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Schulverbund will „Mittelschule“ werden

Gemeinsame Sitzung der Gremien von Schierling und Langquaid

SCHIERLING/LANGQUAID, 17.11.2009. Die Beteiligten des Hauptschul-Verbundes zwischen den Märken Schierling und Langquaid streben weiterhin an, dass daraus eine neue „Bayerische Mittelschule“ wird. Dies war das Ergebnis einer gemeinsamen Sitzung der Marktgemeinderäte, Schulleitungen, Elternbeiratsvorsitzenden und Fördervereinsvorsitzenden der beiden Gemeinden. Schulamtsdirektor Egon Winkler (Kelheim) und Schulrat Roland Hager (Regensburg) stellten dabei die Überlegungen des Kultusministeriums und der Schulämter für die neue Hauptschulorganisation vor.

Das Beratungsteam
Die Märkte Schierling und Langquaid wollen im Schulverbund eine neue „Bayerische Mittelschule“ erhalten. Bei einer gemeinsamen Sitzung im Munitionshauptdepot war man sich darin einig. V.l. Bürgermeister Christian Kiendl, Bürgermeister Herbert Blaschek, Schulrat Roland Hager, Depotkommandant Oberstleutnant Neubert und Schulamtsdirektor Egon Winkler.

Das Treffen fand im Speisesaal des Munitionsdepots, an der Nahtstelle der beiden Gemeinden statt. Depotkommandant Oberstleutnant Neubert begrüßte als Hausherr die rund 60 Gäste.

Die Bürgermeister Christian Kiendl (Schierling) und Herbert Blaschek (Langquaid) bestätigten übereinstimmend die ausgezeichnete Zusammenarbeit der beiden Schulen, die sich in diesem Schuljahr bereits ganz konkret bewährt hat. Mit dem Schulverbund sei eine sehr beachtliche Qualitätssicherung gelungen. Auch bei den künftigen Überlegungen müsse das „Wohl und Wehe“ der Kinder im Vordergrund stehen. Die derzeitige Diskussion über die Neuorientierung bei der Hauptschule habe eine beachtliche Eigendynamik entwickelt und viele Diskussionen bei den Gemeinden ausgelöst. Einig war man sich, dass das Profil der Hauptschulen durch die neue „Bayerische Mittelschule“ gestärkt werden könne. Das „Rennen“ unter den Gemeinden sei eröffnet. Für Schierling und Langquaid gelte es, ein maßgeschneidertes Konzept zu erarbeiten.

Drastischer Rückgang

Der eigentliche Grund für diese Weiterführung der Hauptschulinitiative liege im drastischen Rückgang der Geburten und damit der Schüler, sagten die beiden Vertreter der Schulämter. „Allein im Landkreis Regensburg sind in den letzten fünf Jahren 50 Hauptschulklassen weggefallen“, so Hager. Und Winkler prognostizierte einen Rückgang der Hauptschüler im Landkreis Kelheim von derzeit rund 2700 auf gut 2000 in den nächsten Jahren.

Das pädagogische Konzept der neuen Hauptschule baue auf das Ziel auf, die Kinder „stark für den Beruf“ zu machen, sie „stark im Wissen“ zu bilden und „stark als Person“ werden zu lassen. Die neue „Bayerische Mittelschule“ soll „bei der Berufsorientierung alle anderen Schulen meilenweit abschlagen“, so da Ziel. Strukturell sei das mit einzügigen Hauptschulen, also mit jeweils einer Klasse in einer Jahrgangsstufe, nicht mehr erreichbar. Deshalb sei die Bildung von Schulverbünden unumgänglich. Die Schulamtsleiter stellten vor, dass Verbundgrößen von über 500 Schülern als überlebensfähig erachtet werden. Dabei werde es dann einen Verbund-Schulleiter, einen Verbund-Ausschuss und einen großen Lehrerstunden-Pool unter den beteiligten Schulen geben.

Die beiden Bürgermeister verwiesen darauf, dass mit dem Schulverbund für Schierling und Langquaid gemeinsam die Zweizügigkeit in den Klassen 5 bis 9 auch nach der Prognose für die nächsten Jahre gesichert sei. Ziel sei es, das bisher – auch aufgrund der optimalen Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der sehr aktiven Schulfördervereine und der Angebote der Ganztagsschule – erreichte hohe Niveau zu halten und die Kinder möglichst in Ausnahmefällen, und dann nur mit kurzen Entfernungen in Schulbussen transportieren zu müssen. „Die Nähe von Schierling und Langquaid machte eine wohnortnahe Schule so richtig möglich!“, so ihre Einschätzung.

Anforderungen an die Mittelschule

Sie machten außerdem deutlich, dass der Schulverbund Langquaid-Schierling mit seinen rund 215 Schülern fast alle Bildungsangebote der Mittelschule bereits jetzt hat. Es handelt sich dabei um die drei berufsorientierenden Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales, um ein offenes Ganztagesangebot für die Kinder, die Kooperation mit einer Berufsschule, der regionalen Wirtschaft und der Arbeitsagentur, um die individuelle/modulare Förderung der Schüler im Klassenverband unter Beibehaltung des Klassenlehrerprinzips und um Angebote der Jugendsozialarbeit sowie von Fördervereinen. „Nur die Möglichkeit, bereits einen mittleren Schulabschluss zu erhalten, die fehlt uns“, so die Bürgermeister. Sie brachten „parzielle Schulverbände“ ins Gespräch. Diese haben das Ziel, mit anderen Schulen zu kooperieren, um dort den M-Zug anzubieten, ihn aber für den Schulverbund Schierling-Langquaid zu nutzen. Weil nur für diesen Teil ein weiterer Schulverbund eingegangen wird, könnte auf einen großen bürokratischen Aufwand verzichtet werden, ohne dass dies die bestehende hohe Qualität beinträchtigen würde. Mit diesem Vorschlag wollen die beiden Gemeinden in die nächsten Gespräche geben.

„Wahnsinnige Verantwortung“

Schierlings Fördervereinsvorsitzender Dr. Josef Kindler hielt es für richtig, im Rahmen des Schulverbundes Mittelschule zu werden. Er sah allerdings damit eine „wahnsinnige Verantwortung“ verbunden, „unseren Kindern mindestens eine solche Bildung zuteil werden zu lassen, wie denen, die durch den Landkreis gefahren werden.“ Deshalb sei ein spezielles Konzept zu entwickeln. Eine breite Übereinstimmung unter Fachleuten und Gemeindeverantwortlichen gab es bei der Feststellung, dass „eine bestehende Struktur, die den Schülern dient, nicht zerstört werden darf, selbst wenn diese Struktur über Regierungsbezirksgrenzen und über verschiedene Schulämter hinweg besteht“. Es wurde auch bestätigt, dass gerade die Kooperation mit den vielen Ausbildungsbetrieben eine besondere Stärke des Schulverbundes darstellt. Langquaids Rektor Hans Schächtl hielt es für richtig, dass sich der Schulverbund auch weiterhin um das Gros der Hauptschule mit konsequenter Berufsorientierung kümmert, weil alles andere unsicher ist.

„Wir werden jedenfalls im Rahmen des bevorstehenden offiziellen Dialogverfahrens das Beste für unsere Kinder herauszuholen versuchen!“, versicherten die Bürgermeister Blaschek und Kiendl.

Text und Foto: Fritz Wallner