Kooperation Gemeinde und Wirtschaft

Holmer Maschinenbau und Markt Schierling Teil einer bundesweiten Studie

Gruppenbild
Der Markt Schierling und das Maschinbauunternehmen Holmer sind Teil einer bundesweiten Studie und beim abschließenden Workshop nahmen teil: Bürgermeister Christian Kiendl, Christoph Skrabal vom Gewerbeverein, Rathaus-Geschäftsleiter Manuel Kammermeier, die Wissenschaftler Franziska Görmar und Martin Graffenberger, sowie Sabina Buchner von Holmer

SCHIERLING, 07.02.2019. Wie bringen sich erfolgreiche Unternehmen in die Kommunen ein, in denen sie zuhause sind? Dieser Frage ging das Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig im Auftrag des Bundesbauministeriums in den letzten Monaten nach. Weil sich die Wissenschaftler überwiegend mittelständische, auf dem Weltmarkt agierende und sehr erfolgreiche Unternehmen anschauten, fiel die Wahl auch auf den Schierling-Eggmühler Maschinenbaubetrieb Holmer, der wegen seiner führenden Stellung bei selbstfahrenden Zuckerrübenvollerntern als ein „Hidden Champion“ gilt – als heimlicher Gewinner. Bei den Workshops stellte sich heraus, dass Holmer nicht nur wirtschaftlich sehr erfolgreich ist, sondern sich auch sehr beachtlich freiwillig gesellschaftlich engagiert.

Die beiden Wissenschaftler Martin Graffenberger und Franziska Görmar hatten in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung die Städte Finsterwalde, Bad Berleburg und den Markt Schierling ausgewählt. Sie sprachen jeweils mit dem Bürgermeister, Vertretern der Gemeindeverwaltung, des Gewerbevereins, der Presse und des kooperierenden Unternehmens. Beim Vergleich der Profile stellte sich heraus, dass der Markt Schierling derzeit – im Gegensatz zu den anderen beiden Kommunen – mehr junge Erwerbstätige als alte hat, sowie bei der Arbeitslosigkeit mit 2,1 Prozent deutlich unter Bad Berleburg (4 Prozent) und Finsterwalde (14,4 Prozent) rangiert, während man beim Gewerbesteueraufkommen nur an zweiter Stelle liegt.

Gespannte Zuschauer bei einer Präsentation einer Holmer-Maschine
Maschinenbau Holmer ist einer von 1700 „Hidden Champions“ in Deutschland, die sehr weltweit führend sehr erfolgreich, innovativen und regional wirkungsvoll gleichermaßen agieren

Besonderheiten Schierlings

Als Besonderheiten Schierlings wurden die sehr gute Verkehrsanbindung sowie die Prägung durch kleinere und mittlere Betriebe in unterschiedlichen Branchen ebenso genannt wie die beiden Gemeindeentwicklungsprozesse, die Verleihung des bayerischen Qualitätspreises als „wirtschaftsfreundliche Gemeinde“ und der Bau des Geschäfts- und Bürgerhauses mit einem örtlichen Investor.

Aufgrund ihrer Erhebungen präsentierten die Wissenschaftlicher beim abschließenden Workshop im Rathaus folgende Schlaglichter zur „Fallstudie Schierling“: Sie stellten eine praktizierte Aufgabentrennung zwischen örtlichen Akteuren fest, nannten den „kurzen Draht“ zur Gemeindeführung als Alternative zu institutionalisierten Austauschformaten, erkannten umfassende lokale/regionale Sponsoring-Aktivitäten und ein Engagement insbesondere in den Bereichen Bildung und Soziales. Außerdem hoben sie die Zusammenarbeit der Kommune mit einem lokalen Investor bei strategisch wichtigen Gemeindeentwicklungsprojekten – Geschäfts- und Bürgerhaus sowie Hotel – hervor.

Holmer engagiert sich

Auch von Interviewpartnern sei festgestellt worden, dass die Zusammenarbeit zwischen großen Unternehmen und der Verwaltung sehr stark auf die wirtschaftlichen Aspekte ausgerichtet ist. Bei Maschinenbau Holmer sei aufgefallen, dass sich der Betrieb bei der Gemeindeentwicklung jenseits seiner originären Unternehmensaktivitäten stark im „Corporate Giving“ und „Corporate Volenteering“ in den Bereichen Bildung (Unterstützung von Kindergärten und Schulen bei „Technik für Kinder“), sowie auf sozialem Gebiet bei der Feuerwehr, dem Sportverein und weiteren Aktivitäten, wie etwa dem Benefizlauf sehr stark einbringt. Bürgermeister Christian Kiendl brachte außerdem ein, dass Holmer bei der Erarbeitung des Klimaschutz-/Energiesparkonzeptes des Marktes Schierling engagiert mitgearbeitet hat. Graffenberg fasste die Kooperation zwischen dem Markt Schierling und seinen Betrieben so zusammen: „Es gibt eine klare Aufgabentrennung und der Hauptbeitrag zur Gemeindeentwicklung der Unternehmen wird in deren unternehmerischer Tätigkeit gesehen, während die Kommune die wichtigen Voraussetzungen dafür zum Beispiel durch die Ausweisung von Gewerbegebieten schafft.“ Die beiden Seiten würden sich als starke Partner akzeptieren und diese Kooperation als Glück ansehend.

Foto von Schülern bei einem von Holmer organisierter Technik-Workshop
Holmer engagiert sich bei der Bildung freiwillig vor allem bei „Technik in der Schule“

„Hidden Champions“

In ganz Deutschland sind derzeit im „Lexikon der deutschen Weltmarktführer“ etwa 1700 „Hidden Champions“ – wie Holmer – erfasst. Nur etwa ein Fünftel davon hat den Sitz abseits der Verdichtungsräume. Sie zeichnen sich durch globale Präsenz und eine enge Verbindung zu ihrem Stammsitz gleichermaßen aus. Gerade wegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Wirkungsort und der Verflechtung mit ihrer Heimat seien sie wichtige Stützen bei der kommunalen Entwicklung. Sabina Buchner von der Abteilung Marketing und Kommunikation bei Holmer Maschinenbau bestätigte, dass die Lage der Firma abseits der großen Zentren Vorteile bringt, denn hier werde das Unternehmen gesehen, sowie als Arbeitgeber wahrgenommen und geschätzt. „Es geht uns hier besser als in München!“, fasste Buchner zusammen. Auch Christoph Skrabal, der Vorsitzende des Gewerbevereins bestätigte, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Markt Schierling und den Unternehmen hervorragend sei.

Fokus auf integrierter Entwicklung

Für die Zukunft sehen die beiden Wissenschaftler die Herausforderungen vor allem in der „integrierten Entwicklung“ der Kleinstädte wie Schierling. Diese umfasse alle Bereiche, und zwar sowohl die unternehmerischen und geschäftlichen als auch die Aspekte und Aktivitäten der Bildung, Kultur, des Sports und des Sozialen. Dabei können neben den Kommunen auch die erfolgreichen, innovativen und regional wirkungsvollen Unternehmen – wie das Beispiel von Holmer zeigt – aufgrund eines freiwilligen gesellschaftlichen Engagements einen sehr wichtigen Beitrag leisten.

 
Text und Fotos: Fritz Wallner