„Teil des Ganzen sein“
Jugendtag befasste sich mit Thema „Heimat“ - von der Gemeinschaft viel mitnehmen, sie aber auch bereichern
SCHIERLING, 01.11.2018. Beim Jugendtag in der Mehrzweckhalle unter dem Thema „DemoCrazy: Voll daheim – Voll dabei“ wurde einerseits deutlich, wie sehr für alle Menschen die Heimat – auch eine neue Heimat – identitätsstiftend ist, man in ihr Spaß haben kann, und wie es sich lohnt, sich für diese Heimat zu engagieren. Andererseits machte die Ausstellung der Schule über „Vorurteile“ so richtig bewusst, wie schnell Menschen – obwohl nichts von ihnen wirklich bekannt ist – aufgrund vorgefertigter Meinungen abgestempelt werden. Bürgermeister Christian Kiendl warb bei der Begrüßung dafür, dass die Gemeinde Schierling und die ganze Gegend – für uns alle - wichtiger Teil unserer Heimat ist.
Der Jugendtag ist ein außergewöhnliches Angebot, das auf sehr unterschiedliche Resonanz gestoßen ist. Insgesamt wurden 360 Eventbänder an die Besucher ausgegeben, darunter waren auch Erwachsene, die insbesondere am „Sea-Eye“-Gründer Michael Buschheuer Interesse hatten. Für ihn ist Niederbayern und die Oberpfalz genauso Heimat wie Deutschland und Europa. „Deshalb dürfen wir nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen am Rande dieser Heimat ertrinken!“, so seine viel beklatschte Botschaft.
Voll daheim und voll dabei
„Ihr sollt eine Party feiern, doch gleichzeitig auch manches erfahren und erleben“, sagte der Bürgermeister. Für das Heimatbewusstsein spiele es keine Rolle, wie alt man ist, wie lange man schon hier lebt, wo man herkommt, wie man aussieht und welche Religion man hat. Mit dem Jugendtag solle besonders bewusst werden, dass hier alle „Voll daheim“ sind. „Und wir sollen uns genauso klar werden, dass wir damit ‘Voll dabei‘ sind“, so Kiendl. Und zwar als Menschen, die von der Gemeinschaft viel mitnehmen können, die aber auch diese Gemeinschaft bereichern sollen.
Vielfältiges Programm
Es gab viel Musik, Kolping-Mitglieder berichteten über ihren Einsatz in Brasilien, um den armen Menschen dort zu ermöglichen, in ihrer Heimat ein besseres Leben zu führen. Natalie Gräf berichtete davon, wie in Straubing junge Frauen und Männer im Rahmen von „Flüchtlinge werden Freunde“ sogenannte Kultur-Lotsen ausgebildet wurden, die Grundwissen über Deutschland, über das Schulsystem, viele Gepflogenheiten und vieles andere erhielten, damit sie es an ihre Freunde weitergeben können. In der Filmecke wurde mit Kurzfilmen auf sehr unterschiedliche Weise die Frage „Was ist Heimat für dich?“ beantwortet. „Dort wo man mit Menschen gemeinschaftlich leben kann“, war eine Antwort junger Menschen. Und wie man zusammenarbeiten kann, wurde beim Jugendtag am „Schachtel-Puzzle“ deutlich, das über den Haufen geworfen, und dann von immer wechselnden Gruppen – mit großer Freude – wieder aufgebaut wurde, bis der Schriftzug „Teil des Ganzen sein“ voll lesbar war.
„Parkour“ als Magnet
Über die Stunden hinweg war die Schulturnhalle belagert, in der „Parkour Regensburg“ ein Sport- und Spielangebote machte und dazu selbst akrobatisch-sportliche Kunststücke zeigte. Hier stand der Spaß im Vordergrund. Kreativität war beim Familienstützpunkt gefragt, an dessen Stand mit Acrylfarben viele unterschiedliche, zum Teil erstaunliche kleine Kunstwerke entstanden. Gleich daneben konnten sich insbesondere die jungen Damen Henna-Tattoos mit arabischen Motiven auf die Hand zaubern lassen. Auch draußen im Fahrradunterstand konnten die jungen Leute bei der „Graffiti-Aktion“ ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Arabisch roch es auch am Verpflegungsstand, denn da gab es internationale Spezialitäten, bis hin zum türkischen Spieß vom Grill. Der Elternbeirat hatte Kaffee und Kuchen vorbereitet und der Schulförderverein war für die Getränke zuständig.
Mit Vorurteilen aufgeräumt
Die Ausstellung im Foyer der Mehrzweckhalle wurde von Besuchern als „Super-Aktion“ gesehen. Schülerinnen und Schüler der Schierlinger Placidus-Heinrich-Mittelschule unterschiedlicher Herkunft und Konstellation ließen sich dazu fotografieren und mit einem Schild räumten sie jeweils mit Vorurteilen auf: „Ich bin Syrerin und ich bin Christin“ war dabei ebenso zu lesen wie „Ich bin ein Mann und mag trotzdem rosa“, oder „Ich komme aus Thailand, aber ich bin nicht arm“.
Auf eher weniger Interesse stießen die Bands „Refugee Rap Squad“, „Marswellians“ und „Ferge x Fisherman“ mit ihrem Konzert am Abend. Den Organisatoren rund um das Rathaus, die Jugendpflege, die Schule und die ehrenamtlichen Jugendpfleger war von Anfang an klar, dass der Jugendtag ein Wagnis ist, noch dazu wo man auf jeglichen Alkohol verzichtete, und schon deshalb ein Teil wohl nur geringes Interesse zeigt.
Der Jugendtag in Bildern
Text und Fotos: Fritz Wallner