Weitblick und Mut bewiesen

Bayerns Bauminister Dr. Hans Reichhart lobte den Markt Schierling beim Tag der Städtebauförderung

SCHIERLING, 22.06.2019. Im Markt Schierling könne man sehen, was Städtebauförderung und Bürgerbeteiligung bewirken können, sagte der bayerische Bauminister Dr. Hans Reichhart beim Festakt zu „20 Jahre Gemeindeentwicklung im Bürgerdialog“, der im Rahmen des bundesweiten Tages der Städtebauförderung stattfand. Die Verantwortlichen hätten Mut und Weitblick bewiesen, bestätigte er vor Bürgern, die in Lenkungsgruppen engagiert sind, sowie ehemaligen und aktiven Kommunalpolitikern. Der Minister trug sich in das Goldene Buch des Marktes Schierling ein.

Gruppenbild
In Schierling wurde im 400 Jahre alten Schulhaus „20 Jahre Gemeindeentwicklung im Bürgerdialog“ zusammen mit dem Bayerischen Staatsminister für Bauen, Verkehr und Wohnen, Dr. Hans Reichhart (zweiter von rechts) gefeiert.
Auf dem Foto weiter von links Bürgermeister Christian Kiendl, seine Stellvertreterin Maria Feigl, Bürgermeister a.D. Otto Gascher, der ehemalige evangelische Pfarrer Wolfgang Lahoda, MdL Sylvia Stierstorfer, Kreisrätin Rita Blümel mit der Evaluierung, Wolfgang Grubwinkler und MdB Peter Aumer
Dr. Reichhart am Rednerpult
Staatsminister Dr. Reichhart
 

Es sei vor 20 Jahren nicht der Normalfall gewesen, zusammen mit den Bürgern die Zukunft der Gemeinde anzupacken, so der Minister. Es handelte sich damals nicht um einen Weg des geringsten Widerstandes, sondern es ging um gelebte Demokratie. Auf die Ergebnisse könnten Bürger und Kommunalpolitiker gleichermaßen stolz sein. Denn Schierling habe es geschafft, den Ortskern erlebbar zu machen und Gemeinschaftsleben im Zentrum zu ermöglichen. Damit sei ein „essentieller Beitrag“ für die Zukunft gelungen. Die Städtebauförderung habe mit ihrer Unterstützung am gesamtgesellschaftlichen Mehrwert ihren Anteil.

Gespannte Zuschauer bei einer Präsentation einer Holmer-Maschine
Bei der Eintragung in das Goldene Buch schauten Staatsminister Dr. Reichhart (von links) zweite Bürgermeisterin Maria Feigl, Marktrat Alfons Keck (CSU), dritter Bürgermeister Anton Blabl, Marktrat Hans Weinzierl (FW) und Bürgermeister Christian Kiendl über die Schulter

Ortskern erlebbar gemacht

Bgm. Christian Kiendl am Rednerpult
Bürgermeister Christian Kiendl

Bürgermeister Christian Kiendl stellte fest, dass mit der Bürgerbeteiligung und dem politischen Handeln der Versuch gestartet wurde, das Beste aus allen kulturellen, sozialen und politischen Interessen und Bedürfnissen der Schierlinger Bürger-Gesellschaft herauszufiltern. Heute werde deutlich, welche Pionierleistung der damalige Bürgermeister Otto Gascher, der Marktrat und die Bürgerschaft geleistet hätten und welchen Weitblick sie hatten. „Und wir haben vor zehn Jahren mit einem weiteren Gemeinde-Entwicklungsprozess im Rahmen des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms ‚Aktive Stadt- und Ortsteilzentren‘ für die Weiterentwicklung gesorgt. Und zwar mit einem besonderen Schwerpunkt bei der Ortskernentwicklung!“, fuhr Kiendl fort.

Bgm. W. Grubwinkler am Rednerpult
Bürgermeister Wolfgang Grubwinkler aus Eggenfelden

Verödung des Zentrums vorgebeugt

Fast jeden Tag könne man in der Zeitung lesen, dass vor der Verödung von Zentren gewarnt und eine Wieder-Belebung der Innenstädte gefordert wird. Schierling habe den Wandel bei den Zielen der Städtebauförderung sehr früh verinnerlicht, dass nicht die bauliche Gestalt alleine, sondern ihre vielfältige Nutzung einen Ortskern lebens- und liebenswert machen. Da sei Schierling ganz weit vorn, und das sei nicht in erster Linie ein Grund für Stolz, sondern für das Gefühl von Zufriedenheit und Dankbarkeit. Mit der Wahl der beiden Veranstaltungsorte – der ganz neuen Marktbücherei und dem sehr alten, vielleicht ältesten Schulhaus Deutschlands – sei der Hinweis verbunden, dass man zur Geschichte stehe, auf der darin begründeten Tradition aufbaue, und doch ebenso zielstrebig in die Zukunft gehe.

Zuhörer im Festsaal
Viele Gäste waren Teil des Festaktes
Fritz Wallner am Rednerpult
Geschäftsleiter a.D. Fritz Wallner

Respekt vor einmaliger Entscheidung

Der ehemalige Rathaus-Geschäftsleiter Fritz Wallner führte zurück zu den Anfängen und zollte den damaligen Gemeinderatsmitgliedern großen Respekt. „Die haben für die professionelle externe Moderation der Bürgerbeteiligung 100000 Mark bewilligt, obwohl niemand wusste, ob der Prozess einen wirklichen Nutzen bringen würde“, so Wallner. Die Gemeindeentwicklung sei eine Daueraufgabe, und zwar im Sinne der Erkenntnis des griechischen Philosophen Sokrates: „Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zur werden“.

Zukunft im Kopf vorwegnehmen

Der jetzige Bürgermeister von Eggenfelden, Wolfgang Grubwinkler, hatte die beiden Bürgerbeteiligungsprozesse geleitet. Die heutigen Ergebnisse würden bestätigen, dass damals mit Herzblut an der Zukunft gearbeitet wurde. Er war sicher, dass in Schierling die Leitidee „Vorsprung zieht an“ erlebbar gemacht werde. Die Verantwortlichen hätten Mut gehabt, einen ergebnisoffenen Prozess mit den Bürgern anzustoßen, sie waren offen für Kritik, hörten zu und setzten sich argumentativ mit den unterschiedlichen Ansichten auseinander. „Gemeinsam wurden Visionen und Zukunftsperspektiven entwickelt“, so Grubwinkler. Das mache den Erfolg eines Entwicklungsprozesses aus: „Man muss die Zukunft im Kopf vorwegnehmen.“

Die Lipkas beim Musizieren
Jörg Lipka und sein Sohn gestalteten den Festakt musikalisch mit

In Berlin einen Namen gemacht

Der Bundestagsabgeordnete Peter Aumer hatte bei einem Städtebauförderungs-Kongress in Berlin den Eindruck bestätigt bekommen, dass Schierling bundesweit für vorzeigewürdig befunden wurde. Man habe früh und fein die Zeichen der Zeit erkannt, und deshalb sei die Leitidee „Vorsprung zieht an“ aktueller denn je. Er lobte Schierling ebenfalls als Vorzeigegemeinde. Die Kommune werde auch heute ihres Vorbildcharakters gerecht. So habe sie schon seit einiger Zeit Themen besetzt, die jetzt aktuell sind, wie der Klimawandel oder Jugend in der Demokratie.

 
Text und Fotos: Judith Heinrich und Fritz Wallner