Flüchtlinge pflanzen Bäume

800 Bergahorn und Rotbuchen gepflanzt - Symbol für Verbundenheit mit der neuen Heimat

SCHIERLING, 03.05.2018. Insbesondere Flüchtlinge aus Syrien haben auf einem gemeindlichen Grundstück in der Nähe von Allersdorf 800 Bergahorn und Rotbuchen gepflanzt. Sie folgten damit einer Initiative von Sepp Gascher vom Asylbewerber-Unterstützerkreis und zeigten ihre Verbundenheit mit ihrer neuen Heimat Schierling. Bürgermeister Christian Kiendl freute sich, denn damit würden die Flüchtlinge im wahrsten Sinne des Wortes in Schierling Wurzeln schlagen.

Foto der Beteiligten beim Bäumepflanzen
In Schierling pflanzten Flüchtlings-Familien aus Syrien und Äthiopien insgesamt 800 Bäume um die Verwurzelung mit ihrer neuen Heimat zu symbolisieren
Foto von Ali beim Graben
Der Zweitklässler Ali war einer der ganz fleißigen Helfer

Frauen, Männer und Kinder aus Syrien und Äthiopien, unterstützt von ihren Schierlinger Freunden, hatten sichtlich Freude und brauchten beachtliche Muskelkraft, um für die 800 Setzlinge mit dem Hohlspaten die Löcher zu graben und sie gut im Boden zu verankern. Für die Akteure nichts alltägliches, denn vor allem in Syrien findet man kaum noch Wald. Sie arbeiteten so schnell und ausdauernd, dass für diesen Elan und Eifer auch die Gemeindegärtner Thomas Reindl und Sebastian Kaiser ein großes Lob hatten. Weil oft die ganze Familie zusammenhalf, sei dies für alle noch viel mehr Antrieb gewesen, vermutete Hien. Ein sehr gutes Beispiel war der Zweitklässler Ali, der immer wieder – mit Unterstützung eines Erwachsenen – ein Loch grub, den Baum setzte und damit für Jahrzehnte eine für markante Stelle in der Schierlinger Flur markierte. „Das ist schon der elfte Baum!“, sagte er nicht ohne Stolz als Zwischenfazit seiner Arbeit. Auch der Bürgermeister fügte sich in die Arbeit ein und half mit, das rund 2000 Quadratmeter große Grundstück aufzuforsten. Die wichtigsten fachlichen Vorbereitungen für die Aktion hatte Klimaschutzmanager Franz Hien getroffen. Er hatte aus dem noch von der Pflanzaktion „WirWollenMehr“ übrigen Geld 250 Bergahorn und 550 Rotbuchen besorgt. Die Gemeindegärtner markierten mit Unterstützung von Dr. Hans Straßer, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Bund Naturschutz, die Pflanzstellen, legten die Setzlinge aus und sorgten für den richtigen Wurzelschnitt.

Die Verantwortlichen mit Baumsetzling und Spaten
Sie hatten die Vorbereitungen getroffen: Von links Annette Straßer, Sepp Gascher, Bürgermeister Christian Kiendl, Claudia Buchner und Franz Hien
Das Ehepaar Alothman
Auch der Apotheker Mohamed Alothman und seine Frau Suhir aus Syrien packten in ihrer neuen Heimat kräftig an

Aktiv waren auch der Apotheker Mohamed Alothman und seine Frau Suhir. Der Mann war vor etwa drei Jahren dem Krieg in Syrien entflohen, seine Frau mit den Kindern folgte ein halbes Jahr später. Die Familie hat in Schierling eine Wohnung gefunden und ist hier daheim, denn Mohamed hat schon seit 16 Monaten eine feste Anstellung beim Blutspendedienst des Roten Kreuzes und seine Kinder sind in der Schule erfolgreich. Der älteste Sohn wird am September die Fachoberschule besuchen.

Vater mit kleinem Sohn beim Bäume setzen
Vater und Sohn arbeiten gemeinsam

Annette Straßer, die Leiterin des Familienstützpunktes, Claudia Buchner, die Sprecherin des Asylbewerberunterstützerkreises, und Sepp Gascher kennen sie alle. Straßer begleitet den Weg vieler Familien und sie freute sich, dass die jungen Leute vor allem über Praktika im Anschluss an die Schule einen Arbeitsplatz finden. Es gebe mittlerweile „tolle Modelle“ von der Agentur für Arbeit. Und sie habe das Projekt „Lebenswirklichkeit in Bayern“ nach Schierling geholt. Zusammen mit der katholischen Jugendfürsorge werden die Flüchtlinge mit der Vielfalt und Kultur Bayerns vertraut gemacht. Derzeit laufe das zweiten Modul, bei dem es um Musik, Tanz und Theater, und zwar vom bayerische Lieder singen bis zum Polka tanzen gehe. „Es sind daran nur Frauen beteiligt, weil sie die Schlüsselposition in der Familie einnehmen“, so Straßer.

Bürgermeister Christian Kiendl lobte das Zusammenwirken von Einheimischen und Flüchtlingen. Der Wald habe eine wichtige Funktion und gerade mit dieser Aktion werde das Symbol des Wurzeln schlagens besonders deutlich. Er hoffte, dass dies auch ein Symbol für die ganze Gesellschaft sein kann, denn schlussendlich seien alle Menschen gleich. Er dankte den Organisatoren und bot an, in zwei oder drei Jahren gemeinsam nachzuschauen, was aus den Bäumen geworden ist.

Flüchtlinge in Schierling

Portrait Alata Elatawneh
Dr. Alata Elatawneh zollte den Schierlingern ein dickes Lob für ihre beispielhafte Kooperation

Gut 140 Flüchtlinge leben derzeit in Schierling, so Straßer. Davon 14 Familien mit 55 Personen dauerhaft in Wohnungen und 88 nach wie vor in zentralen Unterkünften. Viele Männer arbeiten bei einheimischen Firmen, unter anderem bei Sperl, Goschler oder Gascher, und Hasan hat sich mit einem Computer- und Handyservice selbstständig gemacht.

Ein dickes Lob für Schierling gab es von Ingenieur Dr. Alata Elatawneh, einem in Pfaffenhofen lebenden Palästinenser aus dem Westjordanland, der im ganzen Land vielfältige Kontakte zu Flüchtlingen hält und sie begleitet. Er sei oft in Schierling gewesen und sei sicher, dass es sich um etwas Vorbildliches handelt, wie man in Schierling zusammenwirkt. „Die Baumpflanzaktion ist super, so etwas habe ich noch vorher erlebt!“, so Elatawneh.

Gruppe beim Pflanzen
Gruppe beim Pflanzen
Gruppe beim Pflanzen

 
Text und Fotos: Fritz Wallner