Die ganze Bibel laut in der Kirche gelesen

In Schierling haben 116 Frauen und Männer in 110 Stunden die ganze Bibel (Altes und Neues Testament) während einer Woche laut in der Kirche gelesen - wahrscheinlich als bisher einzige Pfarrei in der Diözese Regensburg

Die Aktion war im Anschluss an einen Sonntagsgottesdienst begonnen worden
und Pfarrer Bock sendete Schwester Rosina Ernst sowie Fritz Wallner stellvertretend
für alle Leserinnen und Leser aus

Schierling, 30. 12. 2001. Als "eines seiner größten Erlebnisse während seines Priesterlebens" hatte Pfarrer Hans Bock die 110 Stunden dauernde Bibel-Lese-Aktion unmittelbar nach deren Abschluss bezeichnet. 116 Frauen und Männer haben mitgemacht und bekamen bei einem Abschlussabend eine Erinnerungsplakette mit persönlicher Widmung des Pfarrers.

Die Bibel-Lese-Aktion "100 Stunden Heilige Schrift" hatte Anfang Dezember große Beachtung weit über Schierling hinaus gefunden, denn wahrscheinlich wagte sie sich als erste Pfarrei in der Diözese an diese Aufgabe. Sogar der Bayerische Rundfunk hatte bayernweit darauf hingewiesen. An sieben Tagen wurde das gesamte Alte und Neue Testament - in der aufgelegten Bibel insgesamt 1750 Seiten - laut in der Kirche vorgelesen. Stündlich haben sich zwei Leser abgewechselt. Am Schluss mussten zehn Stunden mehr aufgewendet werden als der Plan aufgrund der Erfahrungen in einer Innsbrucker Pfarrei war. Bei den Vorberatungen im Pfarrgemeinderat war deutlich geworden, dass es dabei nicht um einen Rekordversuch oder um einen Lesewettbewerb ging, sondern allein darum Zeugnis zu geben für den Glauben. Pfarrer Bock erklärte jetzt im Pfarrheim, dass er von der Idee, die Bibel einmal laut ganz zu lesen, von Anfang an begeistert war. Er dankte vor allem PGR-Vorsitzenden Fritz Wallner für dessen Initiative und für die Beharrlichkeit auch zu einer Zeit, als Bedenken vorgetragen wurden. "116 aktive Leute sind enorm viel!", freute sich der Pfarrer und er war genau so froh, dass immer auch Zuhörer in den Bänken waren. "Ich habe es als super empfunden, dass auf einmal in Familien und in Wirtshäusern über die Bibel gesprochen wurde", so der Pfarrer und einige Familien hätten ihm in der Zwischenzeit gesagt "seitdem lesen wir die Bibel". Auch der Gedanke faszinierte ihn, dass während der Aktion er immer das Bewusstsein haben konnte - ganz egal wo er sich gerade aufhielt - in unserer Kirche wird jetzt die Heilige Schrift verkündet. Dabei seien besonders im Alten Testament viele Stellen sehr schwierig zu lesen gewesen. Aber gerade beim Lesen des Alten Testaments sei spürbar geworden wie sich das Volk geradezu danach sehnte dass es endlich anders wird und sie auf den Erlöser hoffte, der mit seiner frohen Botschaft das Leben und Denken völlig verändert hat. Pfarrer Bock dankte dafür, dass auch evangelische Christen und darunter auch der evangelische Pfarrer mitgemacht haben.

Eintragen der Unterschrift in die gelesene Bibel

In Schierling verewigten sich zum Abschluss der Bibel-Lese-Aktion
alle Teilnehmer in der Bibel, aus der gelesen worden war

Fritz Wallner dankte vor allem den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates, die sich aktiv um Leser bemüht haben. Er war froh, dass nach einer anfänglichen Skepsis die Eintragungslisten für die letzten vier Tage in kürzester Zeit ganz voll waren. "Auch in der Bevölkerung wurde unser Projekt zuerst mit Neugierde beobachtet und insbesondere besorgt die Frage gestellt, ob wir wirklich so etwas großartiges schaffen können", so Wallner. Er war froh über das sehr gute Gelingen und wertete das als ein wichtiges Zeichen des beachtlichen Zusammenhalts in der Pfarrgemeinde. Besonders wies Wallner auch auf die tägliche musikalische Mitgestaltung durch Dozent Kunibert Schäfer auf der Orgel hin. Wolfgang Treppesch erzählte von der Begegnung im Zug mit einem Adventisten, der mit Hochachtung von der Aktion sprach. Er hatte uns nicht zugetraut als Landpfarrei wie Schierling so etwas zu schaffen und war dann aber selbst auch als Zuhörer in der Kirche.

Für alle Leserinnen und Leser hatte Pfarrer Hans Bock eigens eine kleine Erinnerungsplakette aus Keramik herstellen lassen, die er für alle mit einer individuellen persönlichen Widmung versah. Alle trugen sich mit ihrem Namen auch eine Widmung in die Bibel ein, aus der während der Aktionswoche gelesen wurde.

Fritz Wallner, Schlierling
Foto: Wallner