Abschied nach 700 Jahren Dekanat Schierling
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SCHIERLING, 10. 1. 2001. Mit einem festlichen Gottesdienst und einer letzten Versammlung des
Dekanatsrates wurde das Ende des Dekanates Schierling in dem seit 1921 bestehenden Umfang besiegelt. Pfarrer
Hans Bock dankte allen für ihren tatkräftigen Einsatz und der ehemalige Dekanatsratsvorsitzende Fritz Wallner
bat darum, sich auch in den neuen Strukturen zu engagieren. "Gehen wir optimistisch und positiv gestimmt
in die Zukunft. Wir können mithelfen, dass sie gut wird!", so Wallner.
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Zum letzten Mal feierten v.l. die Pfarrer Wolfgang Schwarzfischer, Stefan Anzinger,
Diakon Norbert Steger sowie die Pfarrer Hans Bock, Ferdinand Weinberger
und Thomas Günther gemeinsam den Dekanatsgottesdienst
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Beim Gottesdienst konzelebrierten fast alle Pfarrer des ehemaligen Dekanates. Gemeindeassistentin Evi
Kronbeck hatte zusammen mit Dozent Kunibert Schäfer vorweg eine Lichtdanksagung und dazwischen einen
Weihrauchritus vorbereitet. Der letzte Dekan, Pfarrer Hans Bock, betonte, dass mit dem letzten Konzil das
allgemeine Priestertum wieder zur Geltung gebracht wurde. Er wies darauf hin, dass alle zusammenhelfen müssen
um den Sendungsauftrag Christi zu erfüllen.
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Einladungskarte zum Abschiedsfest
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Bitte zur Zusammenarbeit
Der Pfarrer hob die gute Arbeit der Pfarrgemeinderäte hervor und versicherte: "Es tut gut zu wissen
und zu spüren, dass es in den Pfarreien Menschen gibt die zu uns stehen, die uns helfen und die uns
mögen!". Er bat die Laien, weiterhin den Priestern zu helfen und er bat die Priester, dankbar zu sein
für jede Mithilfe. "Nichts ist für eine Gemeinde schädlicher, als wenn der Pfarrer und seine
Mitarbeiter gegeneinander arbeiten", so Pfarrer Bock. Er bat darum, dass alle ihre Fähigkeiten so gut
sie nur können einsetzen sollen. Dazu äußerte er die Bitte, dass sich die Menschen ernst nehmen,
verschiedene Meinungen respektieren und füreinander Vertrauen haben. "Abschied bedeutet immer wieder
auch Aufbruch", sagte Fritz Wallner bei der Festansprache. Aufbruch in eine neue Ära, in eine neue
Struktur mit neuen Herausforderungen, Aufgaben, Personen und Motivationen. Der Grund liegt nach Wallner vor
allem in der wachsenden Dynamik der Kirche. Er erklärte, dass über Jahrhunderte hinweg die politischen
Fragen in der Kirche an Bedeutung gewonnen haben und die unmittelbare Seelsorge in höchsten Kirchenkreisen
eher in Vergessenheit zu geraten schien. "Fragen der Gestaltung des täglichen Lebens wurden
klammheimlich zu Glaubensfragen erhoben", so Wallner. Doch seit dem Konzil sei eine Rückbesinnung auf
die eigentliche Seelsorge zu beobachten und jüngst habe sogar der Heilige Vater seine engsten Mitarbeiter
gemahnt, die Machtfragen nicht zu weit zu treiben. Wallner bedauerte, dass es bei wirtschaftlichen Fragen
immer noch vergleichsweise wenig Solidarität zwischen den Christen und Kirchengemeinden gibt.
Priestern nötigen Freiraum gewähren
Die Dekanatsreform kann nach Wallner nur in Zusammenhang mit der "pastoralen Planung 2000 in der
Diözese Regensburg" gesehen werden. Diese biete zwar keine Patentrezepte, "aber die Chance einer
neuen Zusammenarbeit, einer Neuausrichtung der Seelsorge und einer stärkeren Einbindung der
Gläubigen", so Wallner. Als ein erklärtes Ziel stellte er vor, den immer weniger werdenden Priestern
den nötigen Freiraum zu gewähren, um die Seelsorge als ihre wichtigste Aufgabe ausfüllen zu können. Das
heißt nach Wallner unabdingbar, dass die Laien ihr Engagement verstärken, "Zeit investieren, Wissen
einbringen und Charismen zur Geltung bringen" müssen. Er bat gerade die jetzt verantwortlichen Laien
andere zum Mitmachen einzuladen, sie zu bewegen und zu motivieren "und ihnen die schönen Seiten des
Christseins nahe bringen".
Wallner erinnerte an die Dekane der letzten Jahrzehnte, Dietz aus Paring, Bauer aus Sandsbach, Konrad
Schmalhofer und Nesner aus Langquaid und zuletzt Hans Bock aus Schierling.
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Mit einem festlichen Mahl wurde der Abschied gefeiert
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Seit 1968 gibt es den Dekanatsrat
Seit 1968 gab es nach Wallner mit dem Dekanatsrat "das erste und offizielle Forum der Zusammenarbeit
von Priestern und Laien". Ihm standen Hans Strasser Und Heiz Josef Lamby aus Schierling, Heinrich Weil
und Werner Marchsreiter aus Langquaid und seit 1990 er selbst vor. Wallner hob als besondere Aktivitäten die
Einkehrtage, die Mitwirkung beim Diözesanforum und bei der pastoralen Planung, die regelmäßigen Treffen bei
Kapiteljahrtagen sowie das Taufseminar und die Diskussion um die priesterlosen Wortgottesdienste hervor. Er
verwies auf die erfolgreiche Arbeit von Dekanatskirchenmusiker Kunibert Schäfer und auf die Solidarität
innerhalb des Dekanates bei der jahrelangen Hilfsaktion für die Flüchtlinge aus Kroatien und Bosnien. Den
Abschluss bildete ein festliches Mahl.
Jahrhundertelange Geschichte
Das Dekanat Schierling gehört zu den ältesten Dekanaten der Diözese Regensburg. Das bischöfliche
Zentralarchiv verzeichnet es bereits im Jahre 1300. Damals gehörten die Pfarreien Schierling, Laichling,
Langenerling, Mintraching, Thalmassing, Wolkerin, Moosham, Bad Abbach, Lengfeld/Teugn, Pinkofen, Pfakofen,
Schloß Haus, Alteglofsheim und Paring dazu. Im Jahre 1915 erfolgte eine große Reform, mit der das Dekanat
verkleinert wurde und das Dekanat Alteglofsheim entstand. Im Jahre 1921 erfolgte noch eine Korrektur. Mit
Bischof Conrad III. von Laichling stand ein Oberhirte aus der unmittelbaren Nachbarortschaft von Schierling
von 1186 bis 1204 an der Spitze der Diözese.
Die Pfarreien Schierling, Pinkofen und Unterlaichling kommen jetzt zum neuen großen, 25 Pfarreien
umfassenden Dekanat im südlichen Landkreis Regensburg. "Wir bitten und hoffen, dass mit der Erhaltung
des Dekanatsnamens Schierling auch in Zukunft der Geschichte und der jahrhundertelangen Tradition die
Referenz erwiesen wird", so Fritz Wallner beim Abschiedsfest des Dekanatsrates.
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