Munitionsdepot nicht auflösen!
Gemeinsame Aktion von Gemeinden und Bundestagsabgeordneten von CSU und SPD
SCHIERLING, 5. Februar 2004. Wenn sich vier Bundestagesabgeordnete unterschiedlicher Parteien um eine Sache gemeinsam kümmern, dann muss sie Gewicht haben. Die drohende Auflösung des Munitionshauptdepots Schierling - auf dem Gebiet der Märkte Schierling und Langquaid - ist sogar schwergewichtig, denn es geht um 90 bis 100 Arbeitsplätze und um die für die Bundeswehr von der Politik geforderte Wirtschaftlichkeit.
Gemeinsamer Kampf um
das Munitionsdepot Schierling. V.l. die MdB's Horts Kubatschka, Erika Simmer, Maria Eichhorn, Dr. Wolfgang Götzer mit Personalrat Martin Nieberl, Bürgermeister Herbert Blaschek, Personalrat Hasso Weber und Bürgermeister Otto Gascher |
Die Bürgermeister Otto Gascher und Herbert Blaschek sowie Hasso Weber und Martin Nieberl vom Personalrat des Depots informierten im Schierlinger Rathaus die MdB's Maria Eichhorn, Dr. Wolfgang Götzer (beide CSU), Horst Kubatschka und Erika Simm (beide SPD) engagiert und kompetent. "Woanders soll aufgebaut werden, was in Schierling schon vorhanden ist!", sagte Martin Nieberl und nannte konkret den "Rücklieferungsbezirk". Wie so etwas funktioniere sei von einem Depot angefragt worden, das nach dem Willen des Bundesverteidigungsministeriums bestehen bleiben soll. Auch sollen andernorts sogar Grundstückszukäufe notwendig sein. Wenn mit Schierling das einzige noch in Bayern bestehende Munitionsdepot aufgelöst würde - derzeit ist der späteste Zeitpunkt dafür das Jahr 2009 - dann müssten die Munition viel länger auf der Straße transportier werden. Die Sicherheit würde leiden. "Und wo würden die Amerikaner in Zukunft ihre Munitionszüge abstellen, wenn nicht in Schierling?", fragte Hasso Weber. Schließlich: "Für die Zielstruktur war ein Gleisanschluss gefordert. Zwei von drei Depots, deren Bestand gesichert ist, haben keinen Gleisanschluss. Schierling hat einen und wird aufgelöst. Wer soll das verstehen?", so die Arbeitnehmervertreter enttäuscht und fast schon resignierend. Doch sie sind auch kämpferisch. Nicht zuletzt deshalb haben Sie in einem Workshop alles zusammengetragen, was für das Munitionshauptdepot Schierling spricht. Schließlich können sie gar nichts davon anfangen, dass Verteidigungs-Staatssekretär Walter Kolbow in einem Brief auf die angeblich schlechte Bausubstanz des Depots verwies. "Die Lagerstätten können nicht schlecht sein, weil sie laufend starken Sicherheitskontrollen unterworfen sind und waren!", so Weber. Er berichtete, dass die Stimmung im Depot sehr schlecht sei. Die Vorgaben aus dem Ministerium hätten nämlich ihre Arbeitsplätze gesichert. "Was waren die wirklichen Gründe für die Ankündigung der Auflösung?", fragten die Personalvertreter. Und sie setzten noch eins drauf: "Schierling hat bundesweit die meisten Leute im Munitionsbereich ausgebildet und das noch dazu sehr gut!", so Weber.
Bürgermeister Otto Gascher machte deutlich, dass die Bevölkerung
von Schierling und Langquaid immer hinter der militärischen Einrichtung
gestanden sei - ein durchaus nicht überall anzutreffender Umstand. Immer
und überall sei Rücksicht genommen worden auf die Sicherung des
Depots: Bei der Ausweisung von Wohngebieten und bei der Planung der B 15 neu.
Er wollte wissen, ob das Gerücht stimme, dass jetzt in Kasernen Lagerkapazitäten
aufgebaut werden sollen. "Wo bliebe da die Sicherheit?", so Gascher.
Sein Langquaider Kollege Herbert Blaschek listete die Vorteile des Depots
auf: "Logistik, Infrastruktur, Ausbildung und Motivation des Personals
sind ausgezeichnet!", so seine Einschätzung. Von der Struktur her
sei es "sinnvoll und wichtig für die Region", die nicht so
stark sei, um den Verlust der Arbeitsplätze verkraften zu können.
Die Bundestagsabgeordneten waren beeindruckt und einig in der Strategie. "Wir
müssen eine gemeinsame Initiative starten!", riet Maria Eichhorn
und sie brachte schließlich ins Gespräch, dass das Gelände
nicht verkaufbar sei wegen der vielen Bunker und Lasten der Jahrzehnte. Otto
Gascher informierte dazu, dass die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg Bunker
sprengen wollten. Doch sei das schon beim ersten nicht gelungen. Auch Gascher
war sich sicher: "Das Gelände ist für nichts zu gebrauchen".
Erika Simm berichtete, dass Staatsekretär Kolbow am 19. März nach
Schierling kommen werde. Derzeit sie die Bereitschaft im Ministerium nicht
sehr groß, vom Konzept abzuweichen. Horst Kubatschka meinte, es könne
nur mit militärischen und wirtschaftlichen Argumenten "gepunktet"
werden und Dr. Götzer wollte "mit allen Fasern kämpfen"
um den letzten militärischen Standort seines Wahlkreises. "Wir müssen
gemeinsam Druck machen auf das Verteidigungsministerium", so sein Rat.
Diesen Druck wird Erika Simm federführend übernehmen - für
eine gemeinsame Initiative.
Text und Foto: Fritz Wallner