Vorbeugender Hochwasserschutz

Schierling und Pfakofen mit „boden:ständig Preis 2019“ ausgezeichnet

SCHIERLING, 04.08.2019. Den Markt Schierling und die Gemeinde Pfakofen durchfließen die Große Laber, sowie verschiedene kleinere Gewässer, Bäche und Gräben. Die Bürgermeister Christian Kiendl und Reinhold Winter, sowie Bürgerinnen und Bürger haben nicht nur einmal erlebt, dass daraus bei den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen reißende Flüsse werden können. Seit Jahren ergreifen sie interkommunal wirksame Gegenmaßnahmen und wurden dafür jetzt von der Bayerischen Staatsregierung mit dem „boden:ständig Preis 2019“ ausgezeichnet.

Reinhold Winter, Landwirtschaftsministerin Manuela Kaniber und Bgm. Christian Kiendl
Wegen ihrer interkommunalen Aktivitäten für den vorbeugenden Hochwasserschutz im ständigen Dialog mit Eigentümern, Bewirtschaftern, Verwaltungen und Verbänden ehrte die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (Bildmitte) die Bürgermeister Christian Kiendl (rechts) vom Markt Schierling und Reinhold Winter von der Gemeinde Pfakofen mit dem „boden:ständig-Preis 2019“. (Foto: Seyfarth/StMELF)

Beim Festakt in München betonte die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in der Laudatio: „Die Bürgermeister der Gemeinde Pfakofen und des Marktes Schierling sind die Motoren des Projekts, die im ständigen Dialog mit Eigentümern, Bewirtschaftern, Verwaltungen und Verbänden vielfältige Maßnahmen entwickelt haben, um die Probleme bei Starkregen in Griff zu bekommen. Nach dem Motto „Sinnvoll vorbeugen statt teuer aufräumen“ sehen sie auch ihre Kommunen selbst in der Pflicht und stellen finanzielle Mittel zur Verfügung.“

Konsequente Wasserwirtschaft nötig

Bürgermeister Christian Kiendl stellte im Grußwort heraus, dass es den beiden Gemeinden sehr bewusst sei, wie wichtig und notwendig eine ebenso qualitätsvolle wie konsequente Wasserwirtschaft ist, und welche Verantwortung sie dabei haben. „Wir kommen bei der Planung sehr vieler unser öffentlichen Vorhaben mit einem Gewässer in Berührung. Und wenn nicht direkt, dann jedenfalls spätestens bei der Überlegung, wohin das Niederschlagswasser abgeleitet werden kann und soll“, so Christian Kiendl. Es sei ein Gebot der Stunde, bei jeder Maßnahme vorbeugend deren Auswirkungen zu bedenken und entsprechend danach zu handeln. Gleichzeitig werde versucht zu gestalten – auch im Sinne von Reparatur – wo es nur möglich sei. „Wir bieten den Gewässern mehr Raum, wir verlangsamen sie, und wir gestalten sie zu einem Lebensraum für die Bürger, die Insekten und die Fische um, wie das Beispiel des Allersdorfer Baches im Süden Schierlings eindrucksvoll zeigt“, fuhr er fort.

Unterstützung durch Freistaat Bayern

Sein Kollege Reinhold Winter und er seien sehr dankbar für die dabei erfahrene fachliche und finanzielle Unterstützung des Freistaats Bayern durch das Programm „boden:ständig“, ebenso wie durch den Landschaftspflegeverband Regensburg. „Denn wir sind als Gemeinden sind boden-ständig, wir schätzen und schützen die Natur“, so Kiendls Schlussbemerkung. Sein Pfakofener Kollege Reinhold Winter bekräftigte: „Eine Überschwemmung ist immer für alle Betroffenen eine große Belastung, da waren wir natürlich sehr froh, als das Projekt boden:ständig auch für uns greifbar wurde!“

Boden:ständig ist eine Initiative des Landwirtschaftsministeriums mit den Ämtern für Ländliche Entwicklung in Bayern.

Viele helfen zusammen

Das Prinzip ist einfach und hat eine enorme Wirkung: Externe Fachleute, regionale Berater und die Menschen vor Ort erarbeiten gemeinsam Projekte, um Erosionen zu vermeiden, die Bodenqualität zu verbessern und ungewollte Einträge in das Trinkwasser zu verhindern. Das Ziel für die vielen Engagierten heißt dabei, gemeinsam das Beste für die jeweilige Region zu erreichen.

Betreut wird das Schierling-Pfakofen-Projekt seit 2015 vom Landschaftspflegeverband (LPV) Regensburg. Es war das erste im Landkreis Regensburg und eines der bayernweiten Pilotprojekte. Beide Bürgermeister hätten auf Anhieb das Potential der Initiative erkannt und mit voller Überzeugung und Tatkraft zum Gelingen beigetragen, hieß es.

Allersdorfer Bach mit jungem Mann auf Mountain Bike
Über das Programm „boden:ständig“ wurde in Schierling der Retentionsraum am Allersdorfer Bach südlich des Ortes Schierling entscheidend verbessert und gleichzeitig ein neuer Erlebnisraum geschaffen (Foto: F. Wallner)

Beispielsmaßnahme am „Allersdorfer Bach“

Beim Markt Schierling ging es für Bürgermeister Christian Kiendl ebenfalls um den Ankauf von Grundstücken, um den Bächen mehr Fläche zu geben, und insbesondere den Rückhalteraum entscheidend zu vergrößern. Neuralgische Punkte sind der Paringer Graben, Starzengraben und der Allersdorfer Bach. Eine Regenrückhaltung am Starzengraben ist bereits fertiggestellt. Die größte Maßnahme wurde am Allersdorfer Bach unmittelbar am Ort realisiert. Auf rund 1,6 Hektar entstand eine „Natur-Erlebnisfläche“, deren Kern und größter ökologischer Wert die Rückführung zum natürlichen Bachverlauf darstellt, womit ganz neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstanden sind. Die bisherige gerade Linie wurde aufgelöst. Durch das Mäandern – das schlangenförmige Verwinden - verlängerte sich der Bachlauf von etwa 350 auf rund 420 Meter, die Fließgeschwindigkeit verringerte sich und das Gefälle sank von bisher 0,57 Prozent auf 0,51 Prozent. Die Maßnahme lief als Ausgleichsmaßnahme für das Wohngebiet „Am Regensburger Weg“, weshalb die Kosten von rund 120 000 Euro das Kommunalunternehmen Markt Schierling trug.

Weitere Maßnahmen in Vorbereitung

Die Auszeichnung bedeutet für beide Bürgermeister einen wichtigen Anreiz für die Zukunft. In Birnbach hat Christian Kiendl mit Grundstückseigentümern bereits eine Vereinbarung als Grundlage dafür getroffen worden, dass weiterer Regenrückhalteraum für den Allersdorfer Bach geschaffen werden kann. Wenn das realisiert ist, komme das „fast einer Trockenlegung von Birnbach“ gleich, versicherte er jüngst. In Allersdorf sei es für ihn wichtig, Regenrückhalteflächen direkt am Gewässer zu bekommen.

 
Text: Fritz Wallner