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Schierlinger Bürger keineswegs Kamerascheu

Sorgen der Schierlinger Bürger vor den Kameras von "Jetzt red i" - am 8. September im Fernsehen

Schierlinger Doafmuse
Die "Schierlinger Doafmuse" begleitete den Abend musikalisch

Schierling, 31.08.2004. Bayerisches Flair erfüllte am 19. August den Saal des Restaurants Top Four in Schierling. Die Dekoration an Tischen und Wänden und natürlich Blasmusik von der "Schierlinger Doafmuse" erzeugte die richtige Wirtshausstimmung für die zweieinhalbstündige Aufzeichnung der Sendung "Jetzt red i" des bayerischen Fernsehens. Keiner der Rednerinnen und Redner musste ein Blatt vor den Mund nehmen und konnte reden "wie ihm der Schnabel gewachsen ist". Eine breite Themenpalette umspannten die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger die ihre Fragen in teils bierernster Weise, aber auch in amüsanter Art an die hohe Politik in München richteten. Bereits am Vortag wurden die Redner bei der Auswahl von der Redaktion des Bürgerforums auf ihre Auftritte in einem Gespräch vorbereitet.

Sylvia Jester  
Sylvia Jester animierte die Anwesenden, alle brennenden Themen anzusprechen  

Originell waren auch die Eintrittskarten in Form eines weiß-blau gestalteten Bierfilzl`s, die den gut zweihundert Besuchern den Weg ins Aufzeichnungsstudio ebneten. Die vielen Interessenten, die keinen Platz mehr fanden nahmen im angrenzenden Restaurant Platz wo das Geschehen im Saal auf zwei Großbildleinwänden übertragen wurde. Die Wetterfee des bayerischen Rundfunks, Sylvia Jester, animierte eingangs nochmals die Anwesenden alles zu sagen was ihnen unter den Nägeln brennt und erläuterte technische Details zum Verhalten während der Aufzeichnung und bei einem eventuellen Notfall. Die freiwillige Feuerwehr Schierling fungierte als Sicherheitsteam und die Feuerwehrjugend durfte sich als Kabelträger bei den vier Fernsehkameras betätigen.

Moderator Dietmar Gaiser
    Moderator Dietmar Gaiser wurde mit Applaus empfangen

Mit großem Applaus wurde Moderator Dietmar Gaiser empfangen als er den Saal betrat. In seiner lockeren amüsanten Art gab er die Geschichte der Schierlinger Gennßhenkher-Sage zum Besten und erläuterte wie dies jetzt bei der Fernsehausstrahlung am 8. September um 20.15 Uhr aussehen wird, wenn seine Ausführungen bildlich dargestellt werden. Auch er forderte die Anwesenden auf, sich zu melden, sobald sie etwas äußern wollen. Dies lies man sich nicht zweimal sagen und schon schossen die Finger in die Höhe. Scheu vor der Kamera konnte man den Schierlingern wirklich nicht nachsagen.

Rosi Kammermeier
Rosi Kammermeier eröffnete den Rednerreigen    

Rosi Kammermeier eröffnete den Rednerreigen mit einem Lehrerproblem an der Schierlinger Schule, wo das Kultusministerium eine bei Schülern und Eltern beliebte Lehrerin nach ihrer Referendarzeit versetzte und forderte ein Mitspracherecht für Eltern, -und Lehrervertretungen an den Schulen in solchen Personalfragen. Sorgen in Sachen Schule, besonders was Streichung von Schulstunden beim Förderunterricht betrifft äußerte auch Dr. Josef Kindler und stellte die konkrete Frage wie sich der Staat eine Förderung in Zukunft vorstellt. Rektor Karl-Heinz Neumann von der Placidus-Heinrich Schule unterstrich die Aussagen von Dr. Kindler mit der Situation an seiner Schule im nächsten Jahr, wo einfach Lehrer und Zeit fehlen werden um einen sinnvollen Förderunterricht durchzuführen. Ein ähnliches Anliegen brachte auch Max Wallner jun., ehemaliger bayerischer Meister im Schwergewichtsboxen zur Sprache. "Einen Boxer stell ich mir eigentlich etwas anders vor, trägt man da keine bleibenden Verletzungen besonders im Gesichtsbereich davon" scherzte Dietmar Gaiser bei der Vorstellung Wallners. Ihm fehle es einfach an Schulstunden zur sportlichen Förderung der Jugend. Seiner Meinung nach würde Sport vielen "modernen Krankheiten" vorbeugen und so die schwer gebeutelten Gesundheitskassen entlasten.

Rita Blümel neben Tontechniker
Rita Blümel setzte sich für eine bessere Förderung von Familien ein    

Ein Vater aus Unterlaichling beschwerte sich über die Abschaffung der vorschulischen Sprachausbildung. "Früher wurden Kinder mit Sprachfehlern im Kindergarten geschult und heutzutage müssen die Eltern Zeit und auch Geld investieren um mit solchen Kindern zu Logopäden zu gehen. Wo bleibt da die Entlastung derjenigen die noch bereit sind Kinder in die Welt zu setzen". Auch Rita Blümel aus Unterlaichling, Mutter von fünf Kindern, forderte von Bundes, - und Landespolitik Maßnahmen zur finanziellen Entlastung von Familien mit Kindern. Sie rechnete vor, dass jedem Single und Lebensgemeinschaften ohne Kinder mehr Geld zur Verfügung stehe als Familien mit Kindern. "Eine bessere Förderung von Familien würde sicherlich auch die Bereitschaft ankurbeln Kinder in diese Welt zu setzen, schließlich muss auch in Zukunft in die Rentenkasse einbezahlt werden" so Frau Blümel.

Anita Beutlhauser
    Anita Beutlhauser appellierte für eine Querungshilfe über die Staatsstrasse 2144

Anita Beutlhauser appellierte endlich eine Entscheidung für eine Querungshilfe über die Staatsstrasse 2144 aus Richtung Niederleierndorf herbeizuführen. "Seit Jahren schwelt dieses Anliegen und es tut sich nichts" so die Rednerin. Hierzu nahm Bürgermeister und stellvertretender Landrat Otto Gascher direkt Stellung. Er sagte dass offizielle Verkehrszählungen eine nicht unbedingte Erforderlichkeit einer solchen Baumaßnahme ergeben hätten. Vielmehr gäbe es in Schierling eine viel mehr frequentierte Stelle in einer anderen Strasse wo eine solche Querungshilfe angebrachter wäre. Gascher sah aber eine Möglichkeit eine solche an der geforderten Strasse beim Brauereigelände zu verwirklichen wenn über die weitere Nutzung und Umbau der Brauerei entschieden ist, warnte aber vor dem Bau einer Ampelanlage da eine solche zu einer Lärmbelastung für die Anwohner werden könnte. Die Jugendbeauftragte des Marktes Schierling, Katrin Pindl, beschwerte sich über nicht zugestandene Zuschüsse für den Jugendtreff der beim Neubau des Sportheims des TV Schierling in diese integriert wurde. "Nur wegen Kleinigkeiten", so die Rednerin "die bauseitig gegen die Fördervorschriften verstoßen, wurde der Jugend das Geld verweigert". Zur Unterstützung ihrer Forderung erzählten drei Jugendliche was für sie dieser Jugendtreff bedeutet und was mit diesem Geld für sie alles möglich wäre.

Pfarrer Dr. Lahoda  
Pfarrer Lahoda setzte sich für die Bahnstrecke Eggmühl-Langquaid ein    

Bahnstrecke und B15 neu
Die Bahnstrecke von Eggmühl nach Langquaid die von den Gemeinden Schierling und Langquaid unterhalten, und vom Zusammenschluss einiger "Eisenbahnfreaks" betrieben wird, wurde Gegenstand einiger Redner. "Alle fordern den Schwerlastverkehr von der Strasse zu bringen" und uns wo wir dies ein wenig verwirklichen könnten, werden Steine in den Weg gelegt" so der Redner der Interessengemeinschaft, Pfarrer Lahoda. Er verwies auf die Probleme die die Deutsche Bahn den ehrenamtlich agierenden Betreibern macht. So habe diese die Pacht nach Ablauf des ersten Pachtvertrags schlagartig auf 10 000 Euro erhöht. Bürgermeister Otto Gascher bestätigte diese Angaben und lies seiner Wut über die Machenschaften der Bahn freien Lauf. Besonders ärgere es ihn dass die Bahn "schlicht falsche" Angaben zu diesem Thema an die Gemeinde macht. Der ehemalige Marktrat Max Wallner sen. hatte dazu eine gegenteilige Meinung. Er sieht ein Problem mit dieser Bahnstrecke beim Bau der B15 neu. Diese Strecken kreuzen sich in der oberen Au und so muss eine riesige Brücke gebaut werden die erstens viel kostet und zweitens durch ihre Schallreflektion zur Lärmbelästigung im Ort führt. Durch den Abriss der Bahnstrecke könnte viel Geld und Ärger gespart werden. Herrmann Zorrmeier, ein später eventuell von diesem Lärm betroffener Anwohner, plädierte dafür bereits in die Planungsunterlagen Schallschutzmaßnahmen einzubeziehen. Für Erheiterung sorgte das Schierlinger Original Ludwig Islinger, Vollblutmusiker und Teil des "Schierlinger Zwoagsangs", er griff kurzerhand zu seiner Gitarre und gab musikalisch mit lustigen Schnoaderhüpfln seinen Senf zu diesen Themen.

Ludwig Islinger mit Gitarre
Ludwig Islinger sorgte mit seinen Schnoaderhüpfln zu den Themen für Erheiterung
Anton Prückl
Anton Prückl wies auf die Zunahme von Ruhestörern in der Natur hin    

Zu keiner Zustimmung und Buh-Rufen im Saal führte ein Beitrag von Hans Zelzer aus Thalmassing. Mit seinem Leitsatz "Der Staat muss sparen, wann gelingt es der Staatsregierung endlich sich von der finanziellen Geisel der katholischen Kirche zu lösen" sorgte er für Unmut bei den Anwesenden. Besänftigend griff Moderator Dietmar Gaiser ins Geschehen ein. Er mahnte den Redner zur Vorsicht und lies ihm seine Anschuldigung noch kurz erklären bevor er den Beitrag förmlich abwürgte. Lustiger ging es da schon bei den Reden von Hartmut Gust zur Wiederansiedlung des Schierlinger Storchs und Anton Prückl aus Zaitzkofen, der sich über das Überhandnehmen von Ruhestörern in der Natur beschwerte, zu. Bei den Ausführungen von Prückl, der sich besonders über Quadfahrer beschwerte, zog Moderator Dietmar Gaiser sich kurzerhand die Fachexpertise des Schierlinger Polizeipostens Walter Pindl zu Rate.

Georg Schindlbeck
    Georg Schindlbeck als "Anführer der Schierlinger Gennßhenkher"

"Bürokratischer Wahnsinn"
Etwas ernster wurden die Beiträge wieder als die Heimleiterin des Altenpflegeheims in Eggmühl zu Wort kam. Sie prangerte an, dass die vom Staat verfügte Dokumentationspflicht für jede einzelne zu betreuende Person Ausmaße angenommen habe, die eine sinnvolle Pflege der alten Menschen gar nicht mehr möglich macht, weil die Pflegekräfte die längste Zeit damit beschäftigt sind ihren Dokumentationspflichten nachzukommen. Zwei Altenpflegerinnen aus dem Heim untermauerten die Ausführungen ihrer Chefin mit Beispielen, kritisierten aber auch die zum Teil von einigen Medien praktizierten negativen Berichterstattungen über die Altenpflege. Hier verwehrte sich der Moderator gegen eine Verallgemeinerung und erklärte, dass es die Aufgabe der Medien ist aufzuklären und auch Missstände aufzudecken. Landwirt und Marktrat Robert Christl schlug auch in die Kerbe "Bürokratischer Wahnsinn". Er erläuterte seine Vorwürfe anhand eines Beispiels aus seinem Betrieb und warf Ministerpräsident Stoiber vor, sein Wahlversprechen für eine Entbürokratisierung nicht einzulösen. Georg Schindlbeck der "Anführer der Schierlinger Gennßhenkher" trat in historischer Uniform auf und hatte gleich das "Korpus Delikti" mitgebracht. "Meine Truppe nimmt an historischen Festen teil und wir haben auch eine Musketentruppe die bei Vorführungen damit auch schießt. Dazu muss man sich aufwendiger Weise eine Erlaubnis am Landratsamt einholen, währen der Kauf eines Böllerkrachers ab 18 Jahren frei ist" so Schindlbeck. Bei beiden sehe er aber keinen Unterschied weil auch bei Schießübungen mit der Muskete zum Pulver nur Papier gestopft wird. Seine Forderung war es letztlich die Genehmigung für solche Vorführungen auf die Ebene der Gemeinden zu legen.

Ludwig Listl  
Ludwig Listl prangerte die geplante Schließung des Munitionsdepots in Schierling an.    

"Munitions-Hauptdepot Schierling"
Eine direkte Frage an die Wehrbereichsverwaltung in München stellte Irene Eichinger, sie ist im Personalrat des Munitionsdepots in Schierling tätig. Durch die vorgesehene Schließung des Depots im Jahre 2009 gehen 70 Arbeitsplätze verloren, ihr Anliegen lautete "wo werden diese untergebracht und welche Wegstrecken werden diesen Leuten dann zugemutet? Auch Ludwig Listl, ebenfalls Zivilangestellter im Mun-Depot hatte zuvor dieses Thema aufgegriffen. Er prangerte an, dass es lapidar heißt der Standort wird aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen, dies aber für niemanden nachvollziehbar ist, da viele Umstände für eine Wirtschaftlichkeit des Standorts Schierling sprechen.

Ärger mit Naturschutzbehörden
Ein lang anhaltendes Problem schilderte Armin Dallmeier, der Vorsitzende des örtlichen Modellflugvereins. Der Verein hat seit vielen Jahren ein kleines Flugfeld in der unteren Au um dem Hobby nachgehen zu können. Für dieses Gelände wird aber von den Naturschutzbehörden für die Hälfte des Jahres Flugverbot verhängt. Alternativplätze wurden schon viele unter Mithilfe des Marktes gesucht und auch gefunden, aber jedes Mal ergab sich das gleiche Bild, dass sich irgendeine Institution gegen eine Ansiedlung der Modelflieger einsetzte. Nachdem seitens des Vereins alles unternommen wurde die Auflagen der Naturschutzbehörden durch Änderung der Startbahn usw. am jetzigen Platz zu erfüllen um eine längere Flugphase zugestanden zu bekommen, hat sich immer noch nichts getan. "Langsam fühlen wir uns auf bayrisch g'sagt, vera…" wetterte der Vorsitzende. Sein Appell ging direkt an Minister Schnappauf sich mit den Naturschutzbehörden kurz zu schließen und den vom Verein ausgearbeiteten Vorschlag zu verhandeln. Auch der Vertreter der örtlichen Jägerschaft, Jürgen Matejka übte Kritik an den Naturschutzbehörden und prangerte fragwürdige Maßnahmen dieser Institution an, die letztlich nichts bringen außer die Jagd behindern und dem Steuerzahler Geld kosten. Er regte an dass untere und obere Naturschutzbehörden besser miteinander kooperieren und die Landwirte und Jäger bei anstehenden Entscheidungen zumindest angehört werden. Gerwald Friedl forderte einen Standort für einen Rettungswagen in Schierling. Seinen Recherchen zu Folge wäre dies ohne weiteres möglich es fehle nur am geeigneten Stellplatz im Ort. Robert Keil monierte die Tatsache, dass an der Autobahnausfahrt Abensberg der Ortsname Schierling nicht an der Ortshinweistafel angeschrieben ist. Seiner Meinung nach wäre dies aber sicherlich im Interesse der Gemeinde und vor allem der ortsansässigen Firmen.

Moderator und Rednerin
Moderator Dietmar Gaiser mit Katrin Pindl

Mit dem Dank an die Redner für ihre sachlichen und fairen Darstellungen, sowie einem Kompliment an all seine Mitarbeiter die sichtbar und unsichtbar hinter den Kulissen tätig waren um die Sendung aufzuzeichnen verabschiedete sich Moderator Dietmar Gaiser von den Schierlinger Bürgern und hoffte auf eine Klärung der Fragen und Anliegen bei der Live-Sendung am 8. September. In einem Fragequiz zur Sendung konnten die Gäste kleine Preise gewinnen. Die Gewinner wurden anschließend ausgelost und die "Schierlinger Doafmuse" lies den Abend musikalisch ausklingen.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie bei Externer Linkbr-online.