Auftakt zu 1050-Jahr-Feier
Neujahrsempfang für Ehrenamtliche
In Schierling wurde das Jubiläumsjahr mit einem Neujahrsempfang
für Ehrenamtliche begonnen
Die Bürgermeister begrüßten die vielen Gäste |
SCHIERLING, 04.02.2003. Die Feiern zum 1050. Jahrestag der erstmaligen Erwähnung Schierlings begannen mit einem Neujahrsempfang im Saal des Restaurants "topfour" Dabei schwor Bürgermeister Otto Gascher über 200 Ehrenamtliche für die Zukunft auf "Mut, Tatkraft und Einsatz von Energie" ein. Landrat Herbert Mirbeth hielt besonders den Stadtmarketing-Prozess Schierlings für einen richtigen und wichtigen Weg in die Zukunft.
Gascher und sein Vertreter Werner Braun begrüßten die Vereinsvorsitzenden, Abteilungsleiter und Verantwortlichen von Organisationen am Eingang mit Handschlag. Die "topfour"-Mannschaft hatte mit 250 gefüllten Sektgläsern die Zahl 1050 auf einen Tisch gerichtet und so einen Start der besonderen Art ermöglicht. Eine Zwei-Mann-Band unterhielt die vielen Gäste.
Landrat Herbert Mirbeth lobte das Ehrenamt |
Urkunde von Otto I.
Otto Gascher erinnerte in seiner Ansprach daran, dass Kaiser Otto der
Große in den Wintermonaten des Jahres 953 sein Quartier in Schierling
und Aufhausen hatte und er dabei Urkunden ausstellte. So trat Schierling
- für die Nachwelt nachvollziehbar - zum ersten Plan auf den Plan
der Weltgeschichte. Die Rückwand im "topfour" zierte die
Kopie einer Urkunde aus dem Jahre 973, auf der deutlich "Schirelinga"
zu erkennen ist.
Der Bürgermeister spannte einen Bogen von eintausend Jahren bis ins
Jahr 1972, als mit der Landkreisgebietsreform endgültig die schon
von Otto dem Großen genannte Zugehörigkeit Schierlings zu Regensburg
besiegelt wurde.
Bier, Wasser, Wein
Eine bedeutende Rolle hätten schon immer Getränke gespielt.
Seit über 800 Jahren das Bier und jüngst auch das Mineralwasser.
Gascher erzählte, dass die Chronik schon um 1250 vom Weinbau berichtet,
speziell von zwei Weingärten des Verwalters zu Schierling in Wahlsdorf.
Das Büffet als Dank an die Ehrenamtlichen |
Große Gefahr abgewehrt
Gascher erwähnte aus der jüngsten Geschichte die enorme Bedrohung
am Ende des Zweiten Weltkrieges durch 6000 Tonnen gelagertes Giftgas und
er nannte den ehemaligen Bürgermeister, Landrat und Bundestagesabgeordneten
Josef Wallner einen der bedeutendsten Bürger der Nachkriegszeit.
Nach Gascher erarbeitet Studiendirektor a.D. Hans Straßer derzeit
eine neue Chronik, die bis Mitte des Jahres vorliegen wird. Einen wichtigen
Teil seiner Neujahrsansprache machte die Zukunft Schierlings aus.
Mit Mut in die Zukunft
"Das Leben in Schierling muss pulsieren!", rief er und er nannte
speziell die Aktivitäten zur Belebung des Ortskerns und kulturelle
Aktivitäten. Er bekannte sich erneut zu einer starken Bürgerbeteiligung,
die aber nicht als Lückenbüßerei verstanden werden dürfe.
Besonders hob er das Ehrenamt heraus und er dankte allen, die sportlich,
kulturell oder sozial tätig sind. "Sie machen sich um unseren
Markt verdient!", so der Bürgermeister. Das neue Logo mit der
Leitidee "Schierling-Vorsprung zieht an" ist nach Gascher der
Maßstab für die Zukunft und Ansporn zugleich.
1050 Jahre mit Sektgläsern gestellt
Landrat lobt Ehrenamt
Landrat Herbert Mirbeth spielte auf Gascher an und meinte, dass "Otto
der Große schon vor eintausend Jahren eine bedeutende Rolle gespielt
hat". Er hielt es für eine gute Wahl, am Beginn eines Jubiläumsabends
die Ehrenamtlichen besonders herauszustellen. Der Landrat verwies auf
die bevorstehende umfassende Untersuchung des Verkehrs im Raum Regensburg,
denn "unsere wirtschaftliche Entwicklung hängt von der Mobilität
ab". Er forderte auf Dauer verlässliche kommunale Finanzen ein,
denn nur so könnten die einzelnen Regionen ihre Kraft und ihre Stärke
zur Geltung bringen.
"Zeitzeuge" Georg Schindlbeck |
"Zeitzeuge" berichtet
Ortsheimatpfleger Schorsch Schindlbeck trat beim Neujahrsempfang in historischer
Uniform als Zeitzeuge für die schweren Jahre des Dreißigjährigen
Krieges auf und er erzählte - in der Sprache von damals - wie es
ihm ergangen ist.
Ein Schrecken für die Menschheit muss die Verwaltung gewesen sein,
denn "der Amtmann war wie die Katz vor dem Mausloch!". Er strafte
hart wegen Holzfrevels genauso, wie wenn die die Brotwecken zu klein gebacken
wurden. Schierling habe ein "widersprüchliches Dasein"
geführt. Denn einerseits seien Steuern bezahlt worden wie für
einen Markt und habe es "Sechser" statt "Vierer" gegeben.
Doch andererseits hätten die Schierlinger das Marktrecht nicht gehabt.
Das Dorf bestand aus drei Teilen, die regelmäßig miteinander
stritten. "Viel Wein bringet Streit, viel Streit bringet Wehdam",
so die Konsequenz daraus.
In manchen Jahren seien 1000 ungarische Ochsen durchs Dorf gezogen. Nicht
zuletzt deshalb habe der Verkehrsweg den Namen "Ochsenstraße"
erhalten. Allerdings hätten die Schierlinger vor 370 Jahren schon
großen Wert auf das Handwerk und auf die Schule gelegt. "Und
viele Häuser waren aus Mauerwerk, nicht aus Holz". Und als der
Krieg ganz arg zu wüten begann, gab es im weiten Umkreis nur noch
die Schule in Kelheim und Schierling. Dass das Dorf und seine Bewohner
allerdings in Folge des großen Krieges den Spottnamen "Gennßhenkher"
bekamen, das hätten die Schierlinger schon als eine gewisse "Schandt'"
(Schande) empfunden.
Text und Fotos: Wallner