Neujahrsempfang würdigt Familien
„Familie: Mehr Leben ist nirgends“ hieß das Thema
SCHIERLING, 01.02.2018. Mit „Familie: Mehr Leben ist nirgends“ hatte der Markt Schierling seinen Neujahrsempfang im Saal des „Topfour“ überschrieben und lenkte damit die besondere Aufmerksamkeit auf die Familien sowie alle Familien unterstützenden Einrichtungen in der Gemeinde. Bürgermeister Christian Kiendl hob die Familienfreundlichkeit des Marktes hervor und Landrätin Tanja Schweiger lobte Schierling besonders für die weitschauende, bedarfsgerechte und großzügige Planung von Kinderbetreuungseinrichtungen, die über die Vorgaben des Staates hinausgeht.
Die als Festrednerin angekündigte bayerische Familienministerin Emilia Müller musste passen und stattdessen in Berlin die Koalitionsverhandlungen mit führen. Sie schickte den Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier als Vertretung. Bürgermeister Kiendl begrüßte die vielen Gäste einzeln und wünschte alles Gute für das gerade begonnene Jahr.
Ehe und Familie seien Orte, an denen in liebenden Beziehungen in besonderer Weise die Lebensmöglichkeiten erweitert werden und in denen die Kraft dafür wächst. Aus der Dichte der Beziehungen in Ehe und Familie würden aber nicht nur die Familienmitglieder selbst leben, sondern daraus gewinne die ganze Gesellschaft ihre Lebensmöglichkeit, sagte Kiendl. In einer Gesellschaft, die auf der ständigen Suche nach Erlebnissen, Abenteuern und Konsum sei, böten Familien durch ihre Beziehungen, in denen nicht das Muster des Kaufvertrags dominiere, sondern der Tausch des Gleichwertigen und der Liebe, einen wichtigen Anker. Als der tiefste Ort von Beziehungen sicherten Familien die Gesellschaft und machten sie mit ihren Kindern zukunftsfähig.
Kiendl bekräftigte, dass er die Unterstützung der Familien, und da insbesondere der Kinderbetreuung, unter wirtschaftlichen Aspekten sehr kritisch sieht. Eine Kinderkrippe und ein Kindergarten seien keine „kostenrechnenden Einrichtungen“ wie etwa Abwasserbeseitigung und Wasserversorgung. Kinder zu haben sei kein Luxus im wirtschaftlichen Sinn des Wortes, sondern für die Gesellschaft eine Überlebensfrage. Schierling habe seit Jahrzehnten sehr niedrige Kinderbetreuungsgebühren - die niedrigsten im ganzen Landkreis Regensburg. „Nicht, weil wir so reich sind. Nein, weil wir politische Prioritäten setzen!“, so der Bürgermeister. Es gehe dabei um Solidarität zwischen den Gruppen ebenso wie zwischen den Generationen. Und es gehe um die Frage, was wichtig ist in unserer Gesellschaft, was eine Gesellschaft trägt, was zukunftsfähig ist, was sichert, dass die Infrastruktureinrichtungen erhalten bleiben können. Schierlings Antwort laute: Die Familien! Zur aktuellen Diskussion um die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge wurde Kiendl sehr konkret: „Wenn es sich der Staat leisten kann, auf die Beiträge von Haus- und Grundstückseigentümern – also von Menschen, die schon Vermögen haben - bei der Erneuerung von Straßen zu verzichten, dann muss er es sich auch leisten können, die Kinderbetreuung – für Menschen, die noch nichts haben - zum Nulltarif zu schaffen!“, sagte er.
Schierling sei auch eine weltoffene Gemeinde, die immer wieder den Brückenschlag in die Zukunft wage. Für uns sind alle Kinder schon deshalb gleich, weil sie Geschöpfe Gottes sind. Unabhängig von ihrer Herkunft und unabhängig von ihrer Religion. Wie ernst Eltern ihre Aufgaben nehmen, darüber habe bei unzähligen Besuchen bei Familien mit Neugeborenen immer wieder staunen dürfen. Ebenso über die Rolle von Omas und Opas, von Geschwistern, Onkeln und Tanten – und über das Glück, das es bedeutet, Großeltern im eigenen Haus oder in der Nachbarschaft zu haben, bzw. Kinder in der Nähe zu haben, wenn man schon älter ist. Der Bürgermeister rühmte das vielfältige ehrenamtliche Engagement zugunsten der Familien und war stolz und dankbar zugleich, dass die Gesellschaft von Schierling so familienfreundlich ist und wie der Marktgemeinderat in dieser Frage an einem Strang zieht.
(Hier können Sie die gesamte Ansprache des Bürgermeisters im Wortlaut (Format PDF) nachlesen).
MdL Josef Zellmeier überbrachte die Grüße von Staatsministerin Emilia Müller und betonte besonders die Bedeutung der Familie. Im Gegensatz zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das die Ehe und Familie im Artikel 6 schützt, widme die Bayerische Verfassung der Ehe, Familie und Kinder schon seit 1946 einen ganzen Abschnitt. Demnach bedürfen diese Bereiche dem besonderen Schutz des Staates. Zu Recht, wie Zellmeier, der selbst zweifacher Familienvater ist, fand: „Familien stiften Zusammenhalt über Generationen.“ Der Freistaat Bayern sehe sich als Familienland Nummer eins. Fünf Milliarden Euro fließen im Haushalt in den Bereich Familie. Damit würden die Voraussetzungen für eine familienfreundliche Gesellschaft geschaffen, zum Beispiel beim Thema Inklusion und Barrierefreiheit, Recht und Sozialstaat, Integration oder bei Rentenverbesserungen.
Respekt zollte er allen, die sich zum Wohl der Gemeinschaft engagieren. Keine staatliche Leistung könne den Ideenreichtum und die Spontaneität des Ehrenamts ersetzen. Sie machten die Gemeinden lebenswert. „Sie alle leisten Außergewöhnliches in ihrem Bereich und darüber hinaus“, wandte er sich abschließend direkt an die Zuhörer. „Sie sind die Keimzellen unseres Landes.“
Landrätin Tanja Schweiger führte in ihrem Grußwort die Leistungen des Landkreises auf, die Familien bei Bedarf zur Verfügung stehen. Schweiger lobte Schierling besonders für die weitschauende, bedarfsgerechte und großzügige Planung von Kinderbetreuungseinrichtungen, die über die Vorgaben des Staates hinausgeht. Gleichzeitig äußerte sie den Wunsch an die anwesenden Landtagsabgeordneten der Region, dass die Staatsregierung die Förderung des Raumprogrammes bei Kindertageseinrichtungen anpasse. Denn nicht immer entsprechen die Räume, für die die Kommunen eine Förderung erhalten, auch dem tatsächlichen Bedarf. An die Gesellschaft appellierte sie, sich menschlicher und gefühlvoller zu zeigen, wenn es um das Thema Familie geht, vor allem am Arbeitsplatz. Sie zitierte dabei eine Mutter, die sie in einem Workshop kennengelernt hatte: „Ich wünsche mir, dass die Kollegen anerkennen, dass ich bereits zwei Stunden gearbeitet habe, wenn ich um acht Uhr im Büro sitze.“
Emotionaler Höhepunkt des Neujahrsempfangs war die Ehrung für besonderes Engagement im Bereich Familie. Die Geehrten erhielten einen Glaspokal und Blumen. Für Josef Zellmeier gab es einen Schierlinger Korb mit Erzeugnissen aus dem Markt Schierling.
Neujahrsempfang
Gäste. Unter den Gästen waren neben Familien mit vielen Kindern auch die MdB Peter Aumer und Ulrich Lechte, MdL Silvia Stierstorfer und Margit Wild, Landrätin Tanja Schweiger sowie Ehrenbürger Bürgermeister a.D. Otto Gascher.
Musik. Die Gruppe „Lichtfänger“ sorgte für schmissige musikalische Begleitung.
Menü. Das Team des Restaurants „Topfour“ hatte verschiedene kleine Köstlichkeiten – vom Spaghettisalat über Riesengarnele und Schweinemedaillon bis Panna Cotta – vorbereitet.
Fotos: Fritz Wallner