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Schäfflertanz lockte Tausende nach Schierling

Zweite Veranstaltung im Rahmen der 1050-Jahr-Feier

SCHIERLING, 24. 2. 2003. Einige Tausend Besucher bestaunten am Sonntag den Schäfflertanz, der an 16 Stellen in Schierling aufgeführt wurde. TV-Vorsitzender Richard Rohrer sah darin die "beste Werbung für den Turnverein und die Marktgemeinde" und der Markt Schierling hatte die Bevölkerung zum 1050. Geburtstag zu kostenlosem Glühwein eingeladen.

Schäffler mit Kasperl
Beim Schierlinger Schäfflertanz gab es 65 Mitwirkende und Tausende von Besuchern
 

    Schäffler mit Fass
  Musikzugleiter Hermann Zormeier sorgte für den richtigen Takt, die Schäffler schlugen ihn am Fass und die Fahne verwies auf eine 70jährige Tradition
 

Der Schäfflertanz war die zweite Jubiläumsveranstaltung im Rahmen der 1050-Jahr-Feier der ersten urkundlichen Erwähnung Schierlings. Die rund 40-köpfige Schäfflertanzgruppe hatte unter Leitung von Hermann Zormeier monatelang geprobt. Zormeier führte auch den Marsch durch den Ort an. Die Blaskapelle Donaustauf mit 25 Mitgliedern war schon ab dem frühen Vormittag zu hören. Am Mittag hatte die Rathausbelegschaft alle Akteure bewirtet. Der Höhepunkt spielte sich am Rathausplatz ab. Da schenkten die Rathausbediensteten für die wartenden Gäste aus Nah und Fern rund 70 Liter Glühwein und Kinderpunsch aus. Für die Kinder gab es Luftballons. Dann kamen sie. Voran trugen zwei Buben ein Begrüßungstransparent mit dem Hinweis auf "1050 Jahre Schierling". Die Schäffler hatten einen der fünf Kasperl auf das Faßl gesetzt, drei Reifenschwinger wirbelten Schnapsgläser durch die Luft, die meisten Schäffler trugen einen Reifen und dahinter kamen die Stabträger der Krone.

Beifall brandete auf. Hermann Zormeier stieg mit erster Mine auf sein kleines Fass und gab mit dem weiß-blauen Fähnchen den Startschuss. Alles tanzte nach "dararam-dam-dam, daradam-dam-dam", die g'standnen Männer hoben ihre Beine wie Ballettdamen, stellten Figur um Figur zusammen, juchzten dazwischen. die Kasperl drehten das Rad und tanzten - bis es zum Höhepunkt, der "Krone" kam. Da gab es wieder begeisterten Applaus. Hermann Zormeier dankte den Spendern und alle Akteure riefen ein dreifaches "Hoch, hoch, hoch" auf die Geldgeber aus.

Bürgermeister Otto Gascher freute sich über den großen Zuspruch. Auch er sei schon als Kind Mitwirkender gewesen und deshalb wisse er, dass alle am Abend durchgeschwitzt, müde und "einfach fertig" seien. Er dankte dem Turnverein für das Hochhalten der Tradition und lud auch zu den weiteren Jubiläumsveranstaltungen ein. Die Feuerwehr hatte den Verkehr geregelt und der Malteser-Hilfsdienst sorgte für die erste Hilfe.
 

Besucher
Tausende von Besuchern bestaunten bei strahlendem
Winterwetter den Schierlinger Schäfflertanz
 

Der Schäfflertanz geht auf die Pestzeit um 1715 zurück. Schierling war 1627 und 1713 vom "schwarzen Tod" befallen worden. Er raffte die Menschen hin, rottete ganze Städte und Dörfer aus. Die Menschen waren wegen ihrer Machtlosigkeit gegenüber der Pest wie gelähmt. Doch als die Krankheit endlich überwunden galt, waren die Schäffler die ersten, die sich aufmachten, um den Menschen wieder Lebensfreude und Frohsinn zu bringen. In ihrer bunten Kleidung tanzten sie mit grün geschmückten Reifen und Bögen durch die Straßen und ließen die Bevölkerung so wenigstens für eine kurze Zeit, all das erlebte Unheil vergessen.

Die Ursprünge dieses Traditionstanzes liegen in München. So durften damals nur die Schäfflergesellen mittanzen, nicht aber die Meister. Sie mussten unverheiratet sein, in München seit mindestens zwei Jahren wohnen und vor allem einen einwandfreien Leumund haben. In Schierling wurde die Tanzgruppe im Jahre 1934 gegründet und sie trat ein Jahr später erstmals auf. Ursprünglich gehörten der Gruppe vor allem Mitarbeiter der Brauerei - unter ihnen auch richtige Schaffmacher - an. Später engagierte sich vor allem der Musikzug des Turnvereins. Der Traditionstanz wird nur alle sieben Jahre aufgeführt.

Weitere Bilder vom Schäfflertanz finden Sie unter PfeilImpressionen.
  

Text und Fotos: Fritz Wallner