Erich Gohl stellt in Regensburg aus
Werke des Schierlinger Künstlers noch bis 17. November in der Galerie im „Leeren Beutel“ zu sehen
SCHIERLING, 04.10.2019. Die Stadt Regensburg erweist dem Schierlinger Künstler Prof. Erich Gohl zu dessen 60. Geburtstag die Ehre einer großen Ausstellung in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel. Unter dem Titel „Wunderkammer Gohl“ sind auf drei Etagen noch bis zum 17. November Hunderte seiner Werke zu bestaunen, und zwar großflächige ebenso wie seine Skizzenbücher. Alles sei „unglaublich im Detail, oft verstörend, gnadenlos real und surreal“, wie Regensburgs Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, eine Freundin Gohls schon seit der Schulzeit, bei der Eröffnung darstellte.
Was in so einem Künstlerhirn vor sich geht, das kann sich selbst sein Bruder Dr. Peter Gohl nicht abschließend erklären. Er war von Erich Gohl gebeten worden, die Einführung zu übernehmen. Wahrnehmungen würden bei seinem Bruder umgesetzt in „irgendwelche“ Denkmuster, die am Schluss „extrem beeindruckend“ auf verschiedenen Materialen verarbeitet werden. Schon mit vier oder fünf Jahren hatte der heutige Professor die Gabe, den VW-Bus seines Onkels Oskar akribisch nachzuzeichnen. „Er ist auch heute noch in erster Linie ein Zeichner!“, verriet „Pit“, wie in alle seine Freunde nennen.
Wahrnehmungen und Denkmuster
Für Erich sei von Anfang an klar gewesen, „ich werde Maler und Künstler!“.
Liesl Gohl, die Mutter der beiden, war im Leeren Beutel dabei, hörte aufmerksam zu, lächelte diese oder jene Anekdote aus der bewegten Jugendzeit ihrer Buben gnädig weg, und war insgesamt sichtlich stolz. Erich sei am Regensburger Albrecht-Altdorfer-Gymnasium ein Revoluzzer gewesen, sagte Pit. Doch mindestens so wichtig war ihm der Hinweis: „Er war ein brillanter Schüler und ein gebildeter Mensch schon zum Ende der Gymnasialzeit!“. Heute stehe er als Bruder selbst oft ratlos und fragend vor den Bildern. Doch Fragen nach den dahintersteckenden Gedanken beantworte der Künstler in der Regel mit dem Satz: „Nichts anderes als darauf zu sehen ist!“. Er, Pit, habe sich angewöhnt, beim Betrachten eines Bildes von Erich andere Einflüsse auszublenden, das zu sehende in Netzhaut und Gehirnwindungen eindringen zu lassen, um schließlich zum „Kapito-Erlebnis“ oder zum Aha-Effekt zu kommen.
Ehrlich und nachdenklich
Die Bürgermeisterin von Regensburg bestätigte ihrem Freund Erich, dass dieser immer ehrlich und sehr nachdenklich gewesen sei. Unzählige – von Weißbier begleitete – Gespräche habe es gegeben, und plötzlich sei er Professor in Augsburg gewesen. Dazwischen als Lehrer Kunsterzieher in Wolnzach, wo er sich schnell den Ruf erarbeitet hatte, „so ganz anders“ zu sein als die anderen, und schöne abstrakte Sachen zu machen. Zusammenfassend stellte sie fest, dass Erich Gohl so viele Facetten als Künstler aufweise, dass diese kaum zu erfassen sind.
„Wunderkammer Gohl“
Der Künstler bestätigte seinen Bruder und die Bürgermeisterin und bekräftigte, dass er sich noch nie auf einen Stil habe festlegen lassen. „Ich habe immer gemacht was ich wollte!“, so sein Credo. Die Ausstellung zeige eine Mischung aus allen Zeiten, und zwar beginnend von den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Titel „Wunderkammer“ gehe auf die Spätrenaissance zurück und stehe für ein Sammlungskonzept, das Objekte in ihrer unterschiedlichen Herkunft und Bestimmung gemeinsam präsentierte. Die „Rückschausammlung“ sei allerdings etwas, von dem niemand weiß, was es zu bedeuten habe.
Der Schauspieler Martin Hofer vom Regensburger Turmtheater las aus „Alte Meister“ von Thomas Bernhard. Amüsant und nachdenklich zugleich wird in dem Roman Bernhards die Kunst der Kunstausübung lächerlich gemacht. Die sogenannten "Alten Meister" sind für ihn Dilettanten, die höchstens einmal einen Geistesblitz hatten und einen Teil eines Gemäldes richtig gemalt haben, nie jedoch ein vollkommenes Werk geschaffen haben.
Auch freier Eintritt
Dr. Reiner Meyer, der Leiter der Städtischen Galerie, betonte, dass alle drei Ausstellungsräume „vollgestopft“ mit Werken Gohls seien. Allein im 1. Obergeschoß handle es sich um mehr als 500 Werke, und zwar Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Radierungen und Druckgrafiken. Dr. Meyer wünschte viel Spaß und Erkenntnis beim Betrachten. Prof. Erich Gohl wurde am Schluss der Ausstellungseröffnung von vielen Seiten beglückwünscht und gefeiert.
Die Ausstellung ist bis 17. November immer von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt es freien Eintritt.
Text und Fotos: Fritz Wallner