Graphitbilder und Klangmaschinen

Kunstprofessor Fridhelm Klein (München/Kreta) stellt noch bis 19. Oktober im ARTONICON aus

UNTERLAICHLING/SCHIERLING, 08.10.2019. Das Kulturzentrum ARTONICON im alten Pfarrhof Unterlaichling hat wieder einen besonderen Coup gelandet und den 80-jährigen Münchner Kunstprofessor Fridhelm Klein für eine Ausstellung gewinnen können. Er ist einer der ganz Großen der Szene. In den sechziger Jahren war er in Regensburg tätig. Im ARTONICON stellt er derzeit unter dem Titel „Echos der Regensburger Zeit“ Graphite, Aquarelle, Selfies, Klangmaschinen und Installationen aus. Bei der Vernissage-Soirée stellte Dr. Andreas Geyer vom Bildungskanal ARD-Alpha den Künstler vor und die Pianistin Anastasia Zorina begeisterte die 60 Zuhörer mit Mozart-Interpretationen, die zu den schwierigsten gehören, die der Komponist geschaffen hat.

Fridhelm Klein mit Dr. Andreas Geyer
Der Münchner Künstler und emeritierte Kunstprofessors Fridhelm Klein (sitzend) stellt noch bis 19. Oktober im ARTONICON Unterlaichling Graphite, Aquarelle, Selfies, Klangmaschinen und Installationen unter dem Thema „Echos der Regensburger Zeit aus“ und er wurde bei der Einführung von Dr. Andreas Geyer (stehend) vom Bildungskanal ARD-Alpha begleitet

Es handle sich um das ehrgeizigste Projekt, das bisher im ARTONICON gestartet worden sei, sagte Initiator und Organisator Hannes Langrieger. Denn mit dem emeritierten Kunstprofessor Fridhelm Klein sei ein Engagement gelungen, das höchstes Niveau verheiße. Fast ein Jahr hätten die Vorbereitungen gedauert, wobei es sich um einen sehr spannenden Prozess gehandelt habe, aus der „überwältigenden Menge“ der Arbeiten Kleins eine Auswahl zu treffen.

Prof. Klein präsentiert das Foto einer seiner Klangmaschinen
Eine der erfundenen Klangmaschinen

Lässt Natur selbst handeln

Fridhelm Klein gerecht zu werden, erscheint wegen der Vielfalt seines Schaffens wie ein unmögliches Unterfangen. Der 1993 verstorbene Kunsthistoriker Otto von Simson hat über Fridhelm Klein geschrieben: „Wir sind gewohnt, im Kunstwerk ein Abbild zu sehen. Bei Fridhelm Klein geht es um etwas radikal Verschiedenes. Er stellt die Mächte der Natur, Licht und Schatten, Wind und Wellen, Regen und Sonne nicht dar, sondern lässt sie selbst handeln und bringt dieses Wirken für uns zum Erscheinen. Im Spiel der Elemente erscheint die Zeit, auflösend und zerstörend, zugleich aber Dimension unserer Natur wie unseres Lebens.“

Dr. Andreas Geyer fasste zusammen, dass der Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit der Umgang mit der Natur, sowie Kunst und Kommunikation sind. Er beherrscht und vermittelt unzählige verschiedene Techniken von besonderer Art der Malerei, eröffnet neue Möglichkeiten der Bildgestaltung und bespricht Komposition und Bildfindung. „Von der Ausstrahlung her ist Fridhelm Klein einer der wesentlichen Kräfte der Kunstakademie München!“, so Dr. Geyer. Und beim Gang durch die Akademie komme man sich vor, als wenn man mit dem Papst durch ein Kloster gehe. Alle Blicke würden sich auf ihn richten und es käme vor, dass Studentinnen kreischen. Die Ausstellung in Unterlaichling sei besonders interessant, weil es um die Wurzeln von Kleins Schaffen gehe.

Prof. Klein, Hannes Langrieger und Dr. Geyer halten ein großformatiges gelbes Aquarell hoch
Prof. Klein hatte auch großflächige Aquarelle mitgebracht, die er zusammen mit Hannes Langrieger und Dr. Geyer präsentierte
Die Pianistin Anastasia Zorina mit Blumenstrauß
Pianistin Anastasia Zorina

Ausharren und beobachten

Der Künstler selbst wollte seiner Regensburger Zeit biografisch nachgehen. Er war in Regensburg als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr gekommen und habe als Wachmann im Munitionslager ebenso seine Sinne geschärft wie bei Nachtmärschen. Beim Stolpern durch den Wald sei es wichtig gewesen, das Gehör zu schulen, den Ast knacken und einen kleinen Vogel schreien zu hören. Sehr bewusst sei ihm noch die Atomangst von damals, "die jetzt wieder im Vordergrund steht“. Zwei Ängste würden ihn heute beherrschen, nämlich die, dass sich die Atmosphäre und das Wasser verändern, und jene, dass noch immer Aggressionspotenziale da lägen.

Erste Graphitbilder seien an der Autobahn München-Nürnberg entstanden. Graphit, als kostbarer Rohstoff sei großflächig auf Papier gestreut und mit Terpentin gestisch aufgetragen worden, und zwar am Rand des rasenden Autostroms. Es folgten Graphitbilder, die im Sturm die stürmenden Regentropfen abbildeten, denen sich ein regelmäßig gezogener dicker Graphitpinselstrich entgegenstellt. Schon die Regensburger Zeit habe auf die späte bildnerische Arbeit mit Naturphänomenen hingewiesen. „Das Ausharren und Beobachten in Waldverstecken, im Regen und Nebel, das Marschieren im Wind und Wetter machte sich später in graphischen Regenspuren bildhaft sichtbar“, so Klein. Der Faktor Zufall habe immer eine Rolle gespielt bei der Malerei mit dem Regen als Spurensetzer vom Aufprall der ersten Tropfen bis zum Abwaschen der gesetzten Spur. Prof. Klein hat auch Klangmaschinen entwickelt und Musikinstrumente erfunden, „die aber nie gebaut wurden“. Der Künstler dankte der Familie Langrieger, weil sie mit dem ARTONICON einen Ort pflegen, in dem das Bewusstsein für eine andere Welt des Erlebens geschaffen wird.

Der Eingang zum ARTONICON
Das ARTONICON: Ganz große Kunst im ganz kleinen Dorf
Die Pianistin Anastasia Zorina am Klavier
Die Vernissage-Soirée gestaltete die Pianistin Anastasia Zorina beeindruckend mit Werken von Mozart

Mozart auf höchstem Niveau

Die Pianistin und Dozentin an der Kirchenmusikhochschule, Anastasia Zorina hatte den musikalischen Part übernommen und erwies sich als profunde Kennerin Mozarts sowie als eine höchst engagierte Interpretin des berühmten Komponisten. Die in jeder Hinsicht filigrane Künstlern begeisterte das Publikum mit dem Spiel ohne Noten, auch beim Allegro Assai der Sonate Nr. 12, die Langrieger als das Schwierigste bezeichnete, das Mozart komponiert hat.

Ausstellung geöffnet

„Einen Abend wie diesen haben wir noch nie gehabt!“, fasste Langrieger zusammen und war damit in völligem Einklang mit dem Publikum. Die Ausstellung ist noch bis zum 19. Oktober im ARTONICON samstags von 17 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 13 Uhr, sowie auf persönliche Vereinbarung unter Telefonnummer 09451/941323 geöffnet.

Die Finissage findet am Samstag, 19. Oktober um 19.30 Uhr mit Pianist Jonas Aumiller, München-New York, statt.

 
Text und Fotos: Fritz Wallner