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„Ausgleichsfläche” in bunter Blüte

Schierling, 09.06.2006. An der Staatsstraße zwischen Schierling und Eggmühl stößt der Autofahrer unvermittelt auf ein Meer von weißen Margeriten, wie es die älteren Menschen nur noch aus ihrer Kindheit kennen. Es handelt sich um die vom Markt Schierling in Zusammenhang mit der Erschließung des Wohngebietes Markstein gestaltete „Ausgleichsfläche”. Der Boden wurde abgemagert und das führt dazu, dass wieder bunte Blumen gedeihen können.

Besichtigung der Ausgleichsflächen
Die Gestaltung der „Ausgleichsfläche” zwischen Schierling und Eggmühl ist nach übereinstimmendem Urteil von Dipl.-Ing. Eichinger, Landschaftsarchitekt Sußebach und Bürgermeister Gascher (v.l.) sehr gut gelungen

Auf einer Fläche von 13500 Quadratmeter hat sich eine Vielfalt entwickelt, von der Bürgermeister Otto Gascher, Landschaftsarchitekt Horst Sußebach und Georg Eichinger von der unteren Naturschutzbehörde bei der Besichtigung hellauf begeistert sind. Das Grundstück war vom Markt gekauft worden, um den im Rahmen der Erschließung des gut 12 Hektar großen Wohngebietes „Markstein” entstandenen Eingriff in die Natur auszugleichen. Weitere Flächen wurden im Baugebiet selbst und in Zusammenhang mit dem Bau der Regenrückhaltebecken ausgewiesen und angelegt.

Georg Eichinger mit "Froschblatt"
Das sehr seltene „Froschblatt” hat sich am Rand des neuen Tümpels angesiedelt, was den Naturschützer Eichinger besonders freute

Vom Köferinger Landschaftsarchitekt Sußebach stammt die Planung der Ausgleichsfläche. Sie zerfällt in zwei Teile: der größere – jetzt noch eingezäunte – Bereich ist trocken, der Rest nass. Im trockenen Teil sei der Nährstoff reiche Oberboden abgetragen und weggefahren sowie das Gelände leicht modelliert worden, um einen „mageren” Standort zu bekommen. Dies sei nach Sußebach der Grund für das jetzige Gedeihen der Blumenwiese und für die Käfervielfalt. Denn auf den fetten und mit Stickstoff gedüngten Wiesen würden hauptsächlich landwirtschaftliche Gräser wachsen. Neben dem Teppich aus Margeriten freute sich Bürgermeister Otto Gascher über die Blüten der Kuckuckslichtnelke, die in Schierling als „Kickerikihansel” besser bekannt ist. Auch das Jakobskreuzkraut ist zu finden. Außerdem sind mehr als 200 Sträucher sowie 40 standortheimische Bäume und Solitärgehölze – Kopfweiden, Grauerlen und Moorbirken – gepflanzt worden. Der Wildschutzzaun sei in diesem Bereich nach Sußebach unbedingt notwendig, denn sonst wären Schäden durch Hasen-, Karnickel und Rehverbiss zu befürchten. Die Tiere würden die Triebe abfressen und die Sträucher damit vernichten. Bald sei der Zaun eingewachsen und außerdem könne er nach drei Jahren entfernt werden.

Blick über die Blumenwiese
Schierling inmitten bunter Natur

Im Grundstücksteil, welcher der Großen Laber zugewandt ist, wurde lediglich eine Mulde ausgeschoben, in der jetzt permanent Wasser steht. Georg Eichinger entdeckte am Rand des Tümpels das „Froschblatt”, eine eher seltene Pflanze. „Das ist alles von selbst gekommen, wir haben nichts angepflanzt”, rief Horst Sußebach angesichts der Artenvielfalt, zu der auch der Wiesensalbei gehört. Und etwas entfernt schießen die Feldunkräuter aus dem Boden. Beide waren sich mit dem Bürgermeister einig, dass damit insbesondere auch für den Storch ein wichtiger Lebensraum und ein reich gedeckter Tisch geschaffen worden ist. Und fürs Auge sei ein „Schmankerl” entstanden, weshalb Georg Eichinger aus fachlicher Sicht uneingeschränkt das Attest „Ziel erreicht” ausstellen konnte. In der nächsten Zeit müssen wild wachsende Weiden abgemäht werden, damit sie die anderen Pflanzen nicht verdrängen. Auch wenn der Großteil der Fläche eingezäunt ist, so wachsen nach Gaschers Worten auch außerhalb der Umzäunung soviel Margeriten, dass noch manche Mutter einen nachträglichen Muttertagsstrauß bekommen könnte.

Die Gesamtkosten für die Gestaltungsmaßnahmen betrugen rund 65000 Euro. Im Hinblick auf den Erfolg für Mensch und Natur gut angelegtes Geld, das jetzt schon Kibitze und Flußregenpfeifer durch ihre Anwesenheit danken.

Wiesensalbei
Wiesensalbei
Klatschmohn
Klatschmohn
Blaue Blume
Blaue Blüte
Margeriten
Margeriten

Stichwort „Ausgleichsflächen”

„Die Erschließung von Baugebieten ist immer mit einem Eingriff in die Natur verbunden”, sagt Dipl.-Ingenieur Georg Eichinger von der unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Regensburg. Auf alle Fälle werde der Boden versiegelt und Teile seien für die Zukunft biologisch tot. Deshalb habe der Gesetzgeber das Ausweisen und Gestalten von Ausgleichsflächen angeordnet. Es handle sich um eine „Wiedergutmachung an der Natur”, in dem an anderer Stelle, in wesentlichen kleinerem Umfang, Biotope geschaffen werden. „Diese Biotope bereichern das Orts- und Landschaftsbild und die Betrachter haben ihre Freude daran!”, so Eichinger.

Text und Fotos: Fritz Wallner