshauptdepots Schierling überreicht. Er hat dafür in seiner Freizeit noch einmal 80 Stunden eingesetzt. Jetzt ist die gesamte Geschichte der ehemaligen militärischen Einrichtung komplett dokumentiert. Schon jetzt leisten die Unterlagen dem Markt gute Dienste mit wichtigen Erkenntnissen über die Behandlung von Munition, die nach dem Krieg an Ort und Stelle vernichtet wurde, versicherte der Bürgermeister.

Bgm.Christian Kiendl mit Obestabsfeldwebel Mathias Voigt bei der Übergabe der Chronik
In Schierling hat Oberstabsfeldwebel Mathias Voigt (rechts) an Bürgermeister Christian Kiendl die beiden letzten Bände der Chronik des ehemaligen Munitions-Hauptdepots Schierling übergeben

Allein für den Band 8 habe er innerhalb von drei Wochen über 4400 Fotos gesichtet und sortiert, versicherte Voigt. Es handelt sich dabei um die Jahre 2007 bis 2009, für die neben den Fotos vor allem Zeitungsberichte und Dokumente über Aktivitäten zusammengetragen sind. Auch die Ausschreibung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) zur Veräußerung des Geländes und der vorübergehende Einzug des Kindergartens St. Michael in das ehemalige Stabsgebäude sind Bestandteile der Zusammenfassung. Damit die Chronik übersichtlich bleibt gibt es ein Inhaltsverzeichnis. Nicht alles, was im Depot gesammelt worden war, ist in Schierling geblieben, so Voigt. Denn eine aus 2200 Teilen bestehende Munitions-Mustersammlung sei schon im Jahre 2007 nach Köppern abgegeben worden.

Bürgermeister Kiendl dankte dem engagierten Soldaten für seine großartige Arbeit, die der Markt in Ehren halten werde. Es handle sich um ein „wirklich nachhaltiges Engagement“, so Kiendl. Denn damit sei der Nachwelt eindrucksvoll hinterlassen worden, welch schwierige Zeit einerseits mit dem Depot in Verbindung gebracht werden, und welch wichtige Funktionen das Depot vor allem für die dort arbeitenden Menschen und deren Familien nach 1956 hatte.

Doch schon jetzt habe der Band 1 gute Dienste geleistet. Der Bürgermeister berichtete von detaillierten Auflistungen der Amerikaner, was mit den Tabun- und Phosgen-Bomben in den Jahren 1945 und 1946 geschehen ist. Es sind in der Chronik Listen enthalten, in denen die Munition genau beschrieben ist und in welchen Stückzahlen sie zu einem Teil nach Amerika verschifft worden ist. Die Chronik habe auch Einsichten und Aufklärung über kursierende Fotos gebracht. Aus der Beschreibung gehe hervor, dass Bomben, die für einen Transport nicht mehr geeignet waren, an Ort und Stelle vernichtet worden sind. Die Darstellungen der dabei angewandten Arbeitsschritte sind nach Kiendl so genau, dass jetzt auch noch Schlüsse daraus gezogen werden können. „Wir haben die Beschreibungen dem Lehrstuhl für Chemie an der Universität Regensburg vorgelegt und nachgefragt, ob die beschriebenen Maßnahmen wirksam waren und auch heute noch eingesetzt würden“, erläuterte der Bürgermeister dem Chronisten. Eine erste Bewertung von dort ergab, dass heute nichts mehr im Boden zu finden sei, wenn die Entsorgung wie beschrieben erfolgte. Die Untersuchungen dauern nach Kiendl aber noch an.

Für die Erkundung von möglichen Altlasten im ehemaligen Depot sei es nach Kiendl aber vor allem auch interessant, wo die Entsorgung an Ort und Stelle im Depot stattgefunden hat. „Es gibt in der Chronik den Hinweis, dass die Dokumentation dieser Orte in einem ‚Hauptquartier‘ aufbewahrt werden“, so der Bürgermeister. Es könne vom Markt aber nicht ermittelt werden, um welches „Hauptquartier“ es sich gehandelt hat. Die Unterlagen seien deshalb der BIMA übergeben worden, um von dort die notwendigen Nachforschungen zu veranlassen. Die BIMA sei nach seiner Kenntnis bereits mit Behörden in Amerika in Kontakt getreten. Der Bürgermeister konnte nicht ausschließen, dass es noch weitere sehr interessante Details in der Chronik gibt, die auch neue Erkenntnis ermöglichen.

Rund um die „Muna“-Chronik

Chronisten. Die wesentliche Anfangsarbeit für die Chronik hat Hauptfeldwebel Christian Marbach im März 1987 aufgrund von Beiträgen und Fotos der Mitarbeiter gemacht. Sie wurde von Oberstabsfeldwebel Mathias Voigt ergänzt und erweitert, zum Tag der offenen Tür am 15. Juli 2006 komplett neu erstellt und jetzt aktualisiert.

Kapitel. Die ersten Dokumente stammen aus der Zeit der Erbauung des Depots in den Jahren 1937 und 1938. Es sind außerdem Berichte und Fotos der Amerikaner überliefert, welche wichtige Hinweise auf die Entsorgung von Teilen der lagernden Munition geben. Mit der Inbetriebnahme der Fläche als Munitionsdepot der Bundeswehr sind alle Kommandanten und alle Ereignisse zusammengetragen.

Rettung. Die Chronik enthält auch Berichte über das Verhalten des damaligen Depotkommandanten Major Richter und von Oberleutnant Keller, der Ende April 1945 die Aufgabe hatte, das Depot an die Amerikaner zu übergeben und damit eine großflächige Bombardierung zu vermeiden.

Dokumentation. Im Jahre 1988 hat Ulrich Böken vom Bayerischen Rundfunk eine Radiosendung unter dem Titel „Das Wunder von Schierling – Wir werden 50 Jahre beten“ verfasst. Es sind Zeitzeugen im Originalton zu hören. Derzeit wird von der Gemeindeverwaltung die Überspielung des Tonbandes auf CD organisiert, damit es für Interessenten bereit gehalten werden kann.

Text und Foto: Fritz Wallner