Klimaschutz effektiv mitgestalten

Klimaschutzmanager Franz Hien legt dem Klimarat Zwischenbilanz vor

SCHIERLING, 18.11.2018. Der Markt Schierling macht vor, wie die Energiewende vor Ort beispielhaft vorangetrieben werden kann. Denn neben der erheblichen Energieeinsparung in öffentlichen Gebäuden wird auch immer mehr Strom vor Ort über annähernd 750 Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerke, Biomasse und die Wasserkraft erzeugt. Das führte dazu, dass trotz des – insbesondere aufgrund gewerblicher Aktivitäten und weiterer Betriebsansiedelungen – enorm gestiegenen Stromverbrauchs weiterhin 51 Prozent davon auf dem eigenen Gemeindegebiet erzeugt wird. Der Bundesdurchschnitt lag dagegen nur bei 38,2 Prozent. Diese beeindruckende Bilanz legte Klimaschutzmanager Franz Hien dem Klimarat vor.

Klimaschutzmanage Franz Hien mit Klärmeister Thomas Treintl
Für die energetische Optimierung der Kläranlage Schierling haben Klimaschutzmanager Franz Hien und Klärmeister Thomas Treintl mittelfristig einiges vor

Bürgermeister Christian Kiendl betonte zu Beginn der Sitzung, dass eine Ressourcen sparende Klimapolitik weiterhin ein außerordentlich wichtiges Thema der Menschheit sei. Der öffentlichen Hand komme eine Vorbildfunktion zu, wobei aufgrund der Umweltkatastrophen immer deutlicher werde, dass die ganze Gesellschaft Leistungen zum Klimaschutz erbringen muss, so Kiendl.

Strom aus der Sonne

Klimaschutzmanager Franz Hien erläuterte dem Klimarat, dass der gesamte Stromverbrauch der Haushalte und Gewerbetreibenden auf dem Gemeindegebiet Schierling auf 67,1 Millionen Kilowattstunden im Jahre 2017 angestiegen ist. Nachdem aber auch die Eigenerzeugung auf sehr beachtliche 34,2 Millionen Kilowattstunden gesteigert werden konnte, werden rund 51 Prozent des verbrauchten Stroms in der eigenen Gemeinde produziert.

Die Strombilanz in Zahlen

Die Entwicklung des Stromverbrauchs und der Eigenerzeugung in den Jahren 2011, 2016 und 2017

Energie einsparen

Der Schwerpunkt der Arbeit des Klimaschutzmanagers lag aber auf der Energieeinsparung – und damit der CO2-Einsparung - in öffentlichen Gebäuden und Objekten. Hien trug vielfältige Umstellungsmaßnahmen und Investitionen vor, die der Markt Schierling im Rathaus, bei den Schulen und Sporthallen sowie auf der Kläranlage bereits getätigt hat. Unter Anderem anhand eines kleinen Beispiels bei der Kläranlage machte Hien bewusst, wie sich solche Investitionen auch wirtschaftlich rechnen können. Denn für die Umstellung der gesamten Beleuchtung auf der Kläranlage auf LED-Technik wurden 1190 Euro investiert. Damit aber erzielt man eine jährlich Einsparung an Energiekosten von rund 1200 Euro.

Gebäudeleittechnik

Um in Zukunft noch konsequenter überwachen und handeln zu können, baut der Klimaschutzmanager eine „Gebäudeleittechnik“ auf. Darin werden die Energiedaten aller kommunalen Gebäude zentral erfasst. So ist es nach Hien möglich, tagesaktuell die einzelnen Verbrauchsstellen auf Verbrauchsspitzen und Unregelmäßigkeiten zu überwachen. Es können Fehlerquellen eingesehen werden, ohne vor Ort zu sein und es kann das eingesetzte Personal sensibilisiert werden. Erfasst sind bereits das Dr.-Rudolf-Hell-Schulhaus Eggmühl, die Placidus-Heinrich-Grund- und Mittelschule Schierling, die Mehrzweckhalle, Marktbücherei und das Gemeinschaftshaus Pinkofen. Demnächst sollen damit der Bauhof, die Kindergärten St. Wolfgang und Bunte Au, das Feuerwehrzentrum Schierling und die Kläranlage ausgestattet werden.

Optimierung der Kläranlage

Ausführlich stellte Hien die energetische Situation auf der Kläranlage dar, die er zusammen mit Klärmeister Thomas Treintl analysierte. „Das ist ein sehr wichtiges Projekt, weil auf der Kläranlage sehr viel Strom verbraucht wird“, so Hien. Für die Realisierung von Optimierungsmaßnahmen wurden drei Kategorien gebildet, die schlussendlich eine Einsparung von bis zu 62.500 Kilowattstunden im Jahr möglich machen könnten. Zwar liege die Schierlinger Kläranlage schon jetzt bei den entscheidenden Energie-Kennzahlen im ersten Viertel aller Kläranlagen in Deutschland. Es gebe aber trotzdem wichtiges Potenzial. Versucht werde zum Beispiel, den Lufteintrag des Sandfanggebläses sowie die Laufzeiten der Rezirkulationspumpen zu reduzieren, was allein eine Einsparung von bis zu etwa 30.000 Kilowattstunden erbringen könnte. Anhand dieses Beispiels machte Hien die Reihenfolge der im Klimaschutzkonzept des Marktes Schierling genannten Ziele erneut bewusst: „Unser wichtigstes konkretes Ziel ist es, immer weniger Strom - als Primärenergie - zu verbrauchen, damit sie erst gar nicht hergestellt werden muss und so keine Schäden mehr verursachen kann!“, so Franz Hien. Angerissen hat er gegenüber dem Klimarat auch die Möglichkeit, über den Klärschlamm mit Kraft-Wärme-Koppelung Strom und Wärme zu erzeugen. Doch dafür seien immense Investitionen notwendig.

Radweg beleuchten

Hien trug außerdem eine Reihe weiterer angestrebter Maßnahmen vor, die vom Ziel einer Mitfahrzentrale-Schierling-App bis zur stromsparenden Beleuchtung des Radweges zwischen Schierling und dem Bahnhof Eggmühl reichten. Besonders durch die letzte Maßnahme erhofft sich Hien, dass Radfahrer animiert werden können, das Fahrrad anstelle des Autos zu benutzen. Die Leuchten sollten sich nur da einschalten, wo gerade jemand fährt. „Es können so immer zwei Lampen davor und zwei dahinter in Betrieb sein“, so Hien zu diesem ausgeklügelten System.

 
Text und Foto: Fritz Wallner