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Sitzung des Marktgemeinderates

Dienstag, 25. April 2006

Schierling. Fährt bald wieder das „Bockerl” nach Schierling und Langquaid? Bürgermeister Otto Gascher nannte das gegenüber dem Marktgemeinderat eine Vision. Um die Fragen zu klären, welche Investitionen, künftige Betriebskosten und welches Fahrgastpotenzial auf der Schiene zwischen Eggmühl und Schierling/Langquid zu erwarten wäre, hat der Marktgemeinderat ein Gutachten in Auftrag gegeben.

Dampflok am Schierlinger Bahnhof
Dampflokomotiven werden nicht mehr eingesetzt, wie hier bei einer Nostalgiefahrt am Bahnhof Schierling. Doch wird jetzt geprüft, ob in Zukunft Schierling und Langquaid wieder über die Schiene an die Personenbeförderung angebunden werden können.

Bis in die sechziger Jahre konnten die Reisenden aus Schierling und Langquaid mit dem Zug – damals liebevoll „Bockerl” genannt – nach Regensburg fahren. Dann wurde der Personenverkehr eingestellt. Busse ersetzten die Züge. Insbesondere der Initiative der Eisenbahnfreunde um Wolfgang Treppesch und den evangelischen Pfarrer Wolfgang Lahoda ist es zu verdanken, dass die Bahntrasse nicht aufgegeben und abgerissen wurde.

Jetzt wird wenigstens geprüft, ob sie nicht doch eine Renaissance erleben kann. Denn die bis jetzt eingesetzten Regionalbahnzüge von Regensburg nach Neufahrn sind im Bereich von Eggmühl nach Neufahrn nur spärlich besetzt. Offenbar ist der Beförderungsbedarf deshalb so gering, weil Neufahrn komfortabel stündlich mit verschiedenen Zügen an Regensburg angebunden ist. Der Abschnitt Regensburg-Neufahrn wird in der nächsten Zeit neu ausgeschrieben. Dann wird entschieden, ob diese Strecke weiterhin von der Deutschen Bahn oder einer anderen Eisenbahngesellschaft betrieben wird.

Auf Anregung der Gesellschaft für den Nahverkehr im Landkreis Regensburg (GFN) lassen die Märkte Schierling und Langquaid in einem Gutachten prüfen, ob sich die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Schiene wirtschaftlich und Erfolg versprechend organisieren lässt. Die Kosten für das Gutachten werden auf 10 bis 15000 Euro veranschlagt. „Wenn die Kosten für die Wiederaufnahme der Personenbeförderung horrend sind, dann ist’s halt vorbei!”, so der Bürgermeister. Gleichzeitig fügte er aber die Möglichkeit an, dass durchaus einmal Züge von Neumarkt in der Oberpfalz nach Schierling fahren könnten.

Vorbeugenden Hochwasserschutz am „Paringer Graben”

Der Markt plant für den vorbeugenden Hochwasserschutz am „Paringer Graben” in den nächsten Jahren eine Investition von rund 294.000 Euro. Der Marktgemeinderat genehmigte das von Landschaftsarchitekt Bernhard Bartsch vorgelegte Konzept, für das ein Grunderwerb von über 10.000 Quadratmeter nötig ist.

Paringer Graben
Der „Paringer Graben” bei Schierling soll für einen besseren Hochwasserschutz wesentlich verbreitert und mäandert werden

Der „Paringer Graben” entwässert die nordwestlichen Fluren Schierlings und kommt aus dem nahe gelegenen gleichnamigen niederbayerischen Ort. Die enormen Hochwässer der letzten Jahre haben Staat und Gemeinden sensibel gemacht für den Hochwasserschutz. Es wird mit vielen Mitteln versucht, das Wasser so lange wie möglich von den großen Flüssen zurückzuhalten. Je schneller bei starkem Regen oder Schneeschmelze die Flüsse voll sind, umso größer ist die Gefahr von Hochwasserschäden.

Der von Landschaftsarchitekt Bartsch geplante Ausbau des Paringer Grabens erstreckt sich auf 1,95 Kilometer. In allen Teilen soll der jetzt nur wenige breite Graben auf zehn bis zwanzig Meter erweitert und links und rechts eines kleinen Wasserlaufes mit flachen Zonen ausgestattet werden. Außerdem wird eine „Mäanderung” angestrebt, um das Wasser nicht nur länger zurückhalten zu können, sondern es auch zu verlangsamen. Neben dem schmalen Mittelwassergerinne werden die Flächen nach Angaben des Architekten mit Extensivrasen angesät, so dass eine einfache Pflege möglich wird.

Bereits jetzt ist der Graben im Zuge der Vorschüttungen für den Bau der B 15 neu teilweise verlegt worden. Der erste Bauabschnitt soll entlang der neuen Bundesfernstraße bis zum Regenüberlaufbecken am Westrand des Ortes Schierling verlaufen. Mit geschätzten 184.000 Euro ist er auch der mit Abstand teuerste Abschnitt, weil in diesem Bereich auch der größte Grunderwerb durchzuführen ist. Vom Freistaat Bayern wird eine Förderung für die Bau- und Nebenkosten von 60 Prozent und für die Grunderwerbskosten etwas weniger erwartet. Die wasserrechtliche Erlaubnis wurde beim Landratsamt Regensburg beantragt und auch der Förderantrag ist gestellt. Der Bauabschnitt eins ist für 2007 vorgesehen. Die weiteren Bauabschnitte können erst nach dem Bau der B 15 neu realisiert werden. Auch im Zuge dieser großen Maßnahme werden Regenrückhaltungen zur Entlastung der Großen Laber errichten. Bürgermeister Otto Gascher kündigte an, dass später der Ausbau bis zur Großen Laber geplant wird.

Auf die Frage von Roland Niebauer erklärte Bartsch, dass eine Aufweitung des Bachbettes für die Regenrückhaltung besser sei als der Bau von großen „Seen”. Zu Dr. Josef Kindler sagte der Architekt, die hydraulische Berechnung sei jetzt schon bis zur Großen Laber gemacht worden, auch wenn der Ausbau dorthin noch nicht geplatn ist. Erich Fischer regte an, dass die dem Ort zugewandten privaten Grundstücke ihr Oberflächenwasser teilweise mit Zisternen zurückhalten sollten.

Bebauungsplan für Gewerbegebiet

Für das neue Gewerbegebiet „Esper Au” unmittelbar an der künftigen Auffahrt zur B 15 neu hat der Marktgemeinderat einen Bebauungsplan aufgestellt. Bürgermeister Otto Gascher war froh, dass Keltengräber nicht unter dem Baugelände, sondern unter der Trasse der B 15 neu festgestellt wurden.

Neues Gewerbegebiet
In Schierling entsteht zwischen der geplanten Bundesfernstraße B 15 neu und dem Ort das Gewerbegebiet „Esper Au”, für das der Marktrat einen Bebauungsplan beschlossen hat

Die Beteiligung der Bürger und der Fachstellen erbrachte eine Fülle von Anregungen, die weitgehend berücksichtigt worden sind. Landschaftsarchitekt Sußebach bezifferte die notwendigen Ausgleichsflächen außerhalb des Gewerbegebietes auf 2,8 Hektar. Auf die Bedenken eines Bürgers, das Grün sei zu viel, betonte Sußebach, dass durch eine Vernünftige Grünplanung der Kompensationsfaktor für die Ausgleichsflächen verringert werden konnte. Architekt Geiler informierte, dass die von der B 15 neu ausgehenden Lärmwerte nicht die zulässigen Grenzwerte überschreiten. Vereinbart wurde, dass das Oberflächenwasser aus den Straßen im freien Gefälle entsorgt werden soll. Der Billigungs- und Auslegungsbeschluss wurde einstimmt gefasst.

Die Markträte stimmten auch einer Änderung der Ausgleichsflächen für den Bebauungsplan Zaitzkofen zu, nachdem für eine ursprünglich in Aussicht genommene Fläche das Kaufangebot an den Markt zurückgezogen worden war. Die neue Ausgleichsfläche stammt aus dem Ökokonto und liegt in der unteren Laberaue nach Eggmühl.

Die Gesamtkosten für den Bau des Bürgersteiges an der Kreisstraße R 1 in Eggmühl bezifferte Irene Berger auf 84600 Euro. Davon wird die Hälfte auf die Anlieger umgelegt. Die betroffenen Grundstückseigentümer waren bereits im Vorfeld der Planung darüber informiert worden. Für jeden Quadratmeter beitragspflichtiger Fläche müssen 41 Cent bezahlt werden. Die Ablösungsrichtlinien als Grundlage für Ablöseverträge wurden einstimmig erlassen.

Otto Gascher gab bekannt, dass der Kreistag bei der letzten Sitzung den Bau der Südumgehung zur B 15 neu beschlossen hat. Es sind dafür Investitionskosten von 7 Millionen Euro veranschlagt. Auf die Frage von Katrin Volz-Lichtenegger bezifferte Fritz Wallner das bisher an den Schierlinger Schulen eingegangene Büchergeld auf 9834 Euro. Im letzten Jahr habe der Markt für Lernmittel 12715 Euro ausgegeben.

Beispielhafter Schul-Förderverein

Dem Förderverein Schierlinger Schulen hat der Marktgemeinderat auf Antrag 3000 Euro Zuschuss gewährt. Vereinsvorsitzender Dr. Josef Kindler informierte, dass derzeit vom Verein wöchentlich 51 Unterrichtsstunden finanziert werden. Der Jahresetat liege bei 15000 Euro, von denen derzeit knapp 6000 Euro über Mitgliedsbeiträge kommen. Der Rest wird mit Aktionen und Spenden erwirtschaftet. „Mit unserem Verein stehen wir weit und breit als beispielhaft da; wir haben Vorbildfunktion für die ganze Region!”, so Dr. Kindler gegenüber dem Marktrat. Er nannte als ein besonderes Ziel, die Schierlinger Schulen so zu stärken, dass niemand seine Kinder an eine andere Schule geben müsse.

Text und Fotos: Fritz Wallner