Kunst-Genuss im „ARTO∩ICO∩

Prof. Karl Betz am Konzertflügel - „Tierisches und Satyrisches“ von Malerin Sabine Kirchhoff

SCHIERLING/UNTERLAICHLING, 18.10.2018. Wenn im Markt Schierling die Begriffe „Kunst“ und „Genuss“ nach Vereinigung streben, dann heißt ihr Zielort „ARTO∩ICO∩“. Denn das kleine Kulturzentrum im alten Pfarrhof Unterlaichling bietet beides auf höchstem Niveau. Zuletzt bei der Vernissage zu Sabine Kirchhoffs Gemäldeausstellung „Tierisches und Satyrisches“, bei der der Pianist Prof. Karl Betz mit Interpretationen von Beethoven und Liszt für Begeisterung sorgte. Der Abend stand im Rahmen der landkreisweiten Veranstaltungsreihe "Kultur.Erbe 2018" unter der besonderen Schirmherrschaft des Landkreises Regensburg.

Der Pianist Prof. Karl Betz am Flügel
Im Kulturzentrum „Artonicon“ im alten Pfarrhof Unterlaichling im Markt Schierling verzauberte der renommierte Pianist Prof. Karl Betz aus Pfaffenhofen das Publikum.

Das Artonicon sei in den letzten neun Jahren zu einem Juwel geworden, befand Irmgard Herzog-Deutscher am Schluss der Veranstaltung. „Man ist unmittelbar dabei, wenn der Ton entsteht“, sagte sie voll Euphorie, und dieses kulturelle Engagement der Familie Langrieger gebe Schierling sehr viel. Auch der Maler Jock Saller aus dem nahen Holztraubach war restlos begeistert, insbesondere auch vom virtuosen und einfühlsamen Spiel von Prof. Betz. „Ich habe selten so plastische Musik gehört“, stellte er fest, und war damit im Einklang mit allen Besuchern.

„Kultur.Erbe 2018“

Organisator Hannes Langrieger freute sich über den guten Zuspruch, dankte Dr. Thomas Feuerer, dem Kulturreferenten des Landkreises sowie seiner Frau Sascha Borchers-Langrieger, und sollte mit seiner Ankündigung, dass ein ganz besonderer, erhebender Abend bevorstehe, mehr als Recht behalten.

Denn Prof. Karl Betz hatte Werke von Beethoven und Liszt ausgewählt, bei denen man fast von Raritäten sprechen kann, die eher selten gespielt werden. Mit anhaltender Leidenschaft und der Präzision eines Meisters entlockte er dem Konzertflügel diese verhaltenden Stücke wie „Schlaflos. Frage und Antwort“ nach einem Gedicht von Antonia Raab aus dem Jahr 1883. Nicht nur mit dem Stück „Batelle ohne Tonart“, das auch unter dem Titel "Vierter Mephisto-Walzer" bekannt ist, werde nach Prof. Betz deutlich, wie Franz Liszt die Zeit der Musik bis weit in das 20. Jahrhundert hinein vorgenommen hat.

Pianistische Virtuosität

Das Spiel des 71-jährigen Pianisten fühlte sich wie der Gipfel pianistischer Virtuosität an. Und so gerne würde man etwa mit einem Foto diesen Klang hörbar machen. Doch er bleibt denjenigen, die den Weg ins Artonicon nicht geschafft haben, ebenso verborgen, wie der Tanz des Meisters auf den Tasten. Drei „Vorhänge“ erklatschten sich die Besucher und erhielten dafür als Zugabe das wunderbare Liszt-Werk „Leise flehen meine Lieder“.

Die Künstlerin Sabine Kirchhoff zeigt Besuchern ihr Werk
Noch bis zum 28. Oktober zeigt die Malerin Sabine Kirchhoff (links) ihre Ausstellung „Tierisches und Satyrisches“
Foto des Bildes "Tausenfüßler"
Der „Tausendfüßler“ ist eines der von Sabine Kirchhoff geschaffenen Mischwesen

Die Malerin Sabine Kirchhoff ist Kunsterzieherin am Gymnasium Pullach. Sie zeigte eine große Auswahl ihres malerischen Themas der „Mischwesen“. Hannes Langrieger hielt die Laudatio und attestierte ihr, dass ihr herausragendes Merkmal der durch alle Exponate wehende Atem sei. Immer würden die Bilder etwas Konkretes erzählen, gleichzeitig entrückten sie ihren Gegenstand aber auch in einen träumenden, gegenwirkenden Kunstraum. „Sabine Kirchhoff sucht den Dialog mit den anderen Richtungen, so dem Kubismus (Pablo Picasso) oder der Übermalung (Arnulf Rainer)“, so Langrieger, und sie nähere sich in seinen Augen in vielen Aspekten dem „Bildernischen Denken“ Paul Klees.

Mischtechnik bevorzugt

Sie bevorzuge eine Mischtechnik, die Aquarell, Acryl- und Ölfarbe mit verschiedenen anderen, auch plastischen Materialen, auf Japanpapier und Leinwand verbinde. In diesen Collagen würden konkrete Dinge, wie etwa Papierfetzen, von Gebrauchsgegenständen abgelöst und eingearbeitet. In den Tierdarstellungen des im Artonicon vorgestellten Werkausschnitts äußere sich nicht nur ein wacher, freundschaftlicher Blick auf die Kreatur. Langrieger weiter: „Die Makroskopie der Natur und ihrer Geschöpfe weist auf das Leben in seiner unüberschaubaren Morphologie, aber auch seine exklusive Geschöpflichkeit und Würde hin, und zwar nicht aus politischer, sondern künstlerischer Perspektive.“ Neu sei bei Kirchhoff die Gruppe der Fabelwesen. Da gebe es Kuhleiber mit Fischbäuchen, Kamele mit Seepferdchenschwanz und auch Wolpertinger. „Man kann sich gut vorstellen, wie aus solchen Entwürfen ein Bildhauer eine Trophäe, einen neuartigen Orden wider den tierischen Ernst herausbilden könnte“, fasste Langrieger zusammen. Es gab für die Laudatio ebenso viel Applaus wie für die Werke selbst.

Bild des Gebäudes in der Dämmerung
Malerisch liegt das ARTO∩ICO∩ im alten Pfarrhof Unterlaichling

Ausstellung

Die Ausstellung schließt am Sonntag, 28. Oktober um 13 Uhr. Reguläre Öffnung ist jeweils am Samstag von 17 bis 19 Uhr, am Sonntag von 11 bis 13 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 09451/941323. Weitere Informationen unter www.musicalion.com/artonicon.

Sponsoren

Die Veranstaltung wurde unterstützt vom Musikförderverein Schierling e.V., vom Institut für Umwelt und Boden sowie vom Labor für Baustoffprüfungen Dipl.-Ing. Dieter Hantke.

 
Fotos: Fritz Wallner