Zur Startseite Archiv 2010

ARTONICON: Kultur- und Begegnungsraum in Unterlaichling

Eröffnung im alten Pfarrhof mit Matinee und Vernissage

UNTERLAICHLING, 19.07.2010. Aus einem ehemaligen Kälber- und Jungrinderstall in einem Gewölbe im südlichen Ökonomietrakt des alten Pfarrhofes ist ein Raum mit großer Atmosphäre entstanden, mit dem unter dem Kunstwort „Artonicon“ eine hoffnungsvolle Zukunft angestrebt wird. Kein Laichlinger erinnert sich je an eine Matinee mit Vernissage in dem kleinen Dorf nördlich von Schierling. Umso erstaunlicher, dass ein großer Teil der Bewohner an diesen Ort mit dem geheimnisvollen Namen kam, der von den neuen Eigentümern Hans G. Langrieger und Sascha Borchers-Langrieger liebevoll umgebaut worden ist.

Foto der Eröffnungsansprache
In Unterlaichling ist aus dem Gewölbe des Kälberstalls im ehemaligen alten Pfarrhof der mystische Raum „ARTONICON“ geworden, der von Hans Günter Langrieger und Sascha Borchers-Langrieger (stehend) für vielfältige Veranstaltungen genutzt und zur Verfügung gestellt wird
Albanischer Tanz
Konzertgitarrist Rainer Stegmann

Anfang der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts war der Pfarrhof in einem schlechten Zustand. Der neue junge Pfarrer Peter Frank wollte dort nicht mehr wohnen und deshalb entstand nebenan ein neues Gebäude. Schon der legendäre Pfarrer Schnirle hatte Jahrzehnte zuvor die Landwirtschaft nicht mehr selbst betrieben. Das jetzt über 400 Jahre alte ehrwürdige Areal mitten im Dorf mit Blick auf die Kirche gelangte damals in Privatbesitz. Erster „Pfarrer-Bauer“ war die Familie Schmid, erinnert sich Ernst Klem. Sie hat nach Langriegers Nachforschungen Dachgauben und die Veranda angebaut. Die Eigentümer wechselten, bis es Gert-Friedrich von Seydewitz mit seiner Gattin erwarb und dort eine Firma einrichtete. Im südlichen Ökonomiegebäude standen einige Jahre Pferde. Nach dem Tod von Gabriele von Seydewitz übernahmen die Langriegers vor rund einem Jahr das Anwesen. Der Architekt mit dem Faible für die Kunst nahm sich zuerst den ehemaligen Stall vor. Die Nut in den Gewölbe-Säulen lässt Langrieger vermuten, dass Boxen abgeteilt waren, die Kälbern oder Jungrindern dienten. Im breiteren Joch standen die Tiere, das schmälere diente als Futtergang. Insbesondere die Wand sei in einem sehr schlechten Zustand gewesen, eine großflächige Reparatur unumgänglich. Daneben wurde der Fußboden mit Naturdielen verneuert und die Beleuchtung für die künftigen Zwecke eingebaut.

Malerin Ulrike Remiger
Malerin Ulrike Remiger

Dass sich der Einsatz gelohnt hat, das sahen und spürten die Neuen im Dorf. „Ich bin überwältig. Der Zuspruch hat alle Erwartungen übertroffen!“, so der Architekt. Das Rätsel von „Artonicon“, dem „etwas geschwollenen und rätselhaften Wort“, wie Langrieger selbst bekannte, lüftete er nicht. „Der Sinn weist auf die Vereinigung von Bild- und Tonkunst hin“, nur so viel verriet er. Und es soll die Klammer für ein treues Publikum sein, das er sich für die Zukunft wünschte.

Bei der Eröffnung der Matinee dankte Langrieger allen Vorbesitzern, denn jeder habe einen „außerordentlich schätzenswerten“ Beitrag geleistet, um das Denkmal zu erhalten. Die Übernahme sei zu jeder Zeit – jetzt auch für ihn und seine Gattin – eine Lebensaufgabe. Er dankte der Nachbarschaft für die Unterstützung und nannte es eine „außerordentliche Erfahrung“, wie ein kleiner Ort zusammenhält. Es sei ganz offensichtlich, dass sich die Laichlinger noch sehr mit ihrem alten Pfarrhof identifizieren, versicherte er nicht zuletzt dem anwesenden Bürgermeister Christian Kiendl.

Empfang im Garten
Ehrwürdiges Areal bekommt Leben

Einen sinnlichen Genuss für Augen und Ohren wünschte Sascha Borchers-Langrieger zum Auftakt. Für die Tonkunst war am Sonntagvormittag der Konzertgitarrist Rainer Stegmann verantwortlich. Das Publikum wurde dabei sehr gefordert. Einmal streichelte er die Saiten seiner Gitarre und einmal ließ er sie erbeben. In seinem jüngsten Projekt „Soundscapes 2“ gehe es um „Klangmalerei“, die insbesondere von zeitgenössischen Komponisten aus Kolumbien, Japan und Großbritannien geschaffen wurden. Diese versuchen nach Stegmann auch, die Stimmung von Gedichten in der Musik einzufangen. Dabei geht es um die Natur ebenso wie um Tod und Leidenschaft. Im Mittelpunkt der Vernissage standen die Gemälde von Ulrike Remiger, die sich ihrerseits freute, in dem „romantischen Anwesen“ ausstellen zu dürfen und den Gästen viel Freude beim „Anblick meiner Augenblicke“ wünschte. Unter den Gästen waren mit Hildegard Denk und Jutta Hummel auch zwei Schierlingerinnen, die sich bereits seit vielen Jahren erfolgreich der Malerei widmen.

ARTONICON in Unterlaichling

Ausstellung. Die Ausstellung „Augenblicke“ von Ulrike Remiger ist bis 1. August jeweils Freitag und Samstag, 16-19 Uhr, Sonntag 10-13 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung zu besichtigen.

Perspektive. Hans-Günter Langrieger will im südlichen Landkreis einen besonderen Raum schaffen und wird immer wieder Neues und Unterschiedliches im ARTONICON bringen. So habe er bereits einen weltbekannten Pianisten an der Angel. Noch ist er auf der Suche nach Sponsoren, denn ohne finanzielle Unterstützung könne das anvisierte Niveau nicht gehalten werden.

Vermietung. Der Raum mit dem alten Gewölbe wird von den Langriegers auch vermietet für Seminare, Familienfeiern, Vorträge und Konzerte. Kontakt unter Telefon 09451/941323.

Text und Fotos: Fritz Wallner