„Muna“ endgültig geschlossen

Oberstleutnant Neubert übergab Chronik an Markt Schierling

SCHIERLING, 02.01.2010. Oberstleutnant Gert Neubert hat an Bürgermeister Christian Kiendl die umfangreiche Chronik des Munitionshauptdepots übergeben. Mit diesem letzten Schritt ist das endgültige „Aus“ für diese militärische Einrichtung besiegelt. Inzwischen haben auch die letzten 17 Mitarbeiter ihre Dienstposten geräumt. Nur ein Wachdienst sorgt dafür, dass das Gelände unbehelligt bleibt.

Übergabe der Chronik
In Schierling soll die Erinnerung an die „Muna“ lebending bleiben. Deshalb übergab der letzte Depotkommandant Oberstleutnant Gert Neubert die Chronik an Bürgermeister Christian Kiendl. Außerdem auf dem Foto v.l. Stabsfeldwebel Rudolf Göldel, Ludwig Listl und Stabsfeldwebel Peter Plößner

Wehmut war zu spüren, als der letzte Depotkommandant zusammen mit Ludwig Listl vom Personalrat und den beiden Stabsfeldwebeln Rudolf Göldel und Peter Plößner zum Abschiedsbesuch in das Rathaus kamen. Einen „traurigen Moment“ nannte es Bürgermeister Christian Kiendl, denn die „Muna“ sei über Jahrzehnte hinweg ein wesentlicher Bestandteil der beiden Gemeinden Schierling und Langquaid gewesen. Ludwig Listl erinnerte an den Kampf um den Erhalt des Depots. Im September 2005 seien der damalige Schierlinger Bürgermeister Otto Gascher und sein Langquaider Kollege Herbert Blaschek zusammen mit vier Bundestagsabgeordneten beim Bundesverteidigungsministerium in Berlin vorstellig geworden, um zu retten, was schon aussichtslos schien – und schließlich aussichtslos war. „Uns hat es besonders deshalb hart getroffen, weil es in den Jahren zuvor immer geheißen hat, dass Schierling von den Reformen nicht betroffen sei“, so Listl. Zuerst Fassungslosigkeit, dann Wut und schließlich Trauer habe das Depot fortan beherrscht. Viele der Kolleginnen und Kollegen seien vorzeitig in Ruhestand gegangen, andere haben innerhalb oder außerhalb der Bundeswehr eine neue Arbeit gefunden.

Ludwig Listl war seit März 1983 im Depot tätig. Es rühmte die gute Gemeinschaft unter den Bediensteten und die vielen Aktivitäten. Dazu gehörten „rauschende Faschingsbälle“ ebenso wie lustige Abende in der Kegelbahn, die immer wieder auch Vereinen und Gruppen der umliegenden Orte zur Verfügung gestellt wurde. Das Depot habe eine zeitlang eine Fußballmannschaft unterhalten und an Sportfesten teilgenommen. Und dann die Tage oder offenen Tür: „Wir haben uns ausgezeichnet präsentiert!“ erinnert sich Ludwig Listl nicht ohne Stolz. Alles Geschichte, die in der Chronik im Detail festgehalten ist.

Oberstleutnant Neubert übergab diese Chronik in Gestalt von 8 Leitzordnern mit einer akribischen Beschreibungen und Zeitungsberichten und Beschreibungen vom ersten Tag an. „Wir sind sehr stolz, diese Chronik zu bekommen!“, versicherte Bürgermeister Kiendl, und er stellte fest: „Schade, dass es so ist, wie es ist!“. Neubert war zwei Jahre in Schierling und es habe ihm gut gefallen hier, sagte er. Der Bürgermeister war froh über die sehr gute Zusammenarbeit, die mit ihm möglich gewesen ist. Zur Erinnerung und als Dank überreichte er ihm einen Zinnteller mit dem Wappen des Marktes Schierling.

Rund um die „Muna“-Chronik

Chronisten. Die wesentliche Arbeit für die Chronik hat Hauptfeldwebel Christian Marbach im März 1987 aufgrund von Beiträgen und Fotos der Mitarbeiter gemacht. Sie wurde von Hauptfeldwebel Mathias Voigt ergänzt und erweitert und zum Tag der offenen Tür am 15. Juli 2006 komplett neu erstellt.

Kapitel. Die ersten Dokumente stammen aus der Zeit der Erbauung des Depots in den Jahren 1937 und 1938. Es sind außerdem Berichte und Fotos der Amerikaner überliefert, welche wichtige Hinweise auf die Entsorgung von Teilen der lagernden Munition geben. Mit der Inbetriebnahme der Fläche als Munitionsdepot der Bundeswehr sind alle Kommandanten und alle Ereignisse zusammengetragen.

Text und Foto: Fritz Wallner