Zur Startseite Archiv 2004

Kirchenchor begeistert mit Konzert "Populäre Kirchenmusik"

Die Mitwirkenden in der Pfarrkirche
In der Pfarrkirche Schierling ließen über 100 Mitwirkende junge Kirchenmusik hören

Schierling, 04.11.2004. Dickes Lob und viel Zuspruch gab es für den Kirchenchor St. Peter und Paul unter Leitung von Prof. Kunibert Schäfer am Sonntagabend für das Konzert "Populäre Kirchenmusik". Die Pfarrkirche war mit fast 400 Besuchern ganz gefüllt. Im Mittelpunkt stand die "Schwabenkinder-Messe" von Enjott Schneider und Kompositionen des 27-jährigen Martin Völlinger. Neben dem Kirchenchor wirkten auch das "Junior Classic Orchester" und die junge Schierlinger Band "Tabasco" sowie Manuela Dill und Markus Roberts als Solisten mit.

Martin Völlinger hatte anspruchsvolle Texte vertont und dabei so harmonische Melodien kreiert, dass den Besuchern warm ums Herz wurde. Mit "Wo die Liebe wohnt da wohnt Gott" begann das Konzert und es folgte "Selig sind die Armut leben".

  Foto von Komponist und Aufführenden
  Sie waren sehr zufrieden mit der Aufführung: v.l. Komponist Martin Völlinger, Prof. Kunibert Schäfer, Prof. Enjott Schneider, Orchester-Chef Matthias Weikert

Im Mittelpunkt des Konzerts stand die "Schwabenkinder-Messe", die der Münchner Enjott Schneider zum gleichnamigen Film von Jo Baier geschrieben und im letzten Jahr erst uraufgeführt hat. Es war einerseits die Dramatik des Kinderhandels und der Kinderarbeit und andererseits die Armut der Leute sowie das Schuldbewusstsein angesichts der Knechtschaft, welche die meist 7 bis 14-jährigen Kinder erdulden mussten, deutlich zu spüren. Fritz Wallner hatte mit einem Wortspiel zum Thema "Kinder" in das Thema eingeführt. Die beiden Solisten Manuela Dill (Sopran) und Markus Roberts (Tenor) harmonierten ausgezeichnet mit dem über 60 Mitglieder starken Chor, der ausschließlich aus Laiensängerinnen und -sängern besteht.

Die Solisten des Konzerts  
Großer Beifall für die Solisten: v.l. Judith Christina Schmid, Markus Roberts und Manuela Dill   

Kunibert Schäfer wagt immer wieder Experimente und gibt jungen Musikern vielfältige Chancen. Bei "Du bist das Licht meines Lebens" von Völlinger konnte es durchaus als Provokation gewertet werden, dass mit dem Streich- und Blasorchester eine Band mit Schlagzeug und E-Gitarren und dem großen Chor kombiniert wurde. Der Chorleiter bekam viel Zustimmung dafür und auch für den Auftritt von vier jungen Solistinnen mit Mikrofon in der Hand, ganz im Stil der Musik der heutigen Zeit. Für Kunibert Schäfer muss auch die Kirchenmusik einen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen - auch die jungen - den Glauben annehmen und sich ihm immer wieder vertrauensvoll zuwenden.

Das fast 40 Mitglieder starke "Junior-Classic-Orchester" unter Leitung von Matthias Weikert spielte von Karl Jenkins "Palladio" und von Max Bruch "Kol Nidrei" - ein Gebet für Cello und Orchester, bei dem Judith Christina Schmid von der Meisterklasse der Musikhochschule Nürnberg als Solistin begeisterte.

Beim anschließenden Empfang im Pfarrheim versicherte Bürgermeister Otto Gascher dem Kirchenchorleiter Prof. Schäfer, "wir sind durch sie bereichert!". Angesichts der Armut vieler Kinder, die durch das Kind aus Moldawien auf dem Plakat und Prgramm zum Ausdruck kam, sowie vor dem historischen Hintergrund der Schwaben-Kinder stellte Gascher die Frage, ob "wir im Westen den Blick für den anderen haben?". Gerade anhand dieser Geschichte sei ihm deutlich geworden, "was Menschen zu tun und zu unterlassen in der Lage sind". Das Konzert lobte Gascher in höchsten Tönen und überreichte an die Damen Blumen sowie an die Herren erlesenen Wein.

Bgm. Otto Gascher beim Empfang
Beim Empfang im Pfarrheim lobte Bürgermeister Otto Gascher die großartige Leistung des gesamten Ensembles

Der junge Komponist Martin Völlinger sah seine Werke sehr gut umgesetzt. Bei der Aufführung seien die Stimmung und der Text der Lieder sehr deutlich heraus gekommen, freute er sich. Besonders habe ihm "Bleibe bei uns" gefallen, nicht zuletzt auch deshalb, weil er das Werk seiner Freundin Lucia als Schlaflied gewidmet hat. Professor Enjott Schneider, Dozent an der Musikhochschule München, der Komponist der "Schwabenkinder-Messe" hat sich das Konzert in der Schierlinger Pfarrkirche mit seiner Gattin angehört und hob hervor, dass die Aufführung mit vielen Jugendlichen unter anderen Aspekten zu sehen sei als mit Profis. "Wenn ein Jugendlicher eine Geige in die Hand nimmt, dann hat er bei mir schon Pluspunkte!", so der renommierte Münchner Filmmusik-Schreiber. Er war zufrieden mit der Interpretation. Bei jungen Leuten müsse aber das Musizieren wie eine Treppe gesehen werden. "Die erklimmen Stufe für Stufe", so Schneider. Um die Feinmotorik für die Geige zu bekommen brauche es sechs bis acht Jahre. Er war sehr froh darüber, dass den jungen Leuten die Chance dieser Aufführung geboten worden ist. Denn dadurch würde die Sensibilität für klassische Musik bei den jungen Leuten gefördert. Orchester-Chef Matthias Weikert freute sich darüber, dass Schäfer sein Orchester eingeladen hatte. Es sei eine schöne Kooperation gelungen, sowohl thematisch als auch durch das Zusammenwirken mit dem großen Chor.

Chorleiter Prof. Kunibert Schäfer machte deutlich, dass mit dem Orchester gerade einmal zehn Stunden Probe zur Verfügung gestanden hätten. "Und das an einem Wochenende, was da Energie dahinter steckt!", hagelte es Komplimente für die jungen Musiker. Er habe die jungen Musiker bei der Schwabenkinder-Messe gewollt, "weil es darin um Kinder geht". Und besonders auch Kinder sollten sich mit diesem Thema des Kinderhandels und der Kinderarbeit beschäftigen. Schäfer dankte besonders seinen Chormitgliedern für die engagierte Probenarbeit. Ausdrücklich hob er das Engagement des Marktes Schierling zur Förderung jungen Musiker und neuzeitlicher Musik hervor.

Text und Fotos: Fritz Wallner