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Bayerischer Bürgerkulturpreis geht nach Schierling

Förderverein der Schierlinger Schulen von Landtagspräsidentin Barbara Stamm ausgezeichnet

SCHIERLING, 07.12.2008. Der Förderverein der Schierlinger Schulen ist von Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit dem „Bürgerkulturpreis 2008“ des Bayerischen Landtags ausgezeichnet worden. Unter 83 Bewerbern belegten die Schierlinger den 1. Platz. Es wurden damit das Engagement der Bürger für den über 320 Mitglieder zählenden Verein und dessen außerordentliche Integrationsbemühungen von Migranten mit 8000 Euro Preisgeld belohnt.

Albanischer Tanz
Die albanischen Kinder aus Schierling verwandelten den Senatssaal im Bayerischen Landtag zur bunten Bühne

Im altehrwürdigen Senatssaal des Münchner Maximilianeums ist es selten so bunt gewesen, wie beim Auftritt der albanischen Kindertanzgruppe aus Schierling. Sie zeigten in traditioneller Tracht und nach Musik aus dem Kosovo wo die Wurzeln ihrer Eltern sind. Diese Tänze hatten sie auch bei den Sommerfesten des Schulfördervereins in den letzten Jahren aufgeführt und damit deutlich gemacht, dass sie sich in Schierling zuhause fühlen. Schließlich hatten neun Frauen albanischer Herkunft den dreijährigen Kurs „Mama lernt Deutsch“ durchgehalten und erfolgreichreich abgeschlossen. Das alles machte der Förderverein möglich, der ehrenamtlich auch die Integration zu einer seiner Hauptaufgaben erklärt hat.

Barbara Stamm mit Frau Herzog-Deutscher, Bgm. Kiendl und Dr. Kindler
Landtagspräsidentin Barbara Stamm überreichte den diesjährigen Bürgerkulturpreis an die Vertreter des Fördervereins für die Schierlinger Schulen

Die Landtagspräsidentin erklärte just am „Tag des Ehrenamtes“ alle Preisträger zu „Heldinnen und Helden des Alltags“, denn sie würden nicht nur reden sondern Integration leben. Sie machte bewusst, dass sich die Gesellschaft in Bayern durch Zuwanderung verändert hat. „Sie ist bunter, vielfältiger, multikultureller geworden“, so Stamm. Immer mehr unterschiedliche Wertvorstellungen würden aufeinander treffen und „die homogene Wertegesellschaft gibt es nicht mehr“. Entscheidend sei, wie im Bildungswesen, im Erwerbsleben und im religiösen Umfeld mit diesem Wandel umgegangen werde. Die von ihrem Vorgänger Alois Glück ausgerufene „aktive Bürgergesellschaft“ sei ein Schlüssel dafür. Mit der Preisverleihung mache der Landtag deutlich, so Stamm, dass es Menschen gibt, die sich bereits auf diesen Weg gemacht haben und nicht zuerst danach fragten, was der Staat tun kann. „Dieses bürgerschaftliche Engagement ist so zu fördern wie Bildung, Forschung, Wirtschaft und Technik!“, forderte die erste Frau Bayerns. Sie rühmte das große Engagement der Schierlinger vor den Toren einer Großstadt.

Alois Glück im Gespräch mit Konrektorin Birgit Bumes und Bgm. Christian Kiendl
Landtagspräsident a.D. Alois Glück im Gespräch mit Bürgermeister Christian Kiendl und Konrektorin Birgit Bumes

Ihr Vorgänger Alois Glück hielt die Festansprache und erklärte, der „Bürger“ erlebe in jüngster Zeit eine Renaissance und er zeichne sich zunehmend durch die Verantwortlichkeit für sich selbst, für die Mitmenschen und das Gemeinwesen aus. Zu oft gebe es noch im Miteinander verschiedener Kulturen Unsicherheit und Angst. Diese „Blockade der Fremdheit“ gelte es ebenso zu überwinden wie die Angst vor Identitätsverlust, die zu Abgrenzungen führe. „Uns muss Wachsamkeit und Offenheit verbinden!“, wünschte sich Glück. Und dazu sei es wichtig, diese Welt besser kennenzulernen.

Imgard Herzog-Deutscher im Interview mit Rudolf Deutscher
Irmgard Herzog-Deutscher im informativen Interview mit Rudolf Erhardt

„Komm raus aus deinem Eck, trau dich und trau dir was zu, mach was miteinander“. So stellte sich Rudolf Erhardt, der Landtagskorrespondent des Bayerischen Rundfunks und Jurymitglied, Integration vor. Er ergründete in Interviews die Arbeit, Motive und Hintergründe der Arbeit der Preisträger. Die stellvertretende Schierlinger Fördervereinsvorsitzende Irmgard Herzog-Deutscher machte deutlich, dass es in Schierling für „Integration“ einen sehr weiten Ansatz gebe. Erhardt rühmte, dass Schierling zeige, Schule sei nicht mehr nur eine öffentliche Aufgabe, sondern eine der gesamten Bürgerschaft. „Das ist beispielgebend für das ganze Land!“, so Erhardt.

Zur Preisverleihung wurden auch der Vereinsvorsitzende Dr. Josef Kindler und Bürgermeister Christian Kiendl auf die Bühne gebeten. Mit Freude und etwas Stolz wurde die höchste Auszeichnung angenommen, die es jemals für ein Schierlinger Projekt gegeben hat. Dr. Kindler überreichte an die Prominenz eine „Stamm-Tasse“ und eine „Glücks-Tasse“ mit dem Logo des Fördervereins und erntete damit viel Heiterkeit.

Am Schierlinger Informationsstand
Gespräche am Schierlinger Informationsstand

Interview mit Alois Glück

Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück hat den Bürgerkulturpreis vor neun Jahren ins Leben gerufen und stand heuer letztmals der Jury vor. Er gilt als Vordenker Bayerns in Sachen Umgang miteinander und Verwirklichung einer Wertegesellschaft. „Integration kann man nicht beschließen, sie kann nur wachsen“, sagt er und spricht sich dafür aus, „die Kultur der Verantwortung wieder in den Mittelpunkt zu rücken“. Die MZ sprach mit ihm am Rande der Preisverleihung.

Herr Glück, was hat am Schluss den Ausschlag gegeben, dass gerade der Schierlinger Förderverein den 1. Preis zugesprochen bekam?

Glück: Der ganzheitliche Ansatz der Arbeit des Vereins auch bei der Integration ist beispielgebend. Diese Arbeit ist übertragbar und davon können viele lernen. Das wir am Schluss ganz entscheidend und auch die große Zahl der Mitglieder, die zeigt, dass die ganze Bevölkerung dahintersteht.

Wo sehen sie wichtige Handlungsorte für Integration?

Glück: Unsere traditionellen Vereine führen Menschen zusammen. Auch für eine zeitgemäße Kommunalpolitik ist es wichtig, Begegnungen zu fördern und Begegnungsräume zu schaffen. Denn dass man im Ort zusammengekommen ist, das war früher ein Selbstläufer. Das hat sich durch die gestiegene Mobilität entscheidend geändert.

Welche Wirkungen erwarten sie durch diese Integrationsinitiativen?

Glück: Je mehr sich die Bürgerschaft an der Integration beteiligt, umso stabilisierender ist das für die Gemeinschaft. Durch die Förderung von Begegnungen wächst die Sozialkontrolle und wird die Anonymität zurückgedrängt, die eine große Gefahr darstellt. Gerade der ländliche Raum hat da große Chancen. Leider ist es noch zu wenig bewusst, wie bedeutsam das ist.

Stimmen zur Auszeichnung

Die Schierlinger Delegation und die Kindertanzgruppe waren gemeinsam mit dem Bus nach München angereist. Schon auf der Hinfahrt herrschte große Euphorie und freudige Erwartung. Vereinsvorsitzender Dr. Josef Kindler sprach von einem „historischen Tag“ und bat deshalb, „genießt diesen Tag!“.

Dr. Kindler dankte besonders Irmgard Herzog-Deutscher, die mit der Erarbeitung des Antrags und mit der Vorbereitung der Präsentation im Landtag eine Menge Arbeit hatte. Herzog-Deutscher stellte als studierte Kunsthistorikerin fest, dass schon die bayerischen Könige für eine nachhaltige Bildungsförderung bekannt waren.

Die Kindertanzgruppe hatte dem Festakt Farbe und Glanz verliehen. Den Verantwortlichen war die Freude ins Gesicht geschrieben. Landtagspräsidentin Stamm widmete sich beim Mittagessen über eine halbe Stunde der Schierlinger Delegation. Hier einige Stimmen:

„Die Feier war sehr beeindruckend, es wurden so viele unterschiedliche Ideen gezeigt und wir konnten ebenbürdig mithalten. Das macht mich froh und glücklich!“. (Vereinsvorsitzender Dr.Josef Kindler)

„Das ist eine herausragende Anerkennung für unseren Förderverein, der in jahrelanger Arbeit die Schulen unterstützt und für ein harmonisches Zusammenleben aller Kulturen gearbeitet hat.“ (Konrektorin Birgit Bumes, Placidus-Heinrich-Volksschule Schierling)

„Unser Aushängeschild Schulförderverein hat für sein großes ehrenamtliches Engagement einen hohen Preis erhalten, der mich mächtig freut. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl des Glücks!“ (Bürgermeister Christian Kiendl)

„Ich spüre Freude und Erleichterung, dass wir alles so gut meistern konnten. Jetzt blicke ich nach Vorne, denn unser Verein hat noch sehr viel zu tun in Schierling.“ (Vize-Vereinsvorsitzende Irmgard Herzog-Deutscher)

„Ich habe einen ganz besonders beeindruckenden Tag mit einer ganz besonderen Veranstaltung erleben dürfen und ich wurde bestärkt in dem Wissen, dass Integration Kraft und Mut sowie viel Engagement braucht!“. (Rektorin Gudrun Honke, Dr.-Rudolf-Hell-Volksschule Eggmühl)

„Es war für uns eine große Ehre, dass wir mitfahren durften und etwas von unserer Heimat zeigen konnten. Frau Stamm war nett und freundlich. Wir haben so etwas noch nie vorher erlebt.“ (Kimete Zekolli, die mit den Kindern die albanischen Tänze einstudiert hat und Bukurije Zekoli, Mutter eines Tänzers)

„Der Schierlinger Schulförderverein ist ein Beweis dafür, dass nicht nur an Brennpunktschulen gearbeitet werden muss. Prävention kann sehr viel abfangen und auf die Beine stellen. Das ist sehr, sehr wichtig, und gerade im Bereich der Prävention kann ein Schulförderverein eine beim Staat bestehende Lücke füllen.“ (Landtagspräsidentin Barbara Stamm)

Präsente für die Kinder
Kinder freuten sich über Präsente der Landtagspräsidentin

Der Preis

Der Bürgerkulturpreis 2008 wurde vom Bayerischen Landtag mit dem Leit-Thema: „Initiativen zur interkulturellen Zusammenarbeit und zur Integration von Zuwanderern in unsere Gesellschaft“ ausgelobt. Es sollten Initiativen ausgezeichnet werden, die sich für ein lebendiges und interkulturelles Miteinander einsetzen. Insbesondere beispielhafte Projekte wurden gesucht, die die Integration von Zuwanderern in die Gesellschaft fördern und ein aktives Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund schaffen. Neben Schierling (8000 Euro) wurden der „Integra e.V.“ aus Neustadt/Aisch (7000 Euro) und „Kinderzirkus Trau Dich München“ (5000 Euro) sowie 6 Projekte mit einem Ehrenpreis von jeweils 1000 Euro bedacht.

Signal

Seit Juni diesen Jahres hat der Marktgemeinderat einen „Ausschuss für Bürgerkultur und Stadtmarketing“ eingerichtet und gibt damit deutlich zu erkenne, dass ihm das bürgerschaftliche Engagement besonders am Herzen liegt.

Förderverein

Dem Vorstand des Fördervereins gehören an Dr. Josef Kindler (Vorsitzender), Irmgard Herzog-Deutscher (Stellvertreterin), Hermann Hammerl (Schriftführer), Jürgen Heitzer (Schatzmeister) sowie Petra Bogner, Carlheinz Inkoferer, Christian Kiendl und Katrin Volz-Lichtenegger (alle Beisitzer) an. Spenden sind möglich über die Konten des Fördervereins: Nr. 532835, Raiffeisenbank Inkofen-Eggmühl (BLZ 75069074), Nr. 627755, Raiffeisenbank Schierling-Obertraubling (BLZ 750 691 64) und Nr. 840006290, Sparkasse Regensburg (BLZ 750 500 00).

Mitglied werden

Anmeldeformulare gibt es im Internet unter http://www.volksschule-schierling.de/foerderverein/foerderverein.htm.

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 12, 24, 36 Euro oder einen vom Mitglied festgelegten Betrag. Nachfragen sind per Email an foev.eggmuehl-schierling@web.de möglich. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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Text und Fotos: Fritz Wallner