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Gebet für Opfer und den Frieden

Hunderte beteiligten sich am Gelübdetag zur Errettung aus Kriegsnot

SCHIERLING, 02.05.2010. Vor 65 Jahren wurde Schierling davor verschont zerstört zu werden – und legte dafür ein Gelübde ab. Am 1. Mai wurde der Opfer von damals gedacht, aber auch der Leidtragenden von heutigen Kriegen, Fanatismus und Terroranschlägen. Mit Blick auf den Ökumenischen Kirchentag in zwei Wochen in München und dessen Moto „Damit ihr Hoffnung habt“ machte der evangelische Pfarrer Thomas Klenner bewusst, wie die Schierlinger nur mit lebendiger Hoffnung die bedrohlichen Wellen und den Gegenwind der Zeit bewältigen konnten.

Messe am Gedenkstein
Am Gedenkstein wurde für die damaligen und heutigen Opfer von Krieg, Fanatismus und Terrorismus gebetet

Die Erfüllung des Gelübdes wird weitergetragen werden, denn „Dankbarkeit darf nicht enden“, wie es bei der Verlängerung durch Marktgemeinderat und Pfarrgemeinderat vor 15 Jahren hieß. Hunderte folgten dem Aufruf zum Dankgottesdienst, der Prozession zum Gedenkstein und der Feier dort. Pfarrer Josef Helm verlas die historische Predigt des damaligen Pfarrer Franz Xaver Laubmeier mit dem legendären Bekenntnis: „Wir rühmen uns nicht, dass wir besser sind als andere. Wir wagen auch nicht zu sagen, dass wir den Schutz Gottes mehr verdient haben als andere, die der Zerstörung des Krieges zum Opfer gefallen sind“, und der historischen Bitte „O Herr, bewahre unser Volk und unsere Heimat, dass Gottlosigkeit und Gottvergessenheit uns nicht wieder in ein solches Unglück stürze, in welches das ganze deutsche Volk in diesen Jahren gestürzt ist!“. Helm erinnerte am Maifeiertag, der auch der „Tag der Schutzfrau Bayerns“ ist, auch daran, dass in dieser schwierigen Zeit damals die Menschen in München vor der Patrona Bavariae beteten.

An der Prozession nahmen der Marktgemeinderat, Pfarrgemeinderat und alle Ortsvereine mit ihrer Fahne teil. Dort folgte das Gebet für die Opfer und um den Frieden und Pastoralreferent Hannes Fruth las die Fürbitten.

Pfarrer Klenners Ansprache stand unter der Überschrift „Über bedrohliche Wellen hinweggehen“. Anhand einer Geschichte führte er aus, dass nur Jesus Wunder bewirken kann, nicht die Menschen. Es sei ein Wunder, dass Schierling vor 65 Jahren von den tödlichen Bomben verschont geblieben ist. Es sei damals wie heute ein Wunder, wenn Menschen plötzlich wieder Lebensmut fassen, obwohl alles aussichtslos erscheint. Dazu verwies er auf das Beispiel des Petrus, der über den See Genezareth nur solange gehen konnte als er vertrauensvoll auf Jesus schaute. Als er wieder schwach wurde und den Blick auf Wind und Wellen richtete, begann er zu sinken. Gerade jetzt erfahre die Kirche sehr schmerzhaft, wie fehlbar auch Pfarrer sind. Petrus sei ein Vorbild für die fehlbaren Menschen. „Wer in seinem Denken und Tun auf die Bedrohungen des Lebens fixiert ist, der kann darin leicht untergehen“, so Klenner. Auch in der heutigen Zeit scheinen Menschen in ihren Bedrohungen des Lebens unterzugehen: durch die persönliche Erfahrung von Angst und Leid genauso wie durch Arbeitslosigkeit und Armut. Oder durch die weltweiten Bedrohungen der Finanzkrise, des Friedens und der Gerechtigkeit. „Damit wir Hoffnung“ haben, darauf komme es jetzt an, und zwar den Blick auf Jesus und seine Botschaft zu richten.

Der Prozessionszug
Eine lange Prozession zog sich durch den Ort

Schierlinger Gelübd

Anlass. Vom 19. bis 27. April war das Hauptquartier der deutschen Kriegswehrmacht südlich der Mainlinie mit Oberbefehlshaber und Chef des Generalstabs im Pfarrhof Schierling untergebracht. Am 25. April erschienen sechs Jagdflugzeuge über der Muna, um sich über den ersten Angriff zu orientieren. Dort waren mindestens 6000 Tonnen Giftkampfstoffe gelagert, die in den Wochen zuvor aus allen Teilen Deutschlands angeliefert worden waren.

Reaktion. Pfarrer Franz Xaver Laubmeier hat von der Kanzel aus – mit Zustimmung der Gläubigen und des späteren Bürgermeisters Josef Wallner – versprochen, durch ein Gelübde Gott den Dank zu erweisen, wenn Schierling gerettet wird. Im Jahre 1945 wurde das Titularfest der Corporis Christi Bruderschaft als Dankfest gefeiert.

Installation. Am 3. März 1946 legten Kirchenverwaltung, Consultoren, Gemeinderat und alle in der Kirche anwesenden fest, dass 50 Jahre am 27. April ein Feiertag gehalten und ein Dankgottesdienst gefeiert wird. Später wurde im Zuge des Strukturwandels Schierlings der Termin auf den 1. Mai verlegt.

Verlängerung. Auf Anregung des Pfarrgemeinderates wurde das Gelübde im Jahre 1995 um 25 Jahre verlängert und in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs ein Gedenkstein zur Errettung aus Kriegsnot aufgestellt. In einer eigens dafür erschienen Zeitung „Das Wunder von Schierling“ wurden damals viele historische Details öffentlich gemacht.

Evangelischer und katholischer Priester
Der Stadtrat
Die Vereine

Text und Fotos: Fritz Wallner