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TV-Fußballer jetzt in der Landesliga

Größter Erfolg in der Vereinsgeschichte – Empfang am Rathaus

Schierling, 02.06.2009. Die Fußballer des TV Schierling sind niederbayerischer Fußballmeister 2009 und damit erstmals in die Landesliga Mitte aufgestiegen. Das ist der größte Erfolg in der 98-jährigen Vereinsgeschichte. Beim Empfang am Rathausbalkon durch Bürgermeister Christian Kiendl bejubelten unmittelbar nach dem letzten Spiel rund 200 Fans die „Fußballgötter“ und stimmten ein in das Vereinslied „Rot und weiß, wie lieb ich dich!“.

Meisterschaftsempfang
Schierling war am Samstag nach dem Aufstieg in die Landesliga im Fußball-Freudentaumel: Am Rathausbalkon zeigten sich (im Vordergrund v.l.) Trainer Jochen Freidhofer, Mannschaftskapitän Andreas Zausinger, Bürgermeister Kiendl, „Moderator“ Dominik Treitinger und die ganze Mannschaft den jubelnden Fans   

500 Zuschauer verfolgten das entscheidende Spiel gegen die SpVgg Lam, das dramatisch verlief und mit 3:2 für den Aufsteiger endete. Spontan und überschwänglich war die anschließende Feier. Der TV-Musikzug unter Leitung von Hermann Zormeier spielte das Siegerteam und die Fans vom Sportplatz zum Rathaus. Die Spieler hatten ihre Trikots mit T-Shirts mit der Aufschrift „Landesliga – wir kommen“ getauscht. Abteilungsleiter Martin Huber musste sich kurz vorher noch umziehen, weil er – ganz nach dem Vorbild der Großen – als ein Vater des Erfolgs zuvor mit Weißbier „getauft“ worden war.

Jubel brandete auf, als der Bürgermeister die „würdigen Sieger“ zu ihrer „tollen Leistung“ beglückwünschte. „Das, was ihr geschafft habt, ist ein gemeinsames Werk von Spielern, Trainern und Abteilungsleitung!“, rief Kiendl. Dies gereiche auch dem Markt Schierling zur Ehre, denn in der nächsten Saison gehe es jetzt gegen große Vereine – von der SpVgg Landshut, Deggendorf bis zum FC Amberg und Quelle Fürth sowie Freier TuS Regensburg. „Ihr könnte stolz sein auf das Erreichte!“, bestätigte der Bürgermeister.

Die siegreiche Mannschaft
Bild vergrößernDas erfolgreiche Team des TV Schierling, das die niederbayerische Meisterschaft errang und in die Landesliga Mitte aufgestiegen ist  

Die Moderation des Empfangs übernahm ebenso ungefragt wie gekonnt Sturm-Ass Dominik Treitinger. Mannschaftskapitän Andreas Zausinger freute sich über den großen Zuspruch, der ihn und die Spieler überwältigte. „Heit schauts bei uns aus wir am Rathaus in München“, rief Abteilungsleiter Martin Huber, den die Kicker nur noch „Uli“ nennen – in der Anspielung auf einen Zeitungsbericht, in dem er mit dem erfolgreichen Bayernmanager verglichen wurde. Huber erinnerte daran, dass der TV bei seinem Amtsantritt vor 15 Jahren in der Kreisliga – „mit der Tendenz zur Kreisklasse“ – spielte. „Mein geheimster Wunsch war damals der Aufstieg in die Landesliga“, bekannte Huber. Schrittweise sei dies nun gelungen. Zuerst mit dem Sprung in der Spielzeit 1996/97 in die Bezirksliga-West und ein 1998/99 in die niederbayerische Bezirksoberliga. Da ging’s auf und ab. Vor zwei Jahren bereits kratzte man am Landesligator, doch das Relegationsspiel war gegen den TSV Kareth-Lappersdorf verloren gegangen. Vor einem Jahr war der TV Letzter und heute der Aufstieg: „Mir fehlen die Worte!“. Huber versagte fast die Stimme. Er dankte den Zuschauern und wünschte sich in der neuen Saison Zuschauerrekorde. Er lobte Trainer Jochen Freidhofer für seine „großartige Arbeit“ und er versprach „Super-Fußball“ in der neuen Saison. Der aus Dingolfing stammende Trainer hielt es für sensationell, wie die Schierlinger Zuschauer hinter der Mannschaft stehen. Er dankte seinem Co-Trainer Sepp Fuß und betonte: „Ich bin stolz auf meine Jungs!“, die ihm den größten Erfolg als Trainer bescherten. TV-Vorsitzender Richard Rohrer freute sich so, dass er an den Trainer eine „Meisterschaftsprämie“ für die anschließende Feier am Volksfest übergab. Die Oldies Dieter Ritschel und Dieter Holzer wurden vom Bürgermeister auf den Balkon für das „Rot und Weiß“-Lied gebeten. Auf einem Anhänger von Thomas Zausinger wurden die Sieger, unter ihnen auch der bisherige Vorsitzende des Förderkreises, Albert Ebner, durch den Ort zur Festwiese gefahren.

Die Abteilungsleiter im Gespräch
Abteilungsleiter Martin Huber (rechts) und Stellvertreter Bernd Itter

Perspektiven

In der Freude des größten Triumphs flüsterten sich Abteilungsleiter Martin Huber (rechts) und sein Stellvertreter Bernd Itter mit sichtlicher Zufriedenheit bereits wichtige Details für die neue Saison zu. „Der Bernd is a riesiger Sportler“ lobte Huber seinen Vize. Und schelmisch schob er die Information nach, dass er sich bereits mit hochkarätiger Verstärkung für die erste Landesligasaison einig sei. „Lauter Junge!“, freute er sich. Schon jetzt hatte Schierling das mit Abstand jüngste Team in der Liga.

Horst Birner
Edel-Fan Horst Birner

Tradition

Auch die Schierlinger Fußballgrößen der vergangenen Jahrzehnte waren sichtlich zufrieden und zeigten dies zum Teil mit ihrer Kleidung. Von den erfolgreichen Teams seit 50 Jahren waren in den entscheidenden Stunden u.a. Roman Schweiß, der jetzt in Straubing wohnende Gust Wasl, Ludwig „Burle“ Völkl, Sepp Strohmeier, Ludwig Gallmeier, Michael Bomer, Werner Süssel, Hans Buchner, Karl Pernpaintner, Gerhard Dachs und Dieter Holzer zu sehen. „Edel-Fan“ Horst Birner trat mit TV-Schal, weißem T-Shirt und rotem Sakko – ganz in den TV-Farben - auf.

erhard Dachs und Albert Massinger
Ganz auf „TV“ eingestellt: Gerhard Dachs (links) und Albert Massinger  

Das entscheidende Spiel

Ein Punkt hätte dem TV Schierling im Spiel gegen die SpVgg Lam zum Aufstieg in die Landesliga gereicht. Die Nervosität konnte das junge Schierlinger Team trotz einer frühen Führung nicht abstreifen, was zwischendrin die Zuschauer mächtig erzürnte. Doch am Ende wurde es vor über 500 Zuschauern ein zwar glücklicher aber verdienter 3:2-Erfolg. Überragend dabei wieder einmal Goalgetter Christian Brandl mit zwei Treffern.

Spielszene
Packende Szenen und fairen Sport gab es in Schierling beim entscheidenden Fußballspiel um den Aufstieg in die Landesliga Mitte  

„Es geht um viel, da ist es normal, dass du nervös bist“, erklärte Ludwig Völkl von der Experten-Runde, die sich bei jedem Spiel an der Südostecke des Sportplatzes trifft. Die Fans hatten die große Trommel herausgeholt und den Einzug inszeniert. Schiedsrichter Sebastian Gruber vom TV Freyung hatte es nicht leicht. Denn Lam gab von Anfang an zu erkennen, dass es nichts zu verschenken hat, trotz eines 48-jährigen Ersatztorhüters zwischen den Pfosten. Der machte dann aber keine gute Figur beim 1:0 durch Christian Brandl. „Des is scho erledigt“, meinten zwischendurch die meistens schon in die Jahre gekommenen Experten. Sie sollten sich täuschen. Denn Lam drängte, ging ganz schön zur Sache und stellte damit unter Beweis, dass die letzten Erfolge kein Zufall waren. Trainer Freidhofer lief nervös der Linie entlang und versuchte Ordnung ins Spiel zu bringen. Ernst Huber stellte trocken fest: „Es brennt lichterloh!“. Die TV-Akteure verloren die Zweikämpfe und das Team sei „irgendwie zu verkrampft“, so die Experten. Doch der knappe Erfolg konnte in die Halbzeit gerettet werden. Nach der Pause kam’s ganz dick. 53. Spielminute Ausgleich, 56. Führung für Lam! Die Zuschauer wurden ärgerlich, als dann auch in der 65. Spielminute die Lamer noch eine glasklare Chance bekamen – aber gottseidank vergaben. „I brich z’samm!“, stöhnte einer der Fans. Das änderte sich in der 69. Minute, als Christian Brandl mit einem tollen Treffer den Ausgleich markierte. Jetzt wurde das Team gleichzeitig bejubelt und beschimpft. Die Erlösung brachte in der 74. Minute der nur eine Minute vorher eingewechselte Alex Röhrl mit dem 3:2-Führungstreffer, der gleichzeitig den Sieg bedeutete.

„Auf geht’s, Schierling, auf geht’s“ riefen die jungen Fans unaufhörlich. Und dann setzte rhythmisches Klatschen ein mit dem Hinweis auf die „letzte Minute in der Oberliga“. „Des Spiel war nichts für schwache Nerven“, bekannte Gerhard Dachs. Der viel umjubelte Sieg war nötig um ein Entscheidungsspiel zu vermeiden, denn auch Verfolger Ruhmannsfelden fuhr am letzten Tag einen Sieg ein.

Jubelnde Zuschauer
Rund 500 Zuschauer und die Spieler selbst waren außer sich nach dem Siegtreffer durch Alex Röhrl

Details

Team: Zum derzeitigen Kernteam des Aufsteigers gehören Torhüter Michael Wehdanner sowie die Feldspieler Raphael Bauer, Christian Stadler, Alex Glamsch, Max Glamsch, Matthias Schindlbeck, Andreas Zausinger, Dominik Treitinger, Christian Brandl, Michael Stadler, Christian Brunner, Franz Saller, Lukas Lang und Markus Will.

Torjäger: Mit 25 Treffern erzielte Christian Brandl die meisten Tore und wurde damit Torschützenkönig der Bezirksoberliga. Dominik Treitinger brachte es auf 13 Treffer.

Fans vor dem Rathaus
Begrüßung der Mannschaft
Viele Fans feierten mit beim Empfang der Mannschaft   

Text: Fritz Wallner
Fotos: Fritz Wallner (6), Ludwig Listl (1)