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Geschichte erlebbar gemacht

Über 6000 Besucher bereits bei der ersten Gefechtsdarstellung über die „Schlacht bei Eggmühl“

SCHIERLING/EGGMÜHL, 12.06.2009. Reitergefechte im Pulverdampf. Das waren die Höhepunkte und beeindruckten besonders die Kinder unter den über 6000 Besuchern, die schon am ersten Tag sehen wollten, wie ein Teil der „Schlacht bei Eggmühl“ am 22. April 1809 abgelaufen ist. Am Ende siegte Napoleon mit Unterstützung der Bayern gegen die Österreicher. Doch großen Beifall bekamen alle über 900 Darsteller – die Sieger und die Verlierer.

Gefechtsszene
Authentische Gefechte sind in der Laberaue bei Eggmühl zu sehen
Die Sieger
Die Sieger: Napoleon und sein Verbündeter Rittmeister Matejka vom Königlich Bayerisches 2. Chevauleger Regiment Taxis

Das gesamte Schlachtfeld zwischen der Bundesstraße 15 und dem Ort Eggmühl lag unter Dauerbeschuss. Mit Kanonenschlägen wurden die ersten Gefechte geführt. Hunderte Infanteristen und Füsiliere waren rund eineinhalb Stunden damit beschäftigt, immer wieder ihre Vorderladerwaffen mit Pulver zu stopfen und auf Kommando Salven abzufeuern.

Franz Spacek hatte die „Erstürmung des Bettelberges“ nach historischen Vorlagen inszeniert. Er moderierte zusammen mit Hans Neuner und Kavalleristen die Gefechtsdarstellung. „Wir liefern hier keine Show a la Hollywood!“, so Spacek. Sondern es sollte authentisch sein, was gezeigt wurde. Es sollte die Geschwindigkeit der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung der Truppen demonstrieren (die Bayern kamen damals wie heute zu spät), Einblicke in die Taktik ermöglichen aber auch zeigen, auf welche Schwierigkeiten die Soldaten damals stießen. Nicht selten waren die Pferde der Kavallerie bei der Bevölkerung gestohlen gewesen und deshalb gehorchten sie dem Reiter nicht. Das hatte Spacek kaum erläutert, da warf ein Roß bereits einen französischen Reiter ab. Durch den Rauch der Geschütze und Gewehre war es den Truppen oft nur schwer möglich die Formation zu behalten. „Wenn es gelungen ist, die gegnerische Formation aufzubrechen, hat das einen wesentlichen Vorteil bedeutet“, sagte Spacek.

Jubelnder Kavallerist
Verloren und doch zufrieden: ein österreichischer Kavallerist

Zuerst konnten sich die Österreicher noch durchsetzen. Doch als die Kavallerie des Rheinbundes in Erscheinung trat, gab es keine Chance mehr. Meter für Meter rangen ihnen die Reiter im Galopp wichtiges Terrain ab. Sie bauten eine Brücke über den Fluss, zeigten die Vorteile eines „Karrees“. Dabei bildeten die Bodentruppen einen dichten Pulk und ermöglichten damit eine effektive Abwehr und Abschirmung.

Um die Verletzten kümmerte sich der Wundarzt und Marketenderinnen – soweit es der jeweilige Gegner zuließ. Als Vorhut von Napoleon trat seine „Alte Garde“ auf den Plan. „Wenn die zu sehen waren, dann gab es für die Gegner nichts mehr zu gewinnen“, so Spacek. Und das war auch in Eggmühl so. Der Kaiser gab sich mit seinem Stab die Ehre. Später, im Exil, soll er gesagt haben, dass er bei Eggmühl die „kühnsten, schönsten und kunstgerechtesten Manöver“ befohlen hatte. Die beeindruckten Zuschauer jedenfalls waren begeistert von den bunten Uniformen, den originalen Ausrüstungsgegenständen und von dem Engagement, dass die Darsteller aus ganz Europa und Übersee mit ihren 90 Pferden zeigten.

Das Ende der Österreicher
Das Ende der Österreicher

Details

Finale: Am heutigen Samstag steht das Lager mit rund 400 Zelten für die Öffentlichkeit offen. Um 12 Uhr wird die Bundesstraße 15 gesperrt. Ab 14.30 Uhr erfolgt die nächste Gefechtsdarstellung. Diesmal wird die „Erstürmung von Eggmühl“ gezeigt. Es handelt sich dabei um eine grundlegend andere Inszenierung als am Freitag. Um 19 Uhr spielt im Schlosshof Eggmühl das Luftwaffenmusikkorps 2 aus Karlsruhe mit 60 Mitgliedern ein Benefizkonzert.

Reaktion: „Wer da nicht hingeht, wenn man so nah etwas so Einmaliges erleben kann, der ist selbst schuld“, sagte eine junge Eggmühlerin voll Enthusiasmus. Die Besucher kamen – den Autonummern nach – aus allen Teilen Bayerns, von Freising bis Traunstein, von Fürth bis Ingolstadt. Denn es handelt sich um die größte Geschichtsinszenierung, die es zu dieser Zeit bisher in Bayern gegeben hat.

Gefecht Infanterie gegen Kavallerie
Gefecht Infanterie gegen Kavallerie
Reitergefecht
Reitergefecht
Napoleons „Alte Garde“
Napoleons „Alte Garde“
  
Der Wundarzt amputiert auch angeschossene Beine
Der Wundarzt amputiert auch angeschossene Beine
Hilfe für einen Verletzten
Hilfe für einen Verletzten
  
Reitergefecht
Reitergefecht
  
Über 6000 begeisterte Zuschauer
Über 6000 begeisterte Zuschauer

Text und Fotos: Fritz Wallner