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Schule wird künftig mit nachwachsenden Rohstoffen beheizt

Sitzung des Marktgemeinderates vom 10. Oktober 2006

Schierling, 12.10.2006. Der Markt Schierling macht Ernst mit der Reduzierung des CO2-Ausstosses. Auf Anregung des örtlichen Unternehmers Dr. Thomas Wünsche wird noch vor dem Beginn des Winters die Heizung für einen großen Teil der Placidus-Heinrich-Volksschule auf ein Blockheizkraftwerk umgerüstet, das mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben wird.

Bürgermeister Otto Gascher sah bei der Sitzung des Marktgemeinderates nur Vorteile in dieser Initiative. Denn für den Markt erhofft er sich eine Reduzierung der Heizkosten um 20 Prozent, die Umwelt wird geschont, weil diese Heizung weitgehend CO2-neutral ist und schließlich ermöglicht der Vorstoß einem innovativen einheimischen Unternehmer die Chance auf eine Vorzeigeanlage. Derzeit gibt der Markt für das Heizöl zur Erwärmung der Schule jährlich etwa 50000 Euro aus.

Seit Wochen ist der Markt nach den Worten von Geschäftsleiter Fritz Wallner mit Dr. Thomas Wünsche im Gespräch über den Vertrag für die neue Heizung. Wünsche hatte seine Gedanken zuletzt den Mitgliedern des Hauptverwaltungs-, Finanz- und Umweltausschusses bei deren Betriebsbesichtigung vorgestellt. Das Blockheizkraftwerk sei nicht neu, so Dr. Wünsche, doch so wie er es betreiben möchte, bedeute es eine Fortentwicklung. Finanzieren wird er seine Investitionen vor allem über die Stromerzeugung. Den im Blockheizkraftwerk gewonnenen Strom verkauft er an das Energieversorgungsunternehmen und speist ihn in das Netz ein.

Der Bürgermeister erläuterte den Markträten, dass für den Markt kein Risiko bestehe, denn Dr. Wünsche werde alle Investitionen übernehmen. Die Gemeinde müsse die Wärme bezahlen, die sie abnimmt und die über Wärmezähler gemessen wird. Für die Abdeckung der Spitzenlast bei einem sehr kalten Winter bleibe die derzeit betriebene Heizung bestehen. Die Treibstofflagerung erfolge für eine Übergangszeit oberirdisch. Später wird ein Tank in der Erde versenkt werden. Dr. Wünsche hatte informiert, dass er die Anlage voraussichtlich in erster Linie mit Palmöl, alternativ aber auch mit Rapsöl befeuern werde. Damit bei steigenden Ölpreisen die Gemeinde nicht mehr bezahlen müsse als für leichtes Heizöl sieht der Vertrag eine Koppelung an den Heizölpreis vor. Der Vertrag habe eine Laufzeit von 15 Jahren, die nach den Worten des Bürgermeisters der Unternehmer schon deshalb brauche, weil er sämtliche Investitionen bezahlt. Allerdings ist eine Ausstiegsklausel für den Fall enthalten, dass Dr. Wünsche die angepeilte Wärmemenge mit dem Blockheizkraftwerk nicht erzielen sollte. „Politik ist immer auch eine Sache des sich trauen und anderen vertrauen”, so Gascher. Die Sache sei innovativ und risikolos und der Markt könne zwar nicht die Welt verändern, „aber es schadet nicht, wenn wir für die Umwelt etwas tun!”, sagte der Bürgermeister. Und an Dr. Thomas Wünsche gewandt stellte er fest: „Ich bin froh, dass wir sie haben!”.

Dr. Wünsche erläuterte, dass er beabsichtige ein neues Geschäftsfeld zu gründen und auch das Ziel habe, bei mehreren Gemeinden einsteigen zu können. Dazu sei die Schule Schierling eine willkommene Referenzanlage. Marktrat Dr. Josef Kindler war vor allem deshalb fasziniert, weil Wärme nicht über den Kamin hinausgeblasen sondern zusätzlich für die Stromerzeugung genutzt werde. Marktrat Erich Fischer hatte den Gemeindewald für eine Hackschnitzelheizung ins Gespräch gebracht. Dr. Wünsche machte deutlich, dass er sehr viele davon halte, aus dem Brennstoff möglichst hochwertige Energie zu gewinnen. Marktrat Robert Christl bekannte sich auch als ursprünglichen Fan der Hackschnitzelheizung. Er habe aber erkannt, dass diese wegen steigender Holzpreise keine Alternative sei. Er wünschte sich allerdings von Dr. Wünsche, dass er – sofern der Preis stimmt – auf Rapsöl umsteigen solle. Der Unternehmer stimmte dem zu, weil auch sein Ansatz sei, möglichst regionale Rohstoffe zu verwenden. Marktrat Ludwig Gallmeier verwies auf die Bedeutung der Entscheidung des Gemeinderats für das Pilotprojekt des Unternehmers hin. Markträtin Maria Feigl sah einmal mehr den Anspruch des Marktes, „Vorsprung zieht an”, erfüllt.

Der Vertrag wurde einstimmig beschlossen. Dr. Wünsche gab als Ziel aus, während der kommenden Heizperiode die Anlage soweit zu bringen, dass sie als Referenz für andere Interessenten dienen kann. „Das ist sicherlich ein sportliches Ziel, gleichzeitig aber erforderlich für weitere Anlagen”, so der Unternehmer.

Handschlag von Bgm. Gascher und Dr. Wünsche
Mit einem Handschlag besiegelten Bürgermeister Otto Gascher und der Schierlinger Unternehmer Dr. Thomas Wünsche den Vertrag über die künftige Beheizung der Schule mit nachwachsenden Rohstoffen

Autowaschanlagen am Sonntag nicht geöffnet

Im Markt Schierling wird auch in Zukunft nicht gestattet sein, am Sonntag Autowaschanlagen zu öffnen. Der Marktgemeinderat lehnte mit knapper Mehrheit der Erlass einer entsprechenden Verordnung ab. Einerseits sei das Autowaschen am Sonntag nicht notwendig und andererseits würde damit wieder ein Stück Sonntagsschutz aufgegeben, argumentierte die Mehrheit.

Bürgermeister Otto Gascher erinnerte an die Vorberatung im Hauptverwaltungs-, Finanz- und Umweltausschuss und machte deutlich, dass der Erlass der Verordnung nicht nur eine sachliche Entscheidung sei, sondern auch Emotionen wecke. „Auch ich bin mir nicht ganz sicher, was in dieser Geschichte richtig ist”, bekannte der Bürgermeister. Der Ausschuss hatte vorgeschlagen, die Verordnung nicht zu erlassen. Marktrat Peter Ritschel kritisierte erneut, dass die bayerischen Politiker im überwiegend christlichen Bayern die Verantwortung den Gemeinden aufgedrückt hätten. Er meinte, der Sonntag sei schon teilweise aufgegeben und das müsse nicht noch verstärkt werden. Markträtin Maria Feigl sah eine Wertediskussion bei diesem Thema. Auf der einen Seite würde bei fast allen der Konsens bestehen, dass der Sonntag ein Familientag sei und andererseits sollte am Sonntag aber immer mehr zugelassen werden. „Für mich ist das Autowaschen keine lebensnotwendige Tätigkeit und deshalb bin ich dagegeben, das am Sonntag zuzulassen!”, so Feigl. Nach Marktrat Ludwig Gallmeier gehe mit der Zulassung des Autowaschens am Sonntag das christliche Abendland zwar nicht zugrunde, doch brauche der Mensch auch Ruhepausen und er sehe eine Tendenz, dass es bald nur noch Werktage gebe. „Ob das der Sinn des Lebens ist?”, fragte er kritisch. Der Erlass der Verordnung mit einer zulässigen Öffnung von 12 bis 18 Uhr wurde mit 12:7 Stimmen abgelehnt. Der Bürgermeister machte den Vorschlag, die Zeiten zu kürzen und erst ab 14 Uhr öffnen zu lassen. Diese Alternative wurde mit 10:9 Stimmen verworfen.

Gebühren werden angepasst

Einstimmig wurde die Anhebung der Wassergebühren um 10 Cent je Kubikmeter im Jahr beschlossen, so dass die Gebühr am Januar 2007 jetzt 79 Cent betragen wird. In den letzten Jahren habe sich nach den Worten des Bürgermeisters jährlich ein Defizit von gut 30000 Euro ergeben.

Die Friedhofsgebühren sind nach den Bürgermeister Gascher seit 1982 unverändert geblieben. Sie werden jetzt um rund zehn Prozent angehoben und außerdem ist weiterhin eine jährliche Steigerung von fünf Prozent ins Auge gefasst. Marktrat Andreas Schmalhofer als Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses machte deutlich, dass sein Gremium schon seit längerer Zeit eine Gebührenanpassung angemahnt hat. Als Kirchenpfleger für einen kirchlichen Friedhof in der Gemeinde informierte er außerdem das Gremium, dass in den Dörfern bei kirchlichen Friedhöfen bereits seit längerer Zeit Gebühren in ähnlicher Höhe erhoben werden.

Text und Foto: Fritz Wallner