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Thema „Mauerfall“ in der Schule

Ausstellung in der Aula der Placidus-Heinrich-Volksschule

SCHIERLING, 11.11.2009. Der Mauerfall vor 20 Jahren und seine Folgen werden in der Placidus-Heinrich-Volksschule mit der Ausstellung „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ besonders anschaulich gemacht. Die Schüler der 8. Klasse haben außerdem als Hausaufgabe mit ihren Eltern und Großeltern darüber darüber gesprochen, wie diese das historische Ereignis erlebt haben. „Wir haben als Schule die Aufgabe, die Erinnerung daran wach zu halten, dass diese Revolution ohne Blutvergießen möglich war“, so Konrektorin Birgit Bumes.

Schüler vor Ausstellungswänden
In der Schierlinger Placidus-Heinrich-Volksschule wird derzeit die Ausstellung „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ gezeigt. Rechts Konrektorin Birgit Bumes im Gespräch mit den Schülern der 8. Klasse.

Zwanzig Tafeln informieren in der Aula über die Unterdrückung und den Betrug durch das DDR-Regime sowie an den Freiheitswillen des Volkes. Einige Wochen können sich die Schüler in den Pausen damit vertraut machen, aber auch klassenweise werden insbesondere in der Hauptschule die vielen Fotos und Texte besprochen, so Rektorin Gudrun Honke bei der Eröffnung am Jahrestag.

Außerdem haben die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse den Zeitungsbericht vom Samstag über das geteilte Dorf Mödlareuth aufgehängt. „Denn da waren wir im letzten Jahr gemeinsam mit der Volksschule Langquaid“, verriet Jessika Pernpaintner. „Little Berlin“ habe sie dort besonders beeindruckt, erzählt Nicole Lochu. Denn in dem zu Bayern und Thüringen gehörenden Dorf ist ein Teil der Berliner Mauer im Original aufgebaut. Besonders die dargestellten Fluchtversuche waren den 13- bis 14-jährigen jungen Leuten in Erinnerung geblieben. „Die durften ja nicht einmal winken“, war ein Mädchen auch nach einem Jahr noch richtig wütend.

Warum die Leute fliehen wollten, war die Frage. An der Ausstellungstafel mit dem Thema „Unzufriedenheit“ kam es besonders zum Ausdruck. Und auch für die Schüler war vieles wieder präsent: Die Wirtschaft in der DDR krankte, die Familien waren getrennt und den Menschen fehlte die Freiheit zu reisen und ein freies Leben zu führen. Schnell kam das Thema „Meinungsfreiheit“. Ja, die Angst, nicht alles sagen zu dürfen, sei wohl besonders belastend gewesen, so die Jugendlichen. Und auch das Misstrauen, dass jemand aus der eigenen Familie, aus der Schule oder aus der Arbeit einen anderen verrät, muss grausam gewesen sein. „Das war Unterdrückung!“, fasste ein Bub zusammen – und hatte damit einen wichtigen Teil kommunistischer Politik auf den Nagel getroffen. Mit dem „StaSi“-System und der permanenten Fälschung von Wahlergebnis mussten die Menschen unzufrieden werden. Darüber waren sich die Kinder schnell klar.

Immer wieder kam „Mödlareuth“ bei den Schülern auf. Die Mauerreste haben ihnen einen Eindruck vermittel, „wie kalt, düster und grausam das System damals war“. „Die Leute haben ganz großes Pech in der Geschichte gehabt!“. So realistisch können West-Schüler zwanzig Jahre danach denken!

Die Ausstellung und das Erinnern

Ausstellung. Die Ausstellung besteht aus 20 Plakaten in Rahmen. Sie wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Kooperation mit der Hertie-Stiftung erarbeitet und vom Markt Schierling gekauft.

Erlebnis. Für Rektorin Gudrun Honke spielt in der jetzigen Aufarbeitung besonders die emotionale Komponente eine wichtige Rolle. Sie selbst weiß genau, dass sie vor zwanzig Jahren als Studentin in ihrem 1-Zimmer-Appartement in Regensburg die bedeutungsvollen Sätze unmittelbar im Fernsehen gesehen hat. „Ich bin dann ausgegangen und da war es dann das große Thema und wir haben ziemlich schnell kapiert, dass wir Zeugen eines sehr bedeutsamen geschichtlichen Ereignisses dabei waren“, so die Schulleiterin.

Konsequenzen. Konrektorin Bumes hält die Ausstellung für „genial“. Sie hoffte, dass sie mit ihrer Klasse noch einmal nach Berlin fahren darf. Überhaupt: „Jeder Schüler sollte einmal nach Berlin fahren dürfen, damit er Geschichte unmittelbar erleben kann“, so Bumes. Gerade solche Fahrten unterstützt der Markt Schierling über die Jugend-Projektförderung.

Text und Foto: Fritz Wallner