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„Die schwarze Dampflok zieht ab“

Marktgemeinde und über 1000 Gäste bereiten Bürgermeister a. D. Otto Gascher fulminante Verabschiedung

SCHIERLING, 06.05.2008. Die schwarze Dampflok Otto Gascher wird wohl nicht mehr rascher und, bevor etwas passiert, vorsichtshalber ausrangiert“, so Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapel’n. Am Sonntag feierte die Marktgemeinde mit über 1000 Gästen in der gesteckt vollen Mehrzweckhalle viereinhalb Stunden lang eine wahrlich fulminante Verabschiedung ihres Bürgermeisters außer Dienst. Oder die Fahrt auf das Abstellgleis, wie es der Kommandant Norbert Neugirg von den Überraschungsgästen, der Altneihauser Feierwehrkapel'n, ausdrückte. Doch Gascher zeigte sich noch immer in guter Verfassung, denn fast bei jedem der 34 Programmpunkte erklomm er schnellen Schrittes die fünf Stufen auf die Bühne, um die Honorationen entgegenzunehmen und sich zu bedanken.

Christian Kiendl, Helga Gascher, Otto Gascher
Bgm. a.D. Otto Gascher (rechts), Helga Gascher (mitte) und Bgm. Christian Kiendl (links) bei der Verabschiedungsfeier
Bgm. Christian Kiendl
Die Sängerrunde Inkofen mit Bgm. a.D. Otto Gascher

An Bürgermeister a. D. müssen wir uns noch gewöhnen. Es sei uns verziehen“, sagte Verwaltungsleiter Fritz Wallner, gewandt zu Bürgermeister Christian Kiendl. Wallner führte, zu Beginn als Schaffner, durch die Verabschiedung, die Vereine, Kindergärten, Musikgruppen und Chöre mitgestalteten. Bürgermeister außer Dienst ist also jetzt nach 24 Jahren Otto Gascher, der Eisenbahner. Die schwarze Dampflok zieht ab“, sagte Wallner auf der Bühne. Hinter ihm hing ein großformatiges Bild, aus dem Gascher als Dampflok mit Victory-Zeichen grinst und raketenhaft durchstartet. Das Originalbild von Professor Erich Gohl erhielt Gascher am Ende von den Bediensteten des Rathauses. Der TV-Musikzug begrüßte den Neupensionär am Eingang der Mehrzweckhalle mit einem Ständchen, die Gennßhenkher schossen ihm Salut. Mit dem bayerischen Defiliermarsch zog Otto Gascher mit seiner Frau Helga, Bürgermeister Christian Kiendl, der die offizielle Laudatio hielt, mit Familie und Landrat Herbert Mirbeth ein. Ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Programm folgte. Die Sängerrunde Inkofen überreichte Gascher das rote Sängersakko, was Gascher dazu veranlasste, gleich mitzusingen. So schnell wird aus einem Schwarzen ein Roter“, bemerkte Fritz Wallner unter dem Applaus der Gäste. Es war ein Glückstag, ganz gewiss, wie unser Otto Bürgermeister worn is“, sang der Chor.

Altneihauser Feierwehrkapel’n
Die "Altneihauser Feierwehrkapel’n"
Freundeskreis Eggmühl-Penmar'ch
Freundeskreis Eggmühl-Penmarc’h

Die Kinder der drei Kindergärten sangen, tanzten, gratulierten und dankten mit selbstverfassten Liedern und Geschenken. Der evangelische Kinderchor mit Pfarrer Thomas Klenner trat auf, Christiane Banse vom Pfarrgemeinderat dankte Gascher, dass er Politik und Christsein“ so gut zu verbinden wusste, und der Schulchor Eggmühl gab ein selbst gedichtetes Lied zum Abschied“ zum Besten. Renate Stadler und Hans Gammel von Webasto sprachen ihren Dank stellvertretend für die Schierlinger Wirtschaftswelt aus. Landrat Herbert Mirbeth stellte die aktuelle Situation des Marktes dar, der hervorragend dastehe. Er bezeichnete Gascher als Urbild der bayerischen Kommunalpolitik“. TV-Vorsitzender Richard Rohrer überbrachte den Dank des Sports in Gedichtform, aktive und ehemalige Fußballer des TV überreichten mit Kindern Rosen sowie ein Trikot. Thomas Aubele vom Freundeskreis Eggmühl-Penmarc’h erinnerte an die Initiative Gaschers zur Städtepartnerschaft. Roswitha Maurer verstand es ausgezeichnet als Tantchen Lotte“ den Kirchenchor zu vertreten. Michael Steinberger und Karl Bene“ Schütz sangen G’stanzeln übers Rentnerleben. Norbert Neugirg hielt auf der Bühne als Kommandant der Altneihauser Feierwehrkapel’n eine humoristische Laudatio mit tief schürfendem Sprachwitz. War das Programm bisher schon schlecht, dann wird's der Abend jetzt erst recht, es spielt die Feierwehr aus Altneihaus, und wer's noch schafft, der geh hinaus. Wer nicht, der bleib', wenn auch nicht gern, wir müssen's uns ja auch anhör'n.“ Doch ganz so schlimm wie angekündigt war’s dann doch nicht: ­ im Gegenteil. Hervorragend verstand es Neugirg, Gaschers Werdegang mit allerei Spitzfindigkeiten den Gästen näherzubringen. Die ausgelassene Stimmung erreichte ihren Höhepunkt.

Eggmühler Vereine
Die Eggmühler Vereine überreichten ein Bild
  
Tante Lotte
Roswitha Maurer als "Tantchen Lotte"

Zum Schluss sangen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Marktes für ihren Chef. Servus, mach's guat“ erklang es, bevor Otto Gascher das Wort ergriff. Er dankte vor allem seiner Frau Helga, die ihm den Rücken freigehalten habe und, wenn es ihr zu viel wurde, nur immer nur sagte: Übertreib¹s net“. Er habe sich stets bemüht, das Beste zu geben bei dem was er getan habe. Nun gebe er den Stab weiter. Servus, macht's es guat“, sagte er zum Abschied. Stehende Ovationen ließen dem Bürgermeister außer Dienst die Augen feucht werden. Sichtlich gerührt nahm Otto Gascher dann noch viele Glückwünsche entgegen.

Tante Lotte

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Text: Sebastian Brückl, Allgem. Laberzeitung