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Fußballer des TV Schierling verpassen Aufstieg in die Landesliga

Schierling, 05.06.2006. Der TV Schierling hat das erste Relegationsspiel um den Aufstieg in die Landesliga Mitte gegen den schier übermächtigen TSV Kareth-Lappersdorf mit 1:2 verloren. Enttäuschung und etwas Trauer war den fast eintausend Schierlingern am Obertraublinger Sportplatz ins Gesicht geschrieben. Doch bald folgte der Stolz über den größten Erfolg in der 95-jährigen Vereinsgeschichte.

Spieler im Einsatz
Vollen Einsatz brachten die Joungster beider Teams
Trainer und Abteilungsleiter
„Schlechtestes Spiel der Rückrunde”: v.r. Trainer Stefan Dykiert, Abteilungsleiter Martin Huber, Ersatzspieler
Karl Pernpaintner
„Ja, gibt's denn des a”, ärgerte sich nicht nur Karl Pernpaintner, vor dreißig Jahren ein gefürchteter Halblinks-Stürmer
Fan mit gefalteten Händen
Auch das Stoßgebet zum Himmel half nichts mehr
Andreas Zausinger
Nicht nur Andreas Zausinger hadert mit dem Zustand des Sportplatzes

Trainer Stefan Dykiert saß nach dem Abpfiff Minuten lang still und in sich versunken im kleinen Häuschen über der Trainerbank. Er, der maßgeblich daran beteiligt gewesen war, dass seine junge Truppe 16 Mal in der Bezirksoberliga Niederbayern nicht mehr verloren hatte. Schließlich quillt es aus seinem Herzen: „Das war die schlechteste Leistung der gesamten Rückrunde”, wir waren nicht aggressiv, sind nicht genug hineingegangen!”. Ludwig Listl kommt und will die Abteilungsleitung und den Trainer trösten. „Manna, heit hots net meng!”, sagt er und stellte gleichzeitig fest, dass Schierling eigentlich die bessere Mannschaft gewesen sei. Deshalb habe Schierling auch „saublöd verloren”, wie Abteilungsleiter Martin Huber feststellte.

Hadern mit dem Schiedsrichter

Schierling hätte mehr vom Spiel gehabt, aber der richtige „Zug” habe gefehlt. Und schließlich der Schiedsrichter, der sich schon von den Schierlinger Zuschauern einiges hatte anhören lassen müssen. „Der Schiri war nicht auf unserer Seite!”, formulierte Huber sehr zurückhaltend. Er freute sich aber riesig über die tolle Unterstützung des Schierlinger Publikums. Gehadert haben alle mit dem Zustand des Fußballplatzes. „Den Platz musst sehn!”, schimpfte Verteidiger Andreas Zausinger nach Spielschluss. Experten hatten das schon vor dem Anpfiff bemerkt. Konrad Hofmeister und Gerhard Denk waren übereinstimmend der Meinung, dass der Platz gemäht hätte werden müssen. Für das Ereignis, das nach Bürgermeister Lang so viele Zuschauer anlockte, wie seit der Einweihungsfeier nicht mehr. Das aus Eggmühl stammende Obertraublinger Gemeindeoberhaupt hatte sich in der Halbzeit geoutet, dass er den Schierlingern die Daumen hält.

Bgm. Gascher und Dollinger
Die Gemeindeoberhäupter fieberten mit: Otto Gascher und Erich Dollinger

Geplenkel der Bürgermeister

Auch die Bürgermeister Otto Gascher und Erich Dollinger waren beim großen Ereignis präsent und trafen vor Spielbeginn freundschaftlich zusammen. „Wie geht's dir, wenn deine Mannschaft heut verliert?”, fragte Gascher leicht provozierend. Doch Dollinger war sich der Favoritenstellung seines Teams bewusst und merkte cool an, „so Aufstiegsspiele hab'n wir scho öfters g'habt!”. Außerdem meinte er, dass keine der beiden Mannschaften eine reelle Aufstiegschance hätte, weil die folgenden Gegner einfach zu gut seien. Aber mindestens auf Schierlinger Seite hätte man gerne noch die guten Einnahmen mitgenommen.

Rot-weiss-Fanclub
Grenzenloser Jubel beim Rot-weiß-Fanclub des TV Schierling nach dem 1:0 Führungstreffer

Anfängliche Euphorie

Insgesamt 1500 Zuschauer waren nach Obertraubling gekommen, wohl knapp eintausend davon aus Schierling. Und die waren voll Euphorie. Die Meister vergangener Tage, wie Holger Bursian, Christoph Rohrmayer, Dieter Holzer, Alex Roloff und Jürgen Melzer ("absoluter Siegeswille") glaubten alle an einen knappen Sieg. Auch die „Edel-Fans” um Sepp Hirthammer und Hermann Dafner konnten sich nichts anderes als einen Sieg vorstellen. Lediglich Sepp Stigler zweifelte - wie auch zweiter Bürgermeister Werner Braun. Der ehemalige Mittelstürmer Gerhard Dachs warnte davor, dass es auf alle Fälle eine harte Sache wäre, und seine Frau raufte sich dann auch während des Spiels mehrfach die Haare. Denn trotz der nicht nur vom zahlreich mitkommenden weiblichen Fanclub stark umjubelten Führung wuchsen nach einer halben Stunde die Sorgenfalten. „Des g'follt mir net!”, rief der stellvertretende Abteilungsleiter Roman Schweiß auf der Tribüne und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als beste Chancen vergeben wurden. Schließlich fiel auch noch mit dem Pausenpfiff der 1:1-Ausgleich.

Publikum mit Roman Schweiss
Roman Schweiß brachte vor Entsetzen fast den Mund nicht mehr zu
Enttäuschte Spieler
Gesenkte Köpfe der Spieler schon zur Pause

Trauer nach dem Spiel

Christian Kiendl sah als Halbzeitbilanz Probleme im Mittelfeld. Das Team wirke teilweise gehemmt und „wir müssen mehr tun”, so Kiendl. Leider sollte er Recht behalten. „I kannt woana”, sagte der junge Thomas Werkmann, als alles aus und damit die Saison zu Ende war. Auch Schweiß war „freilich enttäuscht”. Doch dieser Enttäuschung folgte der Stolz, den Hermann Holzer so zusammenfasste: „Wir sand an unsere Grenzen g'stoßn. Ich bin net enttäuscht, denn es is scho an Sensation, dass wir dorthin ‚kommen sand!”. Und alle stimmten ihm zu. „Aber schad' is halt scho”, resümierte Gudrun Röhrl auf dem langen Marsch zurück zum Auto. Er wäre so schön gewesen, die erfolgreichste Fußballmannschaft im Landkreis Regensburg zu sein.

Text und Fotos: Fritz Wallner