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Mädchen in typischen Männerberufen – Buben in…

Placidus-Heinrich-Volksschule beteiligte sich am „Girlsday“ und „Neue Wege für Jungs“

SCHIERLING, 27.04.2010. Elf Betriebe hatten sich die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse der Placidus-Heinrich-Volksschule Schierling zum diesjährigen „girlsday“ – dem Mädchen-Zukunftstag – ausgesucht, um einen halben Tag in eigentlich typische Männerberufe zu schnuppern. Bei der Holmer GmbH setzten vier Mädchen ihren Namen als „Schlagzahlen“ mit einem Hammer in eine Metallplatte und bekamen dafür Anerkennung von den Ausbildern. Weil dieser Tag jetzt mit dem Projekt „Neue Wege für Jungs“ verknüpft ist, erhalten die Buben insbesondere einen Einblick in soziale Berufe.

Mädchen in der Werkstatt von Maschinenbau Holmer
Exakt schlugen Mädchen der Hauptschulen Schierling und Langquaid bei Maschinenbau Holmer in Eggmühl mit dem Hammer ihren Namen in eine Metallplatte, konzentriert beobachtet von Lehrerin Hilde Roth

„Die meisten Mädchen sind auf einen Beruf im Kindergarten fixiert“, weiß Klassenlehrerin Hilde Roth. Deshalb war sie sehr gespannt, wie ihre Schülerinnen auf die eigentlich typischen Männerberufe reagieren würden. Bei Holmer gab es dann gleich das erste große Lob für die Mädchen. Ausbildungsleiter Benjamin Knopff informierte, dass seit September letzten Jahres zwei Mädchen in Metallberufen unter den 23 Auszubildenen sind: Eine als Industriemechanikerin und die andere als Land- und Baumaschinenmechanikerin. „Was spricht für die Mädchen?“, wollte die Lehrerin wissen. Sie seien teilweise genauer und auch sehr fleißig, so Knopff.

Für alle Praktikanten sei es eine Strategie des Betriebes, die Schüler nicht in die Lehrwerkstatt zu stecken. „Bei uns bekommen sie die Möglichkeit, sich in jeder Abteilung unmittelbar einen Eindruck zu verschaffen.“, so der Ausbilder. Die Girls Bianca Schmitzer, Melisa Özdurdu, Xenia Buchschmid und Patricia Weiß von der Volksschule Langquaid waren schließlich auch begeistert. Sie durften auf eines der riesigen Fahrzeuge steigen, beim Kundendienst und beim Reparieren zuschauen, schließlich freuten sie sich auf das Schweißen. Mit dem Hammer gingen sie ganz geschickt um. Von Siegfried Pautz lernten sie den Umgang mit dem Digital-Messschieber. „Dieses Gerät kann auf ein Hundertstel genau messen!“, so Pautz. Die Mädchen probierten selbst aus und ermittelten, dass ein Haar von Melisa 0,07 Millimeter dick ist. Ein starkes Erlebnis für die Mädchen! Ob ein technischer Beruf denn vorstellbar sei, fragte die Lehrerin. Ein lang anhaltendes „Jaaaaaaaa“ ist zwar gekommen, doch so richtig überzeugt klang das nicht. Die Mädchen haben den Betrieb ausgesucht, weil sie wissen wollten, warum diese Berufe den Buben so gefallen und weil ein Bruder dort arbeitet, wollte die Schwester eben mehr wissen.

Jungen beim Spielen mit Krippenkindern
Im Rahmen des Projekts „Neue Wege für Jungs“ spielten Josef Ertl und Christian Furthmayer in der Kinderkrippe mit den ganz Kleinen, wobei der Spaß auf beiden Seiten vorhanden zu sein schien

Umgedrehte Vorzeichen in der Kinderkrippe Eggmühl. Da drehten Josef Ertl und Christian Furthmayer mit den „Hosenscheißern“ im Garten ihre Runden auf dem Bobycar. Sie waren liebevoll und hilfsbereit, bescheinigten Melanie Häring und Margarete Kerscher. Die Spannung sei auf beiden Seiten gewesen: Die Kinder mussten sich an die jungen Männer gewöhnen und die Schüler an ihre Schützlinge. „Wir haben mit den Kindern geschaukelt, eine Eisenbahn aufgebaut, Lego gespielt, gesungen und sie auch angezogen“, berichteten die beiden. Josef Ertl hatte schon eine Vorerfahrung mitgebracht, denn seine Schwester ist 6 Jahre jünger und sein Bruder zwei Jahre jünger als er. Da galt es also schon als Bub einschlägige Arbeiten zu erledigen. Beide versicherten, dass es ihnen Spaß machte, und sie hielten für nicht ausgeschlossen, jeden Tag so etwas zu machen. Aber nicht als Beruf, sondern wenn sie einmal selbst eine Familie haben. Beruflich möchten beide Landmaschinenmechaniker werden.

Trotzdem sei die Erfahrung in der Kinderkrippe sehr wichtig, so Lehrerin Roth. „Bei den Buben wächst so der Respekt vor einer Arbeit, die sonst vorwiegend die Frauen machen“, sagte sie. Weil den Jungs eine solche Situation normalerweise nicht so vertraut ist, wehrten sie sich zuerst, dem Vorschlag Roths zu folgen und in eine soziale Einrichtung zu gehen. Hilde Roth ist eine, der die Hauptschüler sehr am Herzen liegen. „Gebt den Hauptschülern eine Chance!“, warb sie bei den Ausbildungsleitern. Und sie rannte bei diesen offene Türen ein, weil diese oft viel mehr praktisches Geschick haben und – als wichtige Stützen - konstant im Betrieb bleiben. Beim Rundgang durch den Maschinenbaubetrieb traf sie auf ehemalige Schüler, freute sich und es schlug ihr nur Freundlichkeit entgegen.

Am „Girlsday“ und „Neu Wege für Jungs“ waren folgende Firmen beteiligt: Auto Bauer, Kössinger Druck, Planoprint, Kindergarten St. Wolfgang, BRK-Seniorenheim Eggmühl, Kindergarten St. Michael, „Grüne Villa“ Eggmühl, Kinderkrippe, TopRatio, Moden Schweiß sowie Holmer Maschinenbau. Webasto konnte sich nicht beteiligen, weil Ausbildungsleiter Huber gleichzeitig bei Holmer in Eggmühl 4 jungen Leuten die praktische Berufs-Abschlussprüfung abnahm.

Text und Fotos: Fritz Wallner